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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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verteilte es dadurch zielsicher auf seinem Tweed-Jackett und dem schwarzen Pullover.
    «Sie sollten was Exquisites für die Dame kochen, das haut die Frauen doch immer um.»
    Hölderling blieb stumm.
    «Oh, verstehe», sagte Ferdi Bundt. «Das hatten Sie schon versucht. Blumen? Musik? Oper? Reisen?»
    Jedes Mal schüttelte Hölderling den Kopf.
    «Ja, was denn dann? Womit ist die Dame denn zu beeindrucken?»
    «Marathon», sagte Hölderling und verzog das Gesicht, als er daran dachte, wie er eines Morgens, kurz nachdem Annelies ausgezogen war, ein Bild vom Zieleinlauf des Köln-Marathon im Express gesehen hatte. An vorderster Front das Asketengesicht von Struck und daneben Annelies mit einer Decke in der Hand, die ihren Helden in Empfang nahm.
    «Also, wenn Sie mich fragen, ich würde Sie nehmen», sagte der Koch. «Marathonläufer haben sie doch nicht mehr alle.»
    «Und sie mag Tote. Vielleicht würde sie mich wieder nehmen, wenn ich auf ihrem Seziertisch läge. Das wäre meine größte Chance auf ein klärendes Gespräch», sagte Hölderling.
    «Man darf keine Gelegenheit auslassen», sagte der Koch.
    «Sie sind mir ein wahrer Trost, Ferdinand Bundt. Wenn Sie wollen, können Sie mich ja heiraten. Rein platonisch, versteht sich.»
    Der Koch lachte und kam beim Rühren aus dem Takt. «Ich glaube, Sie brauchen dringend was zu essen, Ihr Hirn läuft offensichtlich auf der letzten Kalorie. Da sagt man Sachen, die man hinterher bereut.»

    Während sich der Koch um die Palatschinken bemühte, setzte sich Hölderling an den Küchentisch und verputzte eine große Portion Sauerbraten mit Klößen. «Ich hab nicht nachgedacht – wo überbacken wir die Dinger eigentlich?», sagte Hölderling.
    «Kein Problem, Sonja hat mir dieses Dingsda aus der Personalteeküche vorbeigebracht. Was es heute so alles gibt?» Er zeigte auf einen kleinen Backofen, auf dem auch noch zwei kleine Herdplatten obenauf integriert waren. Bundt hatte damit die letzte freie Ecke in der Küche belegt.
    «Single-Haushalte eben. Und die Leute kochen auch gar nicht mehr. Die tauen nur noch auf.»
    «Sie sagen es. Aber jetzt hilft es enorm.»
    Als eine Stunde später das Tablett für Viktor fertig war, war auch der Kommissar eigentlich bereit für eine zweite Portion. Aber er blieb standhaft, denn der Hosenbund seiner neumodischen Jeans klemmte bereits, und so trug er stattdessen das Tablett nach draußen. Petra Spieß’ Koffer ließ er in der Obhut des Kochs. Für den Fall, dass Annelies wieder ins Kühlhaus gehen würde, sollte Ferdi ihr das Beweismaterial aushändigen.
    Als Hölderling an der Kühlhaustür vorbeikam, sah er Annelies’ Handy davor liegen, als sei es nie weggewesen. Viktor, dieses Schlitzohr! Er warf einen Blick darauf und sah fünf weitere Anrufe, vermutlich von Struck. Am liebsten hätte er das kleine Telefon zertreten, aber diesmal siegte sein Verantwortungsgefühl, das er für das gute Essen empfand, und das auf keinen Fall kalt werden durfte. Hölderling wandte seinen Blick starr geradeaus und ging die Treppe hinauf.
    Vor Heinrich dem Achten angekommen, versuchte er, mit dem Ellenbogen die Klinke zu drücken, und wäre beinahe ins Zimmer gefallen, weil im selben Augenblick die Tür von drinnen aufgerissen wurde. Er blickte in die schreckgeweiteten Augen von Jürgen Zahn, der im wehenden Bademantel und mit dem Ruf «Wir brauchen heißen Tee!» an ihm vorbeistürmte. Hölderling traute seinen Augen nicht, denn auf dem mit einem großen Baldachin überdachten Bett saß Annelies in Decken gehüllt, Wasser tropfte aus ihrem nassen Haar, und ihre Zähne schlugen aufeinander. Viktor rubbelte ihren Rücken ab, während Otto Lobenthal Annelies’ rechtes Handgelenk hielt und angestrengt auf seine Armbanduhr starrte. Wenigstens haben die beiden ihre Bademäntel korrekt zusammengeschnürt, dachte Gregor und brachte ein halbwegs verständliches «Was?» hervor.
    Annelies sah Gregor, und plötzlich flossen die Tränen.
    Viktor sagte: «Es ist nicht das, wonach es aussieht, Gregor.»
    Lobenthal ließ Annelies’ Handgelenk los und sagte: «Wieder normal. Gott sei Dank.» Er kam auf Gregor zu, nahm ihm das Tablett aus der Hand und stellte es auf dem Schreibtisch ab. Endlich erwachte Hölderling aus seiner Starre. Er stürzte aufs Bett zu, als wolle er Annelies aus Viktors Armen reißen. Lobenthal sagte: «Ich glaub, ich bin dann hier wohl überflüssig.»
    «Nein, nein», sagte Hölderling. «Was ist passiert? Annelies, geht’s dir gut? Jetzt

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