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Superhirn Sammelband

Titel: Superhirn Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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stinkt's sowieso aus jeder Ritze. Wir tuckern in einer regelrechten Dunstglocke von Motorengestank. Darauf hat sich der arme Kerl verlassen!«
    »Wieso der arme Kerl'!« ärgerte sich Micha. »Der hat heute genug Trubel mit uns gemacht!«
    Superhirn sah auf.
    »Was dieser Schwachkopf gemacht hat, war nichts als rasende Verzweiflung! Er weiß weder ein noch aus. In gewissem Sinne weiß er sogar weniger als wir.
    Und wenn er etwas weiß, so nur das eine: Er ist in Todesgefahr!
    »Dann hast du einen schweren Fehler begangen«, rief Tati. »Du hast ihn noch mehr in die Enge getrieben! Jetzt überlegt er sich wahrscheinlich, ob er's riskieren kann, uns heil nach Hause zu bringen!«
    Die Freunde schwiegen. Es war, als sei das Schiff auf das Stichwort Superhirns jäh aus dem Reich des Lichts in das der Düsternis untergetaucht. Ein kalter Hauch fuhr in das Boot und streifte die Insassen. über sich, auf dem drohenden Felsausläufer des Caps, sahen sie das uralte Schloß Rodincourt und nicht weit davon den Leuchtturm, ihr Ferienheim.
    Aber noch waren sie nicht dort. Das zur Rechten friedliche, grenzenlose Meer brach sich mit stürmischer Wucht an drei korkenzieherförmigen Klippen vor dem Cap. Diese Klippen hießen im Volksmund – und auch auf Ansichtskarten – die »Wrackmacher«, weil im Laufe der Jahrhunderte unzählige Schiffe an ihnen zerschellt waren.
    Die neuzeitliche Handelsroute mit ihren Monstertankern, Schüttgutgiganten und Containerfrachtern lag weit, weit draußen. Eine Kette von Richtfeuern, elektronisch von Land aus gesteuert, ersetzte den unzulänglich gewordenen alten Leuchtturm von Cap Felmy. Das Wissenschaftliche Institut bei Brossac, dem Gelände und Turm nun gehörten, hatte das romantische Gemäuer innen mit Hotelkomfort versehen. Das Türmchen diente Studenten und Gastpraktikanten des Instituts als Quartier, doch da auch sie jetzt Ferien hatten, durften Superhirn und seine Freunde darin wohnen. Die Todesklippen, diese korkenzieherähnlichen »Wrackmacher«, rückten näher und näher. Es war nicht, als kränge das tuckernde Schiff auf rhythmischen Wogen zum leblosen Gestade, sondern es schien, als wirkten die Felsen wie Magneten auf Schwarzbackes alten »Eimer«
    »Er nimmt die Kurve zu kurz!« schrie Prosper, sich an die Bordwand klammernd. »Ta-tati hat's geahnt, er w-w-will uns zerschmettern … !«
    Der »Bug« des grausig-hohen Überhanges verdeckte den Leuchtturm. Es sah aus, als habe sich der Turm vor Schreck verkrochen, um das Unglück nicht mit ansehen zu müssen.
    »Schwarzbacke!« brüllte Henri. »Machen Sie keinen Quatsch! Wir halten dicht, wir verpetzen Sie nicht mit Ihrem Spray!«
    Das Tosen der Brecher erstickte alle Schreie. Tatis Frage »Ist Schwarzbacke überhaupt noch an Bord?« mußte man ihr beinahe von den Lippen ablesen. Micha kroch nach vorn und lugte in den Steuerstand. Sein Gesicht sprach Bände. Mit der einen Hand hielt er sich fest, mit der anderen fuchtelte er wie besessen. Er rief etwas.
    »Nicht da!« erriet Gérard, der als Fußballer ein Fachmann für Gebärdensprache war. »Schwarzbacke ist weg … !«
    Micha kam zurückgestolpert. mit schriller Stimme bestätigte er:
    »Das Ruderhaus ist leer! Schwarzbacke muß ins Wasser gesprungen sein…«
    »Nun mal Ruhe!« versuchteSuperhirn sich durchzusetzen. »Wenigstens hat er das Lenkrad blockiert!
    Wir sind nicht in den Sog gekommen, die Klippen liegen schon hinter uns. Das Boot steuert genau Brossac-Außenmole an!«
    Wumm!
    Der Pudel schoß Kobolz. Die Passagiere, soweit sie sich nicht schon stehend an die Bootswände klammerten, fuhren hoch.
    Wumm – wumm – wumm!
    Alle spürten die Schläge in ihren Körpern. Sie kamen von unten. Superhirn sah sich um. Seine Bewegungen waren gelassen; ihm war der Gedanke meilen fern, es könne etwa Neptun mit seinem Dreizack an den Schiffsboden gepocht haben. Bedächtig legte er sich auf die Planken und öffnete eine Klappe. Sofort wurde das Motorengeräusch lauter. In der Öffnung erschien Schwarzbackes Kopf mit Mütze und dem »verfremdeten Bewuchs«.
    »Danke«, keuchte er. »Bin leider etwas dicker als ein Regenwurm, haha. Hatte ein Problemchen mit der Maschine. Laßt die Klappe offen, ja?«
    Sein Kopf verschwand. offenbar kroch er wieder nach vorn.
    Tati faßte sich an die Stirn.
    »Kann sich dieses Walroß nicht ´ne friedlichere Stelle für seine Problemchen aussuchen . . .?«
    Gérard schwankte zum Steuerhaus. Nach einem Weilchen hob er die Hand und nickte.
    »Alles okay!«

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