Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven
Erziehungsberatung findet regelmäÃig Supervision statt. Auch bei vielen zeit- und finanzaufwändigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten verlangt der Auftraggeber den Nachweis einer
Projektsupervision
, damit die aus verschiedenen Berufen kommenden Mitarbeiter optimal miteinander arbeiten können. Supervision gilt inzwischen auch vor Gericht als Qualitätsnachweis. Wenn Sozialarbeitern oder Pflegern der Vorwurf gemacht wird, sie haben nicht sorgfältig gearbeitet, wird häufig untersucht, ob Teamgespräche bzw. Supervision stattgefunden haben. Im Gegensatz zur Psychotherapie ist die Verwendung der Begriffe Supervision und Coaching nicht geschützt. Deshalb können dort auch, wie Kühl (2008) darstellt, unqualifizierte Personen ihre Dienste anbieten. Die Liste mit Fachverbänden auf Seite 122 kann bei der Suche nach geeigneten Supervisorinnen und Supervisoren helfen.
AbschlieÃend
zum Thema Supervisionsmarkt kann festgehalten werden, dass dieser Markt noch groÃe Zukunftschancen vor sich hat, wenn
⢠Supervision in der Lage ist, sich als Aus- und Weiterbildungsangebot über den Sozial- und Gesundheitsbereich hinaus zu profilieren;
⢠wenn Supervisorinnen und Supervisoren bereit sind, sich neuen Fragestellungen zu öffnen, wie etwa Leitungsberatung (Coaching), Outplacement, Burn-out- und Mobbing-Vorbeugung, der Begleitung von organisatorischen Umstrukturierungen, Zertifizierung und Qualitätsmanagement.
III. Varianten, Anwendungen und Funktionen
der Supervision
Zuerst sollen in diesem Kapitel einige Varianten und feldspezifische Anwendungen der Supervision erläutert werden. Danach liegt der Schwerpunkt meiner Darstellung auf den vielfältigen und sich teilweise überschneidenden Funktionen der Supervision.
1. Varianten der Supervision
Unter
interner Supervision
versteht man, dass der Supervisor auch ein hauptamtlicher Mitarbeiter in der Organisation ist, in welcher die zu Beratenden arbeiten. Das ist vor allem in den englischsprachigen Ländern der Fall. Aber auch im deutschen Sprachraum haben beispielsweise gröÃere kommunale Jugendämter oder freie Wohlfahrtsverbände interne Supervisoren auf Stabsstellen (S. 36) oder in speziellen Weiterbildungsabteilungen beschäftigt. Die dort tätigen Supervisorinnen und Supervisoren besitzen dann aufgrund ihrer Nähe zum jeweiligen beruflichen Feld eine höhere
Feldkompetenz
als AuÃenstehende.
Unter Feldkompetenz versteht man die Kenntnis des jeweiligen Arbeitsfeldes, der Mitarbeiter sowie der Klientel bzw. Kunden; aber auch spezielle Beziehungsdynamiken, berufliche Probleme und die jeweiligen Kulturen der Organisation sind damit gemeint (S. 100f.). Natürlich unterliegen diese internen Supervisoren der gleichen gesetzlichen Schweigepflicht wie externe Supervisoren (beispielsweise StGB § 203: Verletzung von Privatgeheimnissen). Trotzdem ist es verständlich, dass Vertrauen und Offenheit bei internen Supervisionen nicht so leicht herzustellen sind wie bei Beratern von auÃerhalb. Ãngste lassen sich auch nicht einfach durch Hinweise auf die gesetzliche Schweigepflicht abbauen. Allerdings sind interne Supervisionen meistens auch Teamsupervisionen (S. 94ff.), was â unabhängig von der Person und Rolle des Supervisors â ohnehin den offenen Austausch erschweren kann. Diesen möglichen Nachteilen von internen Supervisionen stehen jedoch auch Vorteile gegenüber: Interne Supervisoren kennen den jeweiligen Betrieb oft besser als auÃen stehende Berater.
âFreiburger Modell der Supervision von Krankenschwestern und Krankenpflegern am Universitätsklinikumâ: Das Freiburger Universitätsklinikum gehört zu den gröÃten Einrichtungen seiner Art in Deutschland. Ãber 2800 Krankenschwestern und Krankenpfleger sowie 1000 Ãrztinnen und Ãrzte versorgen jährlich 50000 stationäre und 380000 ambulante Patienten. Um die psychische Gesundheit des Personals zu erhalten, Fehlzeiten, überhöhte Fluktuationen, Helferprobleme sowie Burn-out zu verringern, hat man bereits 1989 einen Supervisionsdienst als Stabsstelle geschaffen, der von zwei Diplom-Psychologinnen ausgeübt wird. Seit dieser Zeit wurden von nahezu allen Abteilungen des Klinikums über 130 Supervisionsgruppen mit mehr als 1400 Sitzungen durchgeführt. Hinzu kamen noch Kriseninterventionen (S. 60ff.) sowie Supervision von Leitungspersonal, also Coaching (S. 56ff.). Dabei
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