Superhirn Sammelband
fehlt dem Pudel nichts, Ich habe die Optiker und die Schönheitssalons in BrossacBaie und Brossac-Centre abgeklappert. Mit Erfolg: Es hat tatsächlich ein Mann für seine Freundin Kontaktlinsen gekauft. Nun kommt der Knüller: Die Freundin war nicht dabei, aber der Mann ließ sich ein Plättchenpaar mitgeben…«
»Muß der Augenoptiker solche Augenhaftschalen nicht selber anpassen? Braucht er nicht sogar vom Augenarzt die Meßwerte?« fragte Henri.
»Wenn es echter Brillenersatz ist, ja«, erklärte Tati. »Aber das waren sogenannte Mode-Linsen, Boston-Linsen zur Verwandlung der Augenfarbe, passend zu Kleid, Lippenstift, Zweitfrisur! Was sagt ihr nun?«
Der Topf in Superhirns Hand zitterte.
»Dachte ich mir!« sagte er. »Und solche Mode-Haftschalen hast du gestern im Hafenamt gesehen, nicht wahr?«
Tati nickte.
»Nannte dir der Optiker den Namen des Mannes? Oder hat er den Namen, den ich dir auf den Zettel schrieb, bestätigt?« wollte Superhirn weiter wissen.
»Nein«, sagte Tati. »Der Optiker leugnete ihn aber nicht ab. Er berief sich nur auf seine SchweigePflicht!«
»Ich verstehe nicht, was affige, bunte Augenhaftschalen – passend zu Kleid, Lippenstift und zur Z-z-zweitfrisur – mit Gangstern zu tun haben!« erregte sich Prosper. »Ich wünschte, Kommissar Rose wäre schon da!«
Mit Nachdruck in der Stimme meinte Superhirn:
»Ich auch …!«
»Henri hat angeblich Schwarzbacke gesehen!« meldete sich Gérard. »Bist du ihm etwa auch begegnet, Tati?«
Ehe das Mädchen antworten konnte, sagte Superhirn, wiederum mit harter Stimme:
»Ich sah ihn! Und zwar, als sie ihn fesselten und ihm den verfärbten, mit Schwarzlack verfärbten Bart samt dem Skalp rasierten!«
Stille herrschte in der Küche.
»Tja, Freunde«, fuhr Superhirn düster fort. »Schwarzbacke wollte den Gangstern offenbar entwischen und ist in einem der windschiefen Schuppen da draußen gewesen, als wir hier anlangten. Er muß unentschlossen gewesen sein, ob er sich uns anvertrauen sollte. Schließlich wagte er es doch nicht – und schlich reumütig zurück.«
»Und wohin?« fragte Prosper.
»In die Essigfabrik Vinaigre-Vergne!« antwortete Superhirn.
»Vergne – na und?« fragte Tati. »Die Fabrik gehört doch dem Vertreter des Hafenkapitäns. Herr Vergne macht sich nützlich, wo er kann, sagt Madame Dingdong. Er war früher Bürgermeister. Er hat auch die Schleusen gebaut …!
»Und die Duckdalben!« vermutete Henri.
»Mir geht ein Licht auf!« rief Gérard. »Die Essigfabrik ist die Giftmühle. Eine bessere Tarnung kann man sich gar nicht vorstellen! Da mischen sie Hasch oder Heroin mit Albino-Pulver! Verflixt! Hier sitzen wir ja der Bande direkt auf der Schippe!«
»So ähnlich«, sagte Superhirn, »wenn nicht sogar noch schlimmer! Wir sind hier an einem Küstenstück, das seit Jahrhunderten die Todeszunge heißt. Eine Kette von Klippen schirmt den Einschnitt nach Norden und Süden ab. Mittendrin liegt eine Tankerplattform, umgeben von Dalben aus Stahlbeton. Hier hat man im Krieg Benzin durch die Pipelines an Land gepumpt: Der Kraftstoff kam in die Behälter der damals zweckentfremdeten Essigfabrik!«
»Woher weißt du das alles?« wunderte sich Micha.
»Ich hab mir an der nächsten Tankstelle die Karte angeguckt und ein bißchen mit dem Sohn des Pächters geschwatzt«, erklärte Superhirn. »Allerdings konnte der Junge mir nur bestätigen, was ich mir bereits zusammengereimt hatte. Das Wichtigste durfte er nicht wissen!«
»Das W-w-wichtigste?« rief Prosper.
»Daß die Pipelines heimlich wieder in Betrieb sind und nachts mehrere Sorten Sud in die AluBehälter befördern: roten, gelben und braunen. Aus den Behältern gelangen die verschiedenen Flüssigkeiten dann in die Tank-und Kastenwagen von Vinaigre-Vergne – Abtransport per Achse!«
»Essigessenzen?« fragte Tati. »Extrakt, der später im Handel verdünnt wird?«
»Extrakt, ja. Ich sah auch Flaschen und Kunststoffässer. Klar, daß das Zeug erst später verdünnt wird: denn so braucht man das Wasser nicht mitzutransportieren«, sagte Superhirn. »Ich bezweifle nur, daß es Essigessenzen sind. Paß auf, Tati: Du fährst jetzt zu Madame Dingdong zurück. Telefonier noch mal mit Paris, mit Kommissar Roses Dezernat. Die wissen dort, wo und wie sie ihn unterwegs erreichen. Gib ihnen dringend das Stichwort Essigfabrik und Todeszunge mit den nötigen Erklärungen durch. ich hau mich jetzt aufs Ohr. Es war sehr unbequem, die halbe Nacht an den blinden Fenstern dieser
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