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Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Titel: Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Kontakt und Kommunikation. Für manche ältere Patientin ist neben dem Postboten und der Supermarktverkäuferin nur noch der Arzt eine wichtige tägliche Beziehungsperson
.
    Ein ähnlich gelagertes Anliegen hat ein seit zwölf Jahren in freier Praxis tätiger Zahnarzt.
    Zum Erstgespräch brachte er in die Supervision ein Buch über „Burn-out“ mit, um hervorzuheben, dass er „hochgradig“ an dieser „Krankheit leide“. Seit über einem Jahr trage er die Anschrift der Supervisorin mit sich herum; jetzt endlich habe er den „Schritt“ gewagt. Er könne die meisten Patienten nicht mehr ertragen. Schwierig sei es für ihn vor allem, schnell in „körperliche Nähe“ kommen zu müssen, Schmerzen zuzufügen, um „helfen“ zu können
.
    Weiterhin ist aus der Fachliteratur ein Bericht über die Supervision in einem
Reisebüro
bekannt. Die Inhaberin eines neuen Reisebüros engagierte eine Supervisorin, um das Betriebsklima zu verbessern. Während der Supervisionszeit mussten zwei Kündigungen verkraftet werden (Kaupp 1993).
    Von einem
selbstständigen Architekten
liegt folgender Bericht über seine Erfahrungen mit Supervision vor:
    â€žBisher habe ich technische, kaufmännische oder gewerbliche Berufe eher rein funktional betrachtet. Als Architekt war es mein Ziel, dass der Bauherr durch mein Zuhören, Verstehen, Beraten, Planen und Ausführen einer Baumaßnahme einen größtmöglichen Nutzen für sich erreichen sollte. Über meine persönliche Wirkung bei meinen beruflichen Aktivitäten habe ich mir in der Vergangenheit eigentlich wenig Gedanken gemacht. Zufällig bemerkte ich als nebenamtlicher Dozent in einer beruflichen Weiterbildung, dass mir einige der erwachsenen Teilnehmer durch ihre Verhaltensweisen unangenehm waren. Ich war nicht in der Lage, ihnen das zu sagen. Ein Teilnehmer schien das mitbekommen zu haben. Jedenfalls fragte er mich, weshalb ich im Gespräch mit ihm so „grinsen“ würde, ob er mich langweile. Das gab mir zu denken. Zufällig erfuhr ich zur gleichen Zeit aus dem Bekanntenkreis, dass sich Supervision genau mit diesen Fragen und ihrer möglichen Lösung beschäftigt. Nach mehreren Wochen hatte ich mich bei
einem Supervisor angemeldet. Auf meine Frage, wie Supervision abläuft, erhielt ich die sinngemäße Antwort, dass ich das selber bestimmen würde. Erst im späteren Verlauf der Supervision wurde mir klar, was damit gemeint war. In vielen Supervisionssitzungen hat er mir so etwas wie einen „Spiegel“ vorgehalten. In ihm bekam ich die Wirkung meines Verhaltens auf andere gezeigt. Wie wirken meine Stimme, Sprache, meine Ausdrucksweise und meine Körperhaltung auf die Umgebung? Wird auch etwas anderes verstanden als das, was ich vermeintlich mitgeteilt habe? Hinzu kommt noch der Anlass für meinen „Gang zum Supervisor“: Wie kann ich das, was ich fachlich vertrete, auch richtig „rüberbringen“? Alle zwei Wochen hatte ich nun Gelegenheit, fernab von der Alltagsroutine, die kommunikativen und beziehungsmäßigen Anteile meiner Arbeit zu reflektieren. Was war dabei wichtig und neu? Ich habe gelernt, besser darauf zu achten, wie ich berufliche Beziehungen aufnehme und gestalte. Ich habe erfahren, wo meine „blinden Flecken“ liegen, was ich immer wieder bei mir oder anderen übersehe oder umgekehrt leichtfertig in andere „hineinsehe“. Weiterhin hat mir die Supervision eine Bestätigung von bisher eher unsicheren Vermutungen gebracht. Bei manchen Themen hatte ich den Eindruck, so oder so ähnlich hast du es vorher schon gewusst, bist dir allerdings nicht sicher gewesen. Diese zunehmende Klarheit war dann sehr hilfreich für die Zukunft. Wichtig war es noch, meine professionelle Rolle als einen Teil von mir zu sehen, aber auch meine persönliche Grenze zu erkennen und zu schützen.“
    Ferner kennen wir die
Supervision von Modellprojekten
: Modellprojekte sind Vorhaben, die der Erprobung neuer Versorgungssysteme, Arbeitsweisen oder Produkte dienen. Sie haben zwar „Einmaligkeitscharakter“, sind aber gleichzeitig eine Art „Probelauf“ für eine mögliche dauerhafte Institutionalisierung. Modellprojekte sind aus mehrfachen Gründen kompliziert. Inhaltlich und organisatorisch wird oft Neuland betreten; die Mitarbeiter kommen häufig aus verschiedenen

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