Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven
in den USA âThe Clinical Supervisorâ.) Im Jahre 1993 erschien âForum Supervisionâ. Ein Jahr später folgte âOrganisationsberatung, Supervision, Coachingâ. Inzwischen sind mehrere Handbücher und empirische Untersuchungen über Supervision und ihre Erfolge erschienen (S. 122ff.). Insgesamt beträgt das deutschsprachige Schrifttum zur Supervision (Aufsätze und Bücher) mindestens 2000 Titel. Seit der ersten Dissertation über Supervision von Margarete Ringshausen-Krüger über âDie Supervision in der deutschen Sozialarbeit. Entwicklung von Konzeptionen, Methoden und Strukturenâ (Frankfurt am Main 1977) sind sicherlich Hunderte von Diplomarbeiten und einige Dutzend Doktorarbeiten sowie vier Habilitationsschriften (Belardi 1992; Gaertner 1999; Möller 2001; Oberhoff 2000) über Supervision angefertigt worden.
Verberuflichung
: Nicht nur die Mitglieder der DGSv., sondern auch Angehörige anderer psychologischer bzw. psychotherapeutischer Fachverbände bieten inzwischen Supervision an. Die meisten Supervisorinnen und Supervisoren arbeiten nebenberuflich und sind als Supervisoren von der Position einer sicheren Ganz- oder Halbtagsstelle aus tätig. In Deutschland leben etwa 2000 Personen überwiegend von Supervision. Bei den DGSv.-Mitgliedern beträgt der Anteil der Freiberuflichen, die hauptsächlich von der Supervision leben, etwa 30 Prozent (Belardi 1998, S. 142). Eine vorwiegende Existenzsicherung über Supervisionstätigkeit ist selten möglich.
In der Verbandszeitschrift âDGSv.-aktuellâ (Nr. 3/1999, S. 4) wurde errechnet, dass man für 60 Minuten Supervision einen Bruttostundenlohn von mehr als ⬠100,â nehmen müsste, um ein Brutto-Jahreseinkommen von ⬠38000,â zu erzielen. Realität sind jedoch viele Stundenhonorare um ⬠70,â, teilweise auch unter ⬠50,â.
In der Fachliteratur und auf Kongressen werden Spezialisierungen diskutiert: Supervision in den sozialen, pädagogischen, psychotherapeutischen oder medizinischen Feldern; aber auch Supervision in Verwaltung, Wirtschaft und Politik.
Inzwischen haben sich die Supervisoren auch international organisiert. Der âAssociation of National Organizations for Supervision in Europeâ (ANSE) gehören mehr als 8000 anerkannte Supervisoren von über 80 Ausbildungsstätten an. Diese kommen aus 22 nationalen sowie weiteren Verbänden. Weiterhin existiert noch ein zweiter, kleinerer Verband: die âEuropean Association of Supervision and Coachingâ (EASC) mit über 20 Ausbildungseinrichtungen und mehr als 400 Einzelmitgliedern.
8. Der Supervisionsmarkt
Die vorgenannten drei Merkmale Akademisierung, Verwissenschaftlichung sowie Verberuflichung spielen eine groÃe Rolle beim Kampf um die Anteile am
Supervisionsmarkt
. Dieser ist ein Teil des allgemeinen Aus- und Weiterbildungsmarktes.
Allein im Sektor der freien Wohlfahrtspflege verfügen wir über mehr als 80000 Einrichtungen (Kindergärten, Erziehungsheime, Jugendhäuser, Krankenhäuser, Behindertenheime, Beratungsstellen u.v.a.) mit etwa einer knappen Million hauptberuflicher Mitarbeiter. Demgegenüber beschäftigte Deutschlands Schlüsselindustrie, der Kraftfahrzeugbau, im Jahre 1995 knapp 650000 Personen. Zu den hauptamtlich Beschäftigten in der freien Wohlfahrtspflege kommen noch etwa 1,5 Mio. neben- und ehrenamtliche Kräfte. Schon beim gröÃten Trägerverband Caritas arbeiten 430000 Mitarbeiter, mehr als bei VW und Mercedes-Benz zusammen. Der Jahresumsatz der Sozialbranche liegt bei etwa 30 Milliarden Euro â das Vierfache des deutschen Esso-Konzerns (Belardi 1998, S. 141). In den Haushalten vieler Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens sind feste Etatposten für Supervision vorgesehen. In einigen Arbeitsbereichen ist Supervision sogar verpflichtend. âDie vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung herausgegebene
âPsychiatrie-Personalverordnungâ (PsychPV)
, in der die Tätigkeit von psychiatrischem Pflegepersonal detailliert beschrieben wird, verlangt Supervision beziehungsweise Balint-Gruppenarbeit in 14-tägigem Rhythmus.â Spätestens seit dem âAchten Jugendberichtâ der Bundesregierung gilt Supervision als ein anerkanntes Verfahren für die Weiterbildung im Sozialwesen (Bundesminister 1990, S. 166ff.). In Einrichtungen der Suchtberatung und
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