Supermom schlägt zurück - Mallery, S: Supermom schlägt zurück
Schlüssel um. Nathan stand auf dem Flur und hörte, wie seine Schwester immer wieder bis vier zählte. Er litt um sie und ein wenig auch um sich selbst. Er litt um das, was er so gedankenlos weggeworfen hatte, ohne je daran zu denken, welche Bedeutung es später einmal haben könnte.
Sie hatte recht: Er hatte nur entkommen wollen. Ihre Bitten hatte er ignoriert, weil er jung, egoistisch und sehr beschäftigt gewesen war. Nun mussten sie beide den Preis dafür zahlen.
„Habe ich dir das angetan?“, fragte er laut.
Niemand außer ihm war auf dem Flur, aber das spielte keine Rolle. Die Antwort kannte er bereits.
17. KAPITEL
N och nie hatte Kerri an einer Verhandlung des Bauausschusses teilgenommen und hoffte, dieses Erlebnis niemals wiederholen zu müssen. Das Gremium saß hinter Pulten am vorderen Rand eines Podiums. Darunter befanden sich mehrere Leute, und dann gab es noch den überfüllten Zuschauertrakt, in dem sich überwiegend Protestler und Presseleute aufhielten.
Man hatte sie in einer Ecke versteckt, um sowohl unterstützend zu sein als auch unbemerkt zu bleiben. Kerri war zwar nicht ganz klar, wie sie beides gleichzeitig bewerkstelligen sollte, aber sie hatte vor, ihr Bestes zu geben.
Eine Hand hielt sie an den Magen gepresst, der verrückt spielte, und sie wünschte sich, ihre Bauchschmerzen würden verschwinden. Von ihrem Platz aus konnte sie Nathan sehen. Er wirkte ruhig, ganz als wäre diese Sitzung keine große Sache. Zufällig aber wusste sie, dass beinahe eine Milliarde Dollar für ihn auf dem Spiel stand.
Bislang waren die Redner, die nacheinander aufgerufen wurden, einigermaßen gleichmäßig verteilt. Es waren einige gute Argumente gegen die Hochhäuser vorgetragen worden, jedoch mehr, die sie befürworteten. Dennoch konnte Kerri sich nicht entspannen. Nicht, nachdem sie an diesem Morgen in der Seattle Times gelesen hatte, dass Nathans eigene Schwester gegen ihn Partei ergreifen wollte.
Eigentlich spielt es keine Rolle, dass Frances King einer Randgruppe von Umweltschützern angehört, sagte sie sich, Niemand wird sich von dem beeindrucken lassen, was sie zu sagen hat. Leider wusste Kerri aber auch, dass es – wie auch immer man es drehen und wenden mochte – nicht gut war, wenn ein Familienmitglied sich gegen die Türme äußerte.
Kerri holte tief Luft und zwang sich, zu entspannen. Eswürde kommen, wie es kommen musste. Mit dem Ergebnis hatte sie nichts zu tun. Nathan war an solche Sachen gewöhnt. Er hatte sich vorbereitet. Er hatte …
Eine zierliche Brünette erhob sich und ging zum Zeugenstuhl. Sie hatte dunkles Haar und eine blasse Haut. Ihre Bewegungen wirkten etwas seltsam. Irgendwie steif und ruckartig oder …
Kerri beugte sich vor, als sie die Ähnlichkeit zwischen der Frau Anfang dreißig und dem Mann bemerkte, den Kerri mittlerweile wirklich sehr gut kannte.
„Jetzt geht’s los“, murmelte sie leise.
Hätte sie noch Gebete übrig gehabt, sie hätte eins geopfert. Aber ihr gesamter Glaube war für Cody reserviert. Dennoch kreuzte sie die Finger und hoffte, dass alles gut ausging.
„Bitte nennen Sie uns Ihren Namen“, sagte der Verwaltungsbeamte.
„Frances King.“
„Mrs King, sie haben darum gebeten, heute in Mr Kings Angelegenheit angehört zu werden.“ Das Bauausschussmitglied runzelte die Stirn. „Sie haben denselben Familiennamen.“
„Er ist mein Bruder.“
„Verstehe. Und Sie haben Einwände gegen die Hochhäuser?“
„Sehr viele.“ Frankie, wie Nathan sie nannte, zog mehrere Papiere aus ihrer voluminösen Handtasche. „Auch wenn ich niemandem das Recht nehmen will, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, es besteht keinerlei Grund dafür, dass dieses Ungetüm existieren soll, nur um das aufgeblasene Ego von Nathan King zu befriedigen. Bauprojekte sollten eine Kultur und ein Volk ehren. Sie sollten denen dienen, die in der Umgebung leben. Nehmen Sie beispielsweise das Seattle Center: Dort gibt es Konzerte und Räume, die für alle dasind, Restaurants, Theateraufführungen und Straßenkunst. Oder den Pike Place Market. Man muss keinen Fisch mögen, um einen Nachmittag dort zu genießen. Mr Kings Plan hingegen ist nicht für die Bürger von Seattle gedacht – es sei denn, Sie haben ein paar Millionen Dollar übrig.“
Sie trank einen Schluck Wasser aus einer Flasche, die sie mitgebracht hatte. „Mein Bruder interessiert sich nicht für die normalen Menschen. Ihn interessieren nur die Menschen, die über die Mittel verfügen, für das zu
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