Superhirn Sammelband
Superhirn von den Gefährten bestürmt.
»Es war eine weiße Birne! Ich hatte sie in einem Schuh versteckt«, erklärte Superhirn leise. »Es ist jemand hiergewesen, um nach Material zu suchen, das ihn belasten könnte. ich schätze, heute werden wir keinen Besuch mehr bekommen. Sie werden erst einmal Schwarzbacke ausquetschen, bevor sie sich auf unsere Quartiere stürzen wie die Mörderbienen!«
»Wer … ?« hauchte Tati. »Die Melonen-Heinis? Die ,Weißmacher'?«
»Erfaßt!« sagte Superhirn. Er blickte zum Wandtelefon. »Ich alarmiere jetzt den Werkschutz vom Institut! Professor Romilly soll entscheiden, ob die Polizei verständigt werden muß. Die Sache ist zwar längst noch nicht reif zum Zuschlagen…«
»W-w-wolltest du noch 'n paar andere Bärte und Früchte weiß werden sehen?« unterbrach Prosper aufgeregt.
»Genau!« erwiderte Superhirn düster. »Auch Bäume zum Beispiel, Hecken, Sträucher, Blumen – oder Vögel und Insekten …«
Henri beugte sich vor: »Dann haben wir uns also nicht geirrt, als wir Schwarzbackes Bart morgens noch tiefschwarz und mittags schlohweiß sahen? Seine Erklärungen waren demnach nichts als dämliche Ausreden?«
»K-k-klar!« erinnerte sich Prosper. »Madame Dingdong sagte doch, kein Mann an der Küste hat so dunkle Naturhaare wie Schwarzbacke, und er hat's gar nicht nötig, sie zu färben! Sie meint, den Lackspray nahm er im Suff!«
»Wenn man Todesangst Suff nennt, hat sie recht«, sagte Superhirn nachdenklich. Gérard stützte den Fußballkopf in die Hände.
»Augenblick mal … Es geht ja nicht nur um Schwarzbackes Haar-und Bartverwandlung, da sind auch noch die schaurigen Melonen und jetzt die verschwundene weiße Birne. Und du kennst«, wandte er sich an Superhirn, »also noch mehr von diesen Weiß-Rätseln-ganz verschiedene Dinge an ganz verschiedenen Orten, stimmt's?«
Superhirn nickte.
»Und du sprichst von Polizei?« rief Micha entgeistert. »Du willst den Werkschutz alarmieren? Also steckt ein Verbrecher hinter der Sache? Vielleicht sogar eine ganze Bande…«
Tati stand auf. »Dann müssen wir sofort weg von hier! Wir sind zu Mitwissern geworden!«
»Halt, halt, halt!« schaltete sich Henri ein. »Der Turm steht immerhin auf dem Gelände des Wissenschaftlichen Instituts, Die Zufahrt ist durch eine Schranke versperrt, und ein Posten läßt nur Mitglieder und Gäste durch. Wenn die Direktion erfährt, daß hier ein Einbrecher war und uns Gefahr droht, wird man uns in der Nacht verstärkt bewachen. ich bin für Superhirns Vorschlag, gleich jetzt die Institutsleitung anzurufen. Dann kann uns überhaupt nichts passieren!«
Superhirn ging daraufhin zum Telefon und nahm den Hörer ab. Stille herrschte im Raum. Der junge drückte ein paarmal auf die Tasten, legte den Kopf schräg, aber so, als lausche er ins Nichts.
»Wa-was ist?« fragte Prosper nervös.
»Tot!« entgegnete Superhirn dumpf. »Sendepause! Kein Freizeichen, kein Rufzeichen. Auch nicht das Geräusch für belegt'. Die Leitung ist wie abgeschnitten!«
»Eine Störung, vielleicht wegen Relais-Arbeiten«, murmelte Gérard wenig überzeugt. Wuff …, machte der Pudel, wuff – waff-waff – wuff … Hustend vor Aufregung hopste er in den Vorraum, zum Ausgang des Turms. Ehe sich die Gefährten verständigen konnten, hörten sie draußen Autogeräusche und Stimmengewirr. Madame Dingdong schien zu protestieren, aber ein Mann schnitt ihr das Wort ab:
»Nichts da! Zur Seite! Die Bude wird ausgeräuchert! Los, Leute! Eine Gruppe umstellt den Turm, alle anderen besetzen die Stockwerke. Daß mir keiner entwischt! Achtet besonders auf diesen Superbengel, das ist der Rädelsführer!«
Tati und die Jungen standen wie gelähmt. Viel zu spät begriffen sie, daß sie gemeint waren.
»Die Gangster!« schrie Micha. »Sie kommen!« Vergeblich sah er sich nach einem Ausweg um. Und schon scharrten Stiefel im Vorraum. Männer stürmten mit wuchtigen Tritten die Treppe empor, als hätten sie ein Feuer zu löschen.
»Das Telefon! Superhirn«, rief Tati, »versuch's noch mal!«
»Hiiilfeee …« gellte Prospers Stimme.
Und Gérard versuchte zu bluffen:
»Die Polizei ist schon unterwegs! Sie wird gleich hier sein!« brüllte er so laut, daß man es im ganzen Leuchtturm hören mußte. im Chor schrien sie nun alle durch die geöffneten, leider aber vergitterten Fenster:
»Polizeiii …! Madame Dingdong …! Holen Sie die Polizei …! Den Institutsleiter …! Rufen Sie Professor Romilly …! Professor Romilly
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