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Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Titel: Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Welches sind die typischen schulischen Konflikte aus Sicht der Supervision?
    â€¢ Der
Praxisschock
steht bei vielen jungen Lehrern am Anfang ihrer Berufstätigkeit. Es handelt sich oft um eine Sinnkrise, welche Berufswahl und Berufsausübung betrifft (S. 111f.). Die jungen Lehrer haben den Eindruck, teilweise völlig falsch ausgebildet worden zu sein.
    â€¢
Unklares Rollenbild
des Lehrers: Der Lehrer schwankt zwischen den Alternativen, dem staatlichen Auftrag zu folgen oder aber sich mit den Schülern zu verbünden.
    â€¢ Unterschiede zwischen den überhöhten
Idealen
der Lehrer und der kränkenden
Wirklichkeit
.
    â€¢ Die Lehrer verzichten zunehmend auf eigene Interessendurchsetzung und beschränken sich auf die
formale Erfüllung
ihrer Aufgaben.
    Bei allen diesen Fällen kann Supervision wirksam helfen. Zwischenzeitlich haben eine neue Generation von Lehrern, finanzielle Kürzungen und Desinteresse an innovativer Schularbeit das Interesse an Gruppendynamik und Supervision geringerwerden lassen. Seit den Neunzigerjahren steigt jedoch die Nachfrage nach Beratung und Organisationsentwicklung bei vielen Lehrerkollegien wieder an. An der Universität Kassel, welche seit 1977 den ersten postgraduierten Studiengang Diplom-Supervision anbietet, veranstaltete man im Jahre 1990 einen Kongress mit dem Thema „Supervision in Schulen“. Seit dieser Zeit wird der Zusammenhang Schule und Supervision von neuen Themen geprägt. An der zentralen bayrischen „Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung“ in Dillingen wurden mehr als 100 Lehrer und Schulpsychologen in Supervision weitergebildet. Sie sollen später nicht nur Schüler, Lehrer und Eltern beraten, sondern auch an der Schulentwicklung im Lande mitarbeiten. Schwerpunktmäßig geht es dabei nicht nur um psychologische Beratung, sondern um Entwicklungsprozesse in Teams und Organisationen. Für derartige Aufgaben der Weiterbildung von Multiplikatoren sind normal qualifizierte Supervisoren nicht so sehr geeignet. Deshalb nimmt man eher mehrfach qualifizierte Supervisoren, die auch Organisationsberater sind und gleichzeitig das Arbeitsfeld Schule gut kennen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden die Namen dieser teilweise freiberuflichen Spezialisten ähnlich gehandelt wie die der führenden Unternehmensberater in der Wirtschaft.
    Ein weiteres Interesse an Supervision kommt durch die vielfältigen Reformen im Schulbereich zustande. In Österreich hat man schon vor einigen Jahren mit der Schulautonomie begonnen. Schulen können nun teilweise über ihre Schwerpunkte, Finanzen und Personal entscheiden. Auch in Italien beginnt diese Entwicklung. Diese Reformen werden dort teilweise supervisorisch begleitet. Einige deutsche Bundesländer erproben inzwischen den „Schulleiter auf Zeit“ und gewähren den Schulen mittels Globalhaushalten größere finanzielle Autonomie. Durch diese Neuerungen sind die Schulen zu spezifischer Profilbildung gezwungen. Sie müssen sich am Markt der knappen finanziellen Mittel und der rückläufigen Schülerzahlen bewähren. Damit verändert sich die Rolle von Schulen zu Dienstleistungsunternehmen und die Schulleiter werden zuBildungsmanagern. Dafür wurden sie aber nicht ausgebildet. Deshalb ist eine neue Kommunikations- und Entscheidungskultur notwendig. Für Lehrer und vor allem für das Leitungspersonal an den Schulen sind inzwischen eine Reihe von Weiterbildungsprogrammen angelaufen. Dazu gehören neben Bildungs- und Qualitätsmanagement auch die Fragen von Leitung, Supervision und Entwicklung von Organisationen.
7. Supervision im deutschen Sprachraum
    Nachdem die drei Wurzeln der Supervision aus Sozialarbeit, Psychoanalyse und Pädagogik vorgestellt wurden, will ich die gegenwärtige Supervision im deutschen Sprachraum beschreiben. Es ist schon angedeutet worden, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Supervision über das Casework nach Deutschland kam. Vermittler waren dabei oft auch deutsche Emigranten, die Jahre vorher vor den Nazis in die USA geflohen waren. Aber auch deutsche Experten hatten bei Studienaufenthalten die Supervision in den USA kennen gelernt. Von dem Lüneburger Psychologie-Professor Eduard Hapke stammt nicht nur eine der frühen, sondern bis heute prägnanten Beschreibungen der zentralen Prozesse in der Supervision:
    (1) „Wo steht der Klient innerlich, wie fühlt er, wie

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