Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
sondern die Sauna beehren und dann bei Heinrich dem Achten vorbeischauen. Die Nachmittagsgarderobe, du verstehst. Ich sehe aus wie ein Urlauber.»
«Möchtest du schon mal ein Handtuch auf einen der Stühle am Esstisch legen?»
«Nein, wie vulgär. Ich würde viel lieber mein Mittagessen auf dem Zimmer einnehmen. Du kannst mir ja servieren, als kleines Dankeschön.»
«Wofür hab ich denn zu danken?», fragte Hölderling.
Viktor zog ein Handy aus der Tasche des Frotteemantels und hielt es hoch. Hab ich vorm Kühlhaus gefunden – es ist von Annelies, und rate, wer bis jetzt vergeblich gefühlte achtzigmal auf die Mailbox gequatscht hat …?»
«Viktor! Wenn Annelies das merkt, bringt sie dich um.»
Viktor schlang den Bademantel fester um sich und schritt wie ein Opernheld in Richtung Tür. «Dem Tage! Dem Tage! Dem tückischen Tage, dem härtesten Feinde Hass und Klage! Wie du das Licht, o könnt’ ich die Leuchte, der Liebe Leiden zu rächen, dem frechen Tage verlöschen!»
«Ich hasse Wagner», sagte Hölderling und folgte seinem Freund hinaus. Als Viktor die Treppen in Richtung Wellnessoase hinabschritt, sagte er: «Ich kann auch Carpendale, wenn dir das lieber ist … Bis man die ganze Wahrheit versteht, ist es nicht selten zu spät. Da bin ich nun, was kann ich tun? Deine Spuren im Sand, die ich gestern noch fand … »
Um Viktors Geträller zu entgehen, machte Hölderling einen Umweg über den Flur im Parterre und blieb vor Zimmer Nummer drei stehen. Er zögerte. Dann klopfte er doch und drückte die Klinke, ohne ein «Herein» abzuwarten. Er fand Conrad Faust auf dem Bett hockend, den Kopf in die Hände vergraben.
«Stör ich?», fragte Hölderling.
«Natürlich», antwortete Conrad Faust und drehte sich um. Conrads Augen waren geschwollen und sein Gesicht nass von Tränen. «Was guckst du so? Glaubst du, der Tod von Marielle lässt mich kalt? Wir hatten unsere Momente, das kannst du mir glauben …»
«Ich kann mich noch an eure Hochzeit erinnern.»
«Du warst doch gar nicht da», sagte Conrad.
«Ja, eben. Ich war mit Annelies in Argentinien, bei irgendeinem forensisch-anthropologischen Ereignis für Experten. Deshalb erinnere ich mich ja so gut. Wir hatten uns damals schon gefragt, warum ausgerechnet ihr beiden geheiratet habt.»
Conrad seufzte. «Es ergab sich irgendwie. Wir mochten uns eben. Wir haben uns nie was vorgemacht. Marielle wusste, was sie bekam – und ich auch.»
«Hm … du hast dich doch nie für Hotels interessiert, ich meine, in dem Sinne. Marielle war das in die Wiege gelegt, und sie hat das Unternehmen ja auch geerbt …»
«Worauf willst du hinaus? Als Marielles Eltern kurz hintereinander starben, stand sie mit all dem hier alleine da. Und ich hatte im selben Jahr mein Studium geschmissen. Da ist es eben passiert. Wir hatten uns zufällig wiedergesehen … Du weißt, dass ich sie unter anderem auch wegen der Kohle und diesem antiken Kasten hier geheiratet habe. Aber nicht nur. Und ich habe keinen Grund gehabt, sie wegen der Kohle, die ja übrigens so gut wie weg ist, und wegen dieses antiken Kastens hier umzubringen. Ich bin ein abgebrochener Philosophie- und Germanistikstudent. Ich neige nicht zu Gewalttätigkeit.»
«Glaube ich sofort», sagte Hölderling. «Aber wie steht es mit Gift?»
«Ich hau dir gleich eine rein, Gregor.»
«Sagt der gewaltfreie Philosoph. Lass mich ausreden. Ich meine, stand es zwischenzeitlich so schlimm zwischen euch, dass Marielle dich eventuell loswerden wollte? Hat sie irgendwas über dich herausgefunden, das das Fass zum Überlaufen gebracht hat? Gibt es etwas, das sie hätte herausfinden können?»
«Wenn man andere über mich reden hört, ja, wohl eine Menge. Und wenn schon … Kann sein, dass ich es verdient hätte. Wieso fragst du?»
«Nur so. Ich geh dann mal wieder. Und … mein Beileid, Conrad.»
«Danke, Gregor. Ist für dich ja gerade auch nicht leicht …»
«Kann man wohl sagen. Ach, sagt dir der Name Constanze Mauerberg irgendwas?»
«Nicht wirklich … Irgendeine aus der Schule. Ich hab irgendwas mit Ibiza im Kopf, aber bitte frag mich nicht, wieso oder ob das korrekt ist …»
«Hm …»
«Was, hm?»
«Gretchen hatte diesen Namen gegoogelt. Warum hier und warum jetzt?»
«Langeweile? Ist noch was, oder kann ich mich jetzt wieder hinlegen?»
«Hast du irgendeine Idee, wer Marielle und Gretchen so sehr hasste …»
«Nein, Himmel noch mal! Ich weiß es nicht.»
«Versteh mich richtig: Die bislang einzig mir
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