Superhirn Sammelband
schwarzen? Ist der nicht mehr ganz dicht?« Sie schimpfte noch vor sich hin, als sie die Einkäufe von der Insel Oléron in den Kühlschrank tat. Während Tati sich duschte und umzog, bereitete sie Kakao, deckte den Tisch im Eßraum und stellte den mitgebrachten Blätterteigkuchen dazu. Loulou bekam die Krümel und Bröckchen aus dem Alupapier, sowie seine Milch und eine Portion angewärmten Reis. Prosper erschein als erster wieder:
»Es ist ja noch nicht mal siebzehn Uhr.« wunderte er sich. »Mir kommt's so vor, als hätte die Schreckensfahrt Tage gedauert. Was sagen Sie denn zu Schwarzbackes Fimmel? Es soll wohl k-kkeiner wissen, daß er schon grau und weiß ist! Und da er heute zu faul war, sich morgens Haar und Bart zu färben, tat er's unterwegs mit klebrigem Auto-oder Bootslacke.«
»Das hörte ich schon« erwiderte Frau Dingdong. Sie war mit dem Kakao am Herd beschäftigt. Plötzlich fuhr sie herum:
»Waaas . . .? Schwarzbacke soll grau und weiß sein? Kein Mann an der ganzen Küste hat so dichte, echte schwarze Haare! Und wenn sein Bart nicht naturschwarz ist, will ich bei euch nicht mehr Dingdong heißen! Nein! Der war nur betrunken, und deshalb hat er sich mit Spray bekleckert!«
»A-a-aber…« stammelte Prosper verwirrt. Er brach ab, denn mit Getöse kamen Gérard, Micha und Henri herein. Tati folgte. Sie trug einen schicken, hellblauen Hosenanzug.
»Aaah, die Primaballerina« spöttelte Gérard.
»Aaah, die Mandelpastete!« rief Micha. ihn interessierte nur der Kuchen.
»Wo ist Superhirn?« fragte Tati.
»Er sucht etwas« gab Henri Auskunft. »Er sucht wie verrückt. So nervös hab ich ihn selten erlebt. Überall kramt er, sogar in seinen Gummistiefeln. Aber wonach, das verrät er nicht!«
»Na, dann fangen wir schon an«, meinte Gérard. »Wir können ja nicht mit Kakao und Kuchen bis zum Abendessen auf ihn warten!«
Aber da stand Superhirn in der Tür.
»Madame Dydong«, sagte er scharf, und es fiel sofort auf, daß er nicht »Dingdong« sagte, »ist heute ein Fremder in diesem Turm gewesen? Jemand, der vielleicht vorgab, die Wasserspülung zu kontrollieren – oder so was Ähnliches?«
»Neiiin…«, erwiderte die Frau gedehnt. »Aber ich bin erst kurz vor euch gekommen. ich wollte heute nur den Kuchen bringen und Wäsche mitnehmen.«
»Und Sie selber waren nicht in den Obergeschossen?« vergewisserte sich Superhirn. »Es kann doch sein, Sie wollten mit dem Einsammeln der Wäsche beginnen! Dabei fanden Sie nicht eine verdorbene Frucht und warfen sie in den Müllschlucker? Vielleicht eine – eine weiße Birne?!«
Tatis Kuchengabel fiel mit einem häßlichen Geräusch auf den Rand des Tellers. Die jungen hörten auf zu kauen. Prosper reckte den Hals:
»Bi-bi-birne? Und eine – eine weiße …?«
Superhirn trat zum Tisch. Auch er hatte geduscht und frische Sachen angezogen. Er trug die Sonnenfolien nicht mehr. Man sah seine Augen hinter den Brillengläsern. Er guckte wie eine geblendete Eule.
»Ja, eine weiße Birne!« sagte er nun mit Nachdruck. »Wahrscheinlich so unnatürlich pappig-weiß wie eure Melone. Etwa wie eine Schaufensterreklame. ich gebe also zu: Ich stecke bereits tiefer in einem Geheimnis, als ihr wissen könnt, nur daß ich, bei Licht betrachtet, auch noch keine Zusammenhänge sehe.«
Er setzte sich auf seinen Stuhl.
»Eine Birne suchst du?« fragte Frau Dingdong lachend. Sie schenkte Superhirn Kakao ein. Zum Glück hatte sie nichts begriffen, wie sollte sie auch? »Na ja, du bist ja schon 'n halber Gelehrter; wenn du nichts zu studieren hast, ist dir nicht wohl. Aber weshalb untersuchst du ausgerechnet Birnen?«
»Schädlingsbefall«, murmelte Superhirn in seine Tasse hinein. Er hätte ebensogut sagen können:
»Mondfinsternis«. Es war ihm anzusehen, daß er andere Sorgen hatte als ein Gärtner. Aber er nahm sich zusammen:
»Sie wissen, ich bin etwas schusselig, Madame Dingdong. Ich hab den Apfel selbst weggeworfen!«
»Apfel … ?« fragte Micha.
»Schon gut, schon gut«, sagte Tati mit warnendem Unterton. »Superhirn hat dauernd etwas anderes vor. Morgen sammelt er Schmetterlinge.«
Madame Dingdong lachte wieder. »In den Ferien darf man das tun, was einem gerade Spaß macht«, verteidigte sie Superhirn. »So, ich gehe jetzt raus und gieße die Blumen!«
»Was ist … » – »Woher stammte die Birne?« – »Weiß, sagst du« – »Kannst du beschwören, daß du sie hergebracht hast?« – »Wer soll denn hier eingedrungen sein, um sie zu klauen?« wurde
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