Superhirn Sammelband
beiden Plastiktüten an die Lenkstange. Darin ist eine zweite falsche Holland-Puppe. Auch im Bazar von La Coliniare gekauft. Die echte hab ich in der anderen Tüte, und zwar in einer ausgehöhlten, kompletten Ananas verborgen!«
»A-na-nas … ?« fragte Tati, als hätte sie sich verhört.
»Ananasfrüchte gibt's zu jeder Jahreszeit«, grinste Superhirn. »Allerdings wachsen sie nicht auf der Insel – wie die Mimosen. Ich konnte sogar zwischen Hawaii-, Taiwan-und Cote-d'IvoireFrüchten wählen. Die Cote, also die Ananas von der Elfenbeinküste, war am geeignetsten!
Wenn uns jemand die Puppe wegnehmen will«, fuhr Superhirn fort, »protestiert Tati lautstark. Sie reißt ihre Tüte an sich. Ihr anderen verteidigt sie.«
»Die Tüte oder Tati?« kicherte Micha.
»Beide!« antwortete der Spindeldürre, indem er dem jüngsten einen humorlosen Blick zuwarf.
»Ihr rennt der Tüte mit der falschen Puppe sogar nach. Der Sinn ist, von der echten Puppe in der Ananas abzulenken. Tat!, du übernimmst die Regie. Und ihr anderen merkt euch: spielt eher zuwenig, als zuviel! Wie Klamauk darf die Sache nicht wirken. Los, alles Weitere unterwegs – und dann die Bewährung an Ort und Stelle …«
– 7 –
Sechs und ein Pudel stürmen das Schloß
Eine Stunde später langte die kleine Kolonne vor der haushohen Mauer des Rodincourtschen Parks an. Die Torflügel standen weit offen. Neben der Einfahrt parkte ein Polizeiwagen, doch der Beamte darin warf nur einen flüchtigen Blick auf die Radler. Die sechs Gefährten – mit dem Pudel in Tatis Lenkstangenkorb – strampelten durch einen lichtdurchfluteten Dom von Platanenblättern auf das Schloß zu. Linker Hand, zwischen den Stämmen, sah man den verkohlten Holzpavillon. Zwei Fahrzeuge der Feuerwehr waren noch da. Die Mannschaften, wie auch einige Polizisten, durchstöberten die Trümmerstücke samt der Asche.
»Schnell vorbei.« drängte Superhirn. »ich sehe den Kripo-Assistenten Gide!«
Doch schon ertönte ein Pfiff und ein scharfes:
»Halt, ihr Bande …!«
»Stop!« zischte Superhirn. »Der Tanz beginnt!«
Wie ein Jogger kam der junge Beamte angespurtet:
»Zum Teufel«, keuchte er ärgerlich. »Da kommt ihr mir schon wieder in die Quere! Ihr stiftet nichts als Verwirrung! Was hat euch veranlaßt, mitten in der Nacht die Polizei anzurufen und was vom Hexer' und der Puppe zu faseln? Und weshalb vermutet ihr den Hexer' ausgerechnet hier, wo er damals festgenommen wurde?«
»Ist die unschuldige Madame Dingdong noch in Haft?« fragte Superhirn höflich zurück.
»Ob sie unschuldig ist, wird sich herausstellen!« rief Gide.
»Aber was suchen Sie denn da am verbrannten Pavillon?« ließ sich der Spindeldürre nicht beirren. »Wenn die Sprengplombe, die an dem Bild hing, dort explodiert ist, muß das Bild logischerweise mitverbrannt sein! Dann kann es Madame Dingdong niemals in einem Kleiderkarton zu ihrer Schwester gebracht haben!«
»Vielleicht hat sie das Gemälde erst einmal im Pavillon verborgen.« sagte Gide ungehalten.
»Wir müssen alles in Betracht ziehen!«
Superhirn blieb unerschütterlich: »Der junge Rodincourt hat sie im Auto abgeholt und vom Schloß aus direkt zu ihrer Schwester gefahren, das steht fest. Und bei der Schwester werden Sie nichts anderes gefunden haben als den Kleiderkarton – und das Kleid. Übrigens: Gibt es im Park nicht scharfe Wachhunde?«
»Ja«, bestätigte der Kripo-Assistent unwirsch. »Aber die sind jetzt im Zwinger. Ach – da fällt mir ein: Die Puppe, die sich die liebe Dingdong ohne euer Wissen bei euch geborgt hat – und die sie am Tatort zurückließ, die ist ja auch ein Beweis. zumindest ein Hinweis! Man hat sie euch versehentlich zurückgegeben. Doch ich sehe, daß ich sie noch brauchen werde. Kann ich sie – bitte – wiederhaben? Die Quittung kriegt ihr später!«
Jetzt zeigte sich Tatis Geistesgegenwart. Sie nahm die Tüte mit der falschen Puppe vom Lenker, hielt sie hinter sich und rief: »Das hätten Sie sich eher überlegen sollen! Noch einmal geh ich die Puppe nicht her. Sie soll Madame Dingdong nicht noch tiefer ins Unglück stoßen.«
Die anderen schoben ihre Fahrräder vor Tatis Rad und machten empörte Gesichter. Der Pudel hustete vor Zorn, als wollte er in dem ganzen Theater nicht zurückstehen. inzwischen fuhr Superhirn (mit der echten Puppe in der Ananas und in der Tüte) ein tüchtiges Stück weiter.
»Wo ist Kommissar Rose?« schrie er. »Ich beschwöre Sie: Holen Sie ihn so schnell wie möglich heran,
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