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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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auf Ferdinand Bundt zu stürzen. Der rannte im Zickzack durch die Bibliothek, stoppte, hielt ihm das zerfledderte Manuskript des Kölner Kochbuchs entgegen und lachte diabolisch, dass das Echo von den hohen Wänden widerhallte. Kaum war Hölderling so nahe, dass er nach seinem Manuskript greifen konnte, da zerfetzte der Koch Seite um Seite und warf die Schnipsel in die Luft. Mit einer schnellen Bewegung schob er den Rest der Arbeit von Jahren in den Kamin, und die Flammen schlugen hoch.
    Hölderling wachte schweißgebadet auf. Er fand sich auf einem Bett kniend wieder, unschlüssig, wo er war. Sein Hemd war zerknittert und feucht. Auf dem Boden lag seine Weste, die Schuhe hatte er während des Kampfes mit dem Koch durchs Zimmer gekickt. Er hatte nur ein paar Minuten dösen wollen, denn Schlaf nachholen zu können war sowieso illusorisch. Aber ein kleines Nickerchen hätte geholfen, wenn es denn ohne Albtraum gewesen wäre. Hölderling rollte sich vom Bett und ging unter die Dusche.
    Kurze Zeit später klappte er seinen Koffer auf und betrachtete das letzte von Sophie gepackte Päckchen. Obwohl es ihn ärgerte, dass sie es gewagt hatte, eine Jeans, ein weißes Hemd und einen schwarzen Kaschmirpullover einzupacken, samt passender schwarzer Socken und einem kurzen grauen Schal, konnte er nicht umhin, sie dafür zu bewundern, wie sorgsam seine Garderobe verstaut war. Alles, was für einen Tag zusammengehörte, war gebügelt und fein säuberlich gestapelt in einem dafür vorgesehenen Baumwollbeutel mit der Aufschrift des jeweiligen Wochentages untergebracht. Nichts kullerte durch den Koffer, nichts verrutschte oder konnte knittern. An Sophie war ein Butler verlorengegangen – obwohl ein Butler es nie gewagt hätte, seiner Herrschaft Kleidungsstücke einzig nach des Butlers Gusto einzupacken. Wäre ein echter britischer Butler mit Hölderlings Erkenntnis konfrontiert worden, hätte er fast unmerklich eine Augenbraue gelüpft und ein «Very good, Sir» gemurmelt, wäre hinausgegangen, um für den nächsten Lacher im Dienstbotentrakt zu sorgen.
    Hölderling fand Jeans und diese Pullovermode für sich nicht passend. Er bestand auf Anzügen mit Weste und Jackett. Im Winter aus Tweed und im Sommer aus einer leicht aufgerauten Baumwolle. Ein dicker Mann, dessen embonpoint über den Hosenbund einer Jeans hinausragte, was ja mit keinem Pullover der Welt zu kaschieren war, sah einfach immer noch dicker aus, wohingegen eine gut geschnittene Weste einer männlichen Erscheinung jedweder Ausformung Würde verlieh.

    Und so war es auch nicht verwunderlich, dass Viktor, als Hölderling in die Bibliothek kam, sagte: «Hey, du siehst aus wie ich!»
    «Was schon rein physiologisch nicht sein kann. Wo du konkav bist, bin ich konvex. Außerdem trage ich grad keinen weißen Saunamantel so wie du. Ich bin vollständig angezogen.»
    «Aber das Hemd und der Schal könnten von mir sein. Und übrigens, dieses graue Tweed-Jackett macht aus dir einen wahren Gentleman. Ich glaube, deine Sophie arbeitet an einem Imagewechsel für dich.»
    «Das schafft sie nicht. Wenn ich zurück bin, werde ich mich bei ihr beschweren. Ich weiß gar nicht, woher dieser Kram kommt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so einen Pullover gekauft zu haben. Und diese Hosen! – Ich sehe …»
    «Zehn Jahre jünger aus, wenn du mich fragst. Aber du fragst ja nicht.»
    «Genau. Hat der Koch sich schon mit dem Mittagessen blicken lassen?»
    «Nein. Er brütet wahrscheinlich noch immer über dem verschmähten Frühstück und dem verschmähten Festdinner … ich meine, wenn das so weitergeht, kommt er sich doch total … na ja, verschmäht eben und zurückgewiesen vor.»
    «Du bist so zutraulich, Viktor. Woher kommt diese neue Tendenz, dich in die Stimmungen anderer Leute einzufühlen?»
    Plötzlich wurde Viktor ernst. «Situationsbedingt. Findest du nicht, dass wir in einer heiklen Lage stecken? Geradezu gefährlich. Und ich muss gestehen, ich mache mir ein wenig Sorgen – nicht um alle, aber um einige. Und der Koch gehört dazu. Ich finde ihn so … praktisch. Er erinnert mich an den Koch, den mein Vater mal eingestellt hatte. Ich mochte den Kerl irgendwie. Der war aus Ungarn und konnte Palatschinken machen. So dünn, dass man die Zeitung dadurch lesen konnte, jedenfalls bevor er sie überbacken hat.»
    «Mochtest du ihn lieber als dein Kindermädchen?»
    «Ähhh, nein. Aber mehr als meine Schwestern und meinen Reitlehrer … und alle anderen.»
    «Wie tröstlich, dass auch

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