Superhirn Sammelband
deutlich:
»Nein, Tati, du wolltest dich nur breitschlagen lassen, sie ihr zu geben, weil sie so sehr darum bettelte! Wir anderen meinten: Kommt nicht in Frage, die Puppe ist dein Glücksbringer, und Madame Dingdong kommt zum Putzen her, nicht zum »Abstauben«! Auf meinen teuren Radiowecker hatte sie auch ein Auge geworfen. Stimmt's, Henri … ?«
»Stimmt«, bestätigte Henri prompt. Ihm war sofort klar, daß Superhirn etwas im Schilde führte, Micha öffnete den Mund, schloß ihn jedoch sogleich wieder, als ihn Superhirns Blick traf. Gérard kniff die Augen, und Prosper rieb sich heftig das Kinn. Aber auch er schwieg.
»Ist das wahr … ?« staunte Aristide. »Kinder, man lernt nie aus, nie …« Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Dienstlich darf ich ja keinen Tatverdacht wegleugnen, noch dazu, wenn er so eindeutig ist, wie in diesem Fall. Aber privat – privat hätt ich darauf geschworen, daß die Frau eher ihr letztes Paar Schuhe verschenken würde, als auch nur ein einziges Radieschen aus Nachbars Garten zu ziehen. ja, ich muß jetzt fort. ich sollte nur die Puppe abgeben und das Dreirad abholen!«
»Richtig, Madame Dingdongs fahrbarer Untersatz – er steht noch draußen«, erinnerte sich Henri. Der Beamte erhob sich: »Wenn ihr 'ne Liste aufstellen wollt, falls ihr noch was vermissen solltet … K »wir haben schon überall nachgeguckt: Außer der Puppe fehlte nichts«, sagte Superhirn. »Aber ich würde gern ein Foto oder eine Beschreibung des geraubten Millionenbilds haben. Was meinen Sie? Wäre das möglich?«
»Verstehe!s Aristide lachte: »Ihr seid erprobte Detektive l Aber da kann ich euch helfen! Der Sohn des Besitzers, der junge Herr von Rodincourt, hat der Polizei einen Stoß von Privatprospekten überlassen.e Er griff in die Brusttasche und zog ein rechteckiges Stück Glanzpapier im Oktavformat hervor. »Hier ist das Gemälde verkleinert abgebildet, in bunt. Die Originalmaße stehen dabei!«
»Wo – wo … Das möcht ich sehenk rief Tati und folgte mit den anderen Superhirn, der das Blatt zum Tisch trug und sich darüberbeugte.
»Othello Barbarinis RÄUBERSCHWUR”, las Superhirn. »Von unwissenden Betrachtern ursprünglich Geisterhände' genannt . . » »T-t-toll!« staunte Prosper. »So'n Bild hab ich noch nie gesehen! Es w-w-wundert mich nicht mehr, daß es 'ne M-m-million Dollar wert ist …!«
Superhirn las weiter: »Das Bild stellt die zu einem Schwur über einem nächtlichen Feuer gekreuzten Hände einiger Abruzzen-Räuber dar …«
»Unheimlich«, hauchte Tati beeindruckt. »Der Flakkerschein, der Rauch, die Schatten der Finger …«
»Und wie lebendig die Hände sind!« wunderte sich Gérard.
»Die Gesichter, die Gestalten – nichts, nichts sieht man von den Räubern; nur die Unterarme und die Händek rief Henri in höchster Bewunderung.
»Es ist, als könnte man sich die Räuber dazudenken«, wisperte Micha fast ehrfürchtig.
»Trotzdem«, murmelte der Beamte. »Ich würd's nicht mögen! Stellt euch das mal in Riesengröße vor! Die Wiege meines Enkelchens möcht ich nicht drunterstellen! Das arme Kind könnt sich an den Räuberpfoten vergucken.!
Er verabschiedete sich und schloß in dem Moment die Tür von außen, in dem Prosper – ohnmächtig zusammenbrach. Im Wanken hatte er auf die wand gedeutet. Mit dumpfem Geräusch sackte er auf den Bodenbelag.
Das Erdgeschoß des Leuchtturms war eckig, und zwar durch die notwendig gewordene Erweiterung der Wirtschaftsräume. Die Wände zwischen den unterschiedlich großen Fenstern hatte man teilweise bespannt oder mit lustigen Symbolen bemalt, die an das Meer erinnern sollten. Ein Teil aber war frei und grellweiß, Und dort hing – in Riesengröße – plötzlich das Originalgemälde von Barbarinis RÄUBERSCHWUR.
Noch nie hatten die Freunde Superhirn so unbeherrscht gesehen. Er kümmerte sich nicht um den vor Schreck bewußtlos gewordenen Prosper, und er betrachtete kaum noch das gestohlene Original von Barbarinis RÄUBERSCHWUR, die »Geisterhände« an der Wand – er tobte!
Tatsächlich: Superhirn tobte vor Verzweiflung und Wut … !
»Das war's, was ich verhindern wollte!« schrie er. »Ich wollte auf keinen Fall, daß auch nur die geringste Spur zu unserem Turm führt! Ich hab den winzigsten Schatten eines Verdachts verscheucht, wir könnten aus Mitleid mit der Dingdong irgendwas verschweigen, sie etwa zu schützen versuchen oder gar Mitwisser, ja, Helfer eines Millionendrehs sein!«
Tati kniete neben dem ächzenden
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