Superhirn Sammelband
Plattform zu erreichen und nach einsamen Hütten oder verdächtig abseits ankernden Schiffen zu spähen. So kümmerte sie das Gewisper der jugendlichen nicht. Zudem bellte der Pudel fortwährend.
Das geraubte Bild, das sie unten in Sicherheit glaubten, war ihnen also »vorausgeschwebt« und hing jetzt im oberen Teil des Leuchtturms? Und die »Spürkolonne-hatte sich nicht von ihm entfernt, sondern war ihm sogar entgegengestiegen … ? Nein, das gab es nicht! Das konnte, das durfte nicht sein! Bei allem, was in dieser Welt möglich war – in so kurzer Zeit konnten doch nicht so viele Leute an ein und demselben Ort verrückt spielen … Hatte Henri etwa eine Leiter angestellt, um mit dem geraubten Bild in die dritte Turm-Etage zu klettern? Eine derart lange Leiter gab es nicht, denn schließlich war Cap Felmy kein Feuerwehrstützpunkt. Außerdem war das Bild keine Postkarte, sondern ein riesiges Gemälde … Diese kaum faßbaren Gedanken bewegten die jungen Gefährten.
Die Männer waren jetzt auf der Plattform im Freien, Superhirn öffnete die Tür zur Wohnung von Tati und Micha. Totenbleich kam er wieder herausgeschossen:
»Mich laust der Affe! Das Bild hängt zwischen Fenster und Bad!«
»Ach, Quatsch … », hauchte Tati, doch ihr Blick bewies, daß sie Superhirn glaubte.
»Los, rauf auf die Plattform! Unterhaltet euch mit den Männern! Nichts anmerken lassen!«
Superhirn stob die Treppe hinunter – und prallte auf Henri.
Wenn es darauf ankam, war Henri von allen der verläßlichte und ruhigste Partner Superhirns. Doch jetzt ruderte er mit den Armen und rollte die Augen, als hätte er eine Kartoffel im Hals. Superhirn rüttelte ihn an den Schultern:
»So sprich doch! Was ist mit dem Bild?«
»Weg!« würgte Henri. »Einfach – weg …!« Er riß sich los und starrte Superhirn an: »Was macht ihr denn mit mir? Haltet ihr mich für blöd? ich soll das Bild verstecken, ihr lauft in den Vorraum, ich schließe die Tür, schieb sogar noch den Riegel davor – und als ich mich umwende, hängt das Bild nicht mehr da! Ihr habt es mitgenommen!«
»Du tickst wohl nicht richtig?!« raunte Superhirn. »Ist das Gemälde eine Briefmarke? Na also!
Du machst mir Vorwürfe! Dabei wollte ich dich fragen, wie du das Bild in den dritten Stock gebracht hast!«
Henri hielt sich am Geländer fest:
»Wooohin … ?« krächzte er.
»In Tatis und Michas Wohnung! Da hängt es jetzt! ja, guck nicht so! ich spinne nicht! Das geraubte Gemälde prangt in Originalgröße da oben zwischen den Betten und der Tür zum Bad!«
Wortlos starrten sich die beiden Freunde an. Henri gewann langsam seine Fassung zurück. In normalem Ton sagte er:
»Ich hab das Bild unten im Empfangszimmer nicht mehr gesehen – und zwar von dem Moment an, als ihr in den Vorraum ranntet. Ich konnte es gar nicht fassen! Wie ein Affe bin ich mir vorgekommen, als ich es suchte …«
»Und Micha ist sich wie drei Affen auf einmal vorgekommen, als er das Ding plötzlich bei sich oben hängen sah!« unterbrach Superhirn.
»Hier ist ein Dritter im Spiel«, meinte Henri dumpf. »Einer, der mich und Micha gefoppt hat, ohne daß wir's merkten … Hm, aber nein. Wie sollte der das angestellt haben?«
»Ja – wie! Das ist der springende Punkt«, meinte Superhirn. »Hinter der Sache steckt nicht nur ein Verbrecher, sondern ein wahrer Teufel, ein Ungeheuer.«
»Los, laufen wir nach oben und sagen dem Kripo-Assistenten Bescheid«, riet Henri.
»Ja«, stimmte Superhirn zu. »Aber auf meine Art, hörst du? Auf meine Art!«
»Okay!«
Superhirn und Henri jagten die Stufen empor. Sie kamen nur bis zur obersten Wohnung. Auf der Treppe stand micha und hielt sich den Hals, als hätte ihn jemand gewürgt.
»Wo sind die anderen?« fragte Henri.
»Mit den M-m-männern auf der Plattform!« stotterte der jüngste. »Aber …«
»Was, aber?« drängte Superhirn.
»In unserer Wohnung … », bibberte Micha.
»Ja, ja, da hängt das Bild, das weiß ich schon.« sagte Superhirn ungeduldig. »Nun krieg dich erst mal wieder ein. Das werden wir gleich klären.«
Er wollte Micha zur Seite schieben, doch der jüngere krallte sich an ihn:
»Nichts weißt du! Nichts kannst du klären … fauchte er in höchster Aufregung. »Da drin hängt nämlich nicht mehr der geklaute RÄUBERSCHWUR - sondern … » »Etwa wieder gähnende Leere?« fragte Henri.
»Nein, ein anderes Bild! Es ist »Die große Seeschlacht« von Patrick Doyle. Das kenn ich aus meinem Geschichtsbuch!«
»Eine
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