Superhirn Sammelband
Unfallstelle«, erklärte Henri. Tati lugte über eine Blumenstaude, hinter der sie den weiß gewordenen Pudel verborgen hatte:
»Heißt das, wir müssen auf Schutz und Hilfe warten?« rief sie nervös.
»Na, w-w-was denn sonst?« stotterte Prosper wütend. »Mit dem muffeligen alten Vergne würd' ich nicht mal a-a-angeln gehen!«
»Da kommt unsere Madame mit ihrer Karre«, meldete Micha.
Frau Dingdong bremste am Straßenrand. »Was ist?« fragte sie.
»Wir haben nicht daran gedacht, daß der Hafenkapitän sich an der Unfallstelle aufhalten könnte«, erklärte ihr Henri.
»Und was wird nun mit euch?« überlegte Madame Dingdong. »Am besten, wir fahren zurück nach Brossac-Centre, und ihr wendet euch dort an die Polizei.«
»Polizei ist jetzt das einzig Richtige«, stimmte Superhirn sofort zu. »Nach dem, was ich eben gesehen habe …« Er unterbrach sich: »Aber wir schalten nicht die Ortspolizei ein, denn auch die, wette ich, hat noch an Schwarzbackes Kahn zu knabbern. Ich telefoniere mit dem Präsidium in Paris!«
»Mit unserem Freund, dem Kommissar Rose?« Auf Gérards Rundgesicht zeigte sich ein erleichtertes Grinsen. »Mit dem Trainer hätte unsere Mannschaft alle Chancen!«
»Bleibt hier!« befahl Superhirn. »Und Sie, Madame, gedulden sich bitte! Ich telefoniere schnell mal da drüben im Café. Manchmal ist so ein Gewimmel die beste Tarnung!«
Er wartete nicht auf Antwort, sondern lief am Rondell mit dem alten Anker vorbei auf die offene Tür des Bistros zu.
»Ich möchte wissen, warum Superhirn so erschrak, als er bei Monsieur Vergne im Büro war«, überlegte Henri. »Micha, paß mal auf Loulou auf, Tati kann mir da eher helfen. Tati, auf dem Fensterbrett, auf einem Schreibblock, liegen zwei blaue Plättchen. Geh doch mal außen vorbei, scheinbar gelangweilt, ohne Ziel. Dann guck ganz zufällig durch die Scheibe. Vielleicht siehst du was!«
Tati kam im Bogen zurückgeschlendert.
»Es sind Kontaktlinsen«, berichtete sie, »Augenhaftschalen!«
»Was denn? So 'n Zeug, das man über die Hornhaut schieben kann, wenn man k-k-keine Brille tragen will?« fragte Prosper.
»Daran ist doch nichts Besonderes!« wunderte sich Madame Dingdong. Doch da kam Superhirn schon eilig über den Platz, Er war ganz außer Atem.
»So! Die Sache läuft. Sonderbarerweise hat der Kommissar auf das Stichwort weiß gleich gespurt. ich sagte, wir würden untertauchen, bis er käme. Unseren Schlupfwinkel erführe er bei Madame Dingdong!«
Frau Dingdong nickte: »Der Kommissar kann sich auf mich verlassen. So – und da der Hafenkapitän nicht da ist, kommt ihr jetzt zu mir! Ihr werdet bei mir abend essen; eine Unterkunft wird sich schon finden …«
– 7 –
Ein Schlupfwinkel – oder eine Falle?
Die Sonne war längst untergegangen, doch es war noch ziemlich hell, als Superhirn und die vier jungen das Gartentor des letzten Hauses von Brossac-Baie aufschlossen. Madame Dingdong hatte ihnen den weg erklärt und die Schlüssel ausgehändigt. Tati war mit Loulou bei ihr geblieben. Als sie die Räder auf das schiefe Holzhaus zuschoben, murrte Gérard: »Die Sache gefällt mir nicht. Monsieur Dingdong war nicht sehr begeistert über den Eifer seiner Madame. Er hätte uns am liebsten auf dem Mond gesehen. Und dann hatte sie gleich diese unbewohnte Hütte inmitten windschiefer Schuppen zur Hand'. Hier sind wir ja verratzt!«
»Du m-m-meinst, die Dingdong steckt auch hinter dem weißen Spuk'?« fragte Prosper. »Und dieses Haus hier wäre die letzte Falle, in die wir tappen . ..?«
»Ich bin so weit, daß ich alles für möglich halte«, erwiderte Gérard.
»Seid mal still!« wisperte Micha. »Was ist das? Was sind das für Geräusche?«
»Na, die Lastwagen der Essigfabrik Vinaigre Vergnette beruhigte ihn Henri. »Davon sprach Madame Dingdong doch! Hast du das nicht gehört?«
Jetzt reckte auch Superhirn den Hals.
»Da arbeiten sie noch auf Hochtouren … Hm – also, was die Dingdong betrifft, so seht ihr Gespenster! Aber was dieses Haus hier angeht: Das ist entweder der beste oder der schlechteste Schlupfwinkel – ausgerechnet für uns!«
»Erst mal hineink drängte Henri. »Erst mal hinein …«
Sie stellten ihre Räder an die Rückwand des Hauses. Dann öffnete Superhirn die Eingangstür mit dem Wohnungsschlüssel. Elektrisches Licht war vorhanden, darüber hinaus aber auch eigentlich alles, was man sich wünschen konnte. An Liegen, Sofas, Klappbetten und ausziehbaren Gartenmöbeln herrschte kein
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