Superhirn Sammelband
gelassen.«
»Egal«, drängte Prosper. »Ich hab das Gefühl, Superhirn geht jetzt aufs Ganze. Da will ich dabeisein.«
»Meinst du, ich nicht?« rief Micha.
Und so kletterten alle eilig vom Schiff auf den Kai. Monsieur Valentin war inzwischen abgefahren. Nur Superhirn, zwei Einkaufstüten in den Händen, stand wartend da. Sein Gesicht glich einer Maske. Er bemühte sich nicht mehr im geringsten, den »ferienfrohen« jungen zu spielen. Es schien, als glitzerten Eisstücke hinter seiner Brille.
»Um Himmels willen.« forschte Tati. »Ist dir nicht gut?«
Ganz langsam sagte Superhirn: »Wir fahren jetzt zum Schloß Rodincourt. Und dort werde ich die Schau des Jahrhunderts abziehen. Das erfordert Nerven, Wer meint, er könne sich nicht beherrschen, der bleibe lieber hier! Ich nähme es keinem übel! Wahrhaftig nicht!«
Gerard fragte: »Geht es darum, Madame Dingdongs Unschuld zu beweisen?«
Superhirn nickte.
»Gut«, meinte Gérard. »Das lohnt! Das ist überhaupt das allerwichtigste! Dafür nimmt sich jeder an die Strippe!«
»K-k-klar … !« schluckte Prosper.
Die anderen schwiegen, doch ihre Mienen drückten Entschlossenheit aus. Um der liebenswerten Frau zu helfen, waren sie zu jedem Opfer bereit . . .
Daß Valentin eine Möglichkeit gefunden hatte, die Räder der Freunde herbeischaffen zu lassen, war nichts Besonderes, Fahrzeuge von Fischern und Austernzüchtern waren ohnehin ständig – und auf einer Tour oft leer – zwischen Insel und Festland unterwegs.
»Sag mal, Superhirn«, forschte Tati, als sie mit dem Pudel auf die abgestellten Räder zustrebten, »wo bist du denn so lange gewesen? Da mopsen wir uns den halben Tag auf dem Schiff herum, spielen Faulenzer – und zerspringen fast vor Spannung! Und was ist in den Einkaufstüten, die du da mitschleppst?«
Superhirn wartete, bis sie den Pudel im Körbchen vor der Lenkstange ihres Rades verstaut hatte. Als alle startbereit waren, erklärte er:
»Ich habe noch 'n paar Telefonate geführt, sicherheitshalber nicht vom Schiff aus. Dann bin ich in einigen Andenkenbazaren gewesen.«
»Aha!« begriff Micha. »Um das falsche Holland-Püppchen zu kaufen. Da hast du aber Glück gehabt! Schließlich sind wir nicht in Amsterdam!«
»Du merkst aber auch alles.« grinste Henri. »Nur eins hast du vergessen: Es gibt in großen Kiosken jede Menge Trachtenpuppen – auch solche aus den Heimatländern der Touristen. Sogar Uniformierte kannst du haben: englische Bobbys und Gardisten mit Bärenfellmützen.«
Die Gefährten radelten jetzt ostwärts über die Insel, der Brücke zu. Es war etwa 14 Uhr – und so heiß, daß Superhirn im Schatten einer Hecke Pause machen ließ. Alle sechs – und der Pudel – legten sich ins Gras.
»Also hört her«, sagte der Spindeldürre. »Monsieur Rodincourt erwartet uns. ich will im Schloß den Tresorraum sehen, aus dem die gute Dingdong das Millionenbild geraubt haben soll.«
»Und was hat die arme Frau davon?« fragte Gerard.
»Ihre sofortige Freilassung!« antwortete Superhirn ruhig.
Es war sehr still. Man hörte einen Windhauch in der Hecke flüstern. Aber es kam den Freunden vor, als rausche es nur in ihren Ohren. Eindringlich, wenn auch nicht im mindesten aufgeregt, fuhr Superhirn fort:
»Wir sind eine normale Feriengruppe, ohne irgendein Vorrecht, ohne jede Aufgabe oder einen Auftrag. Wir setzen jetzt alles auf die List. Und das muß klappen! Kommissar Rose ist nicht zu erreichen, und die Leute vom hiesigen Kommissariat sind nervös und glauben uns nichts. Auf dem Schiff, vorhin, wart ihr übrigens sehr schlechte Schauspieler!«
»Na, und du?* warf Tati ein. »Du bist am Kai herumgehopst wie ein Rentner auf Schmetterlingsfang! So 'ne Schmierenkomödie hab ich selten erlebt!«
Superhirn nickte. »Und eben die Schmiere«, betonte er, »müssen wir uns abschminken! Unser Auftritt vor und im Schloß muß glaubhaft sein. Nur ein winziger Fehler – und wir fliegen da raus.«
Gérard richtete sich im Grase auf: »Welche Oper sollen wir aufführen? Hör mal, ich bin Fußballer und kein Sänger!«
»G-g-glaubst du, ich?« verwahrte sich Prosper. »Schon auf dem Kindertheater, als Rabe, war ich 'ne Niete.«
»Halt, halt!« beschwichtigte Henri. »Etwas Dummes fordert Superhirn bestimmt nicht von uns. Außerdem: Vergeßt nicht, daß wir den Hexer' ganz schön auf den Rücken gelegt haben …«
»Eben«, hakte Superhirn ein. »Wir müssen aufpassen und geistesgegenwärtig sein! Tati, du nimmst jetzt die eine der
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