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Surf

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Titel: Surf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Duane
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Fischerboot. Das Land und die Gerüche trockener Gräser ließen das Meer nicht so ungezügelt wild, sondern gezähmter erscheinen. Schwimmer, die es nicht eilig hatten, aus dem Wasser zu kommen – ein später Hauch von Altweibersommer, ohne die grellen Kontraste des Hochsommers, ohne kalte Morgennebel oder brütende Mittagshitze. Ich saß auf der Bank in einer warmen, sanften Brise, kein drohender Sturm, keine zermürbende Dürre oder lastender Nebel; einfach ein herrlicher Abend an einem schönen Ort. Die Silhouette eines Hundes jagte vor dem blauem Wasser, das im Licht der untergehenden Sonne karmesinrot glitzerte, einem Stöckchen hinterher. Eine Welle hob sich dunkel über den Sand, ihre Schwärze nahm der Abenddämmerung das Licht, und im Augenblick, bevor sie brach – eine Pause wie das Innehalten zwischen zwei Atemzügen, die Stille zwischen Worten –, schoss ein Streifen aufgehenden Mondlichts auf ihrer dunklen Vorderseite entlang.
    Später, als die Seelöwen unter der Pier brüllten und die Nacht hereingebrochen war, kam die Brise aus einer anderen Richtung, blies kühl vom Pazifik und wehte Meeresgerüche durch mein offenes Fenster. Ich habe einmal von einer Frau gelesen, die nachts alle Fenster zum Meer hin schloss, um die verlorenen Seelen, die über das weite Meer wandern, nicht einzulassen.
     
    Niemand hat Verständnis dafür. Bei der Hochzeit eines meiner ältesten Freunde setzte ich mich mit meinem vollen Teller in einem eleganten Haus in Oakland Hills an einen weiß gedeckten Tisch. Aus irgendeinem Grund ist Surfen komisch . Hätte man die «Was machen Sie denn so?»-Frage mit «Ich trainiere für einen Marathon» oder «Ich spiele Basketball» beantwortet, hätte da etwa jemand gekichert? Würde irgendwer so tun, als habe man gerade behauptet, man durchlebe zurzeit seine Kindheit aufs Neue? Versuchen Sie das mal mit Surfen, Sie werden sich wundern. Der Bräutigam wollte zum Beispiel wissen, wie oft genau ich denn surfte.
    «Oh», antwortete ich und schob den Kartoffelsalat auf dem Teller mit dem maritimen Dekor herum, «viel». Zwar war ich erleichtert, nicht der mit Reis Beworfene zu sein, sah mich aber doch im Zimmer um und überlegte, wie begehrenswert ich als ein Partner sein mochte, der ziemlich wenig vorzuweisen hatte: kein Geld, keine Liebesbeziehung. Als ich ankam, war ich doch etwas erstaunt gewesen, denn nach meiner Fahrt im Pick-up entlang der böigen spätherbstlichen Küste voller weißer Schaumkronen und nebelverhangener Wellen, die in die felsigen Buchten donnerten, wurde mir plötzlich etwas vor Augen geführt, das einen fast so erstaunt wie die Entdeckung der ersten Falten im Spiegel. Als Student lebt man mehr oder weniger wie seine Freunde; vielleicht gehen sie etwas öfter Sushi essen oder setzen erstaunlich oft ihre Kreditkarten bei Benetton ein, aber alle sind Studenten, wohnen in Studentenbuden, schreiben ihre Hausarbeiten, trinken billiges Bier. Je länger man das Studium hinter sich hat, desto deutlicher werden die materiellen Unterschiede, besonders, wenn die Leute anfangen zu heiraten. Als ich meinen Pick-up parkte, begegnete ich einem meiner ältesten Freunde. Er trug einen teuren italienischen Anzug und stieg aus einem nagelneuen schwarzen BMW. Zunächst bemerkte er mich gar nicht, sodass ich irgendwie das Gefühl hatte, im falschen Film zu sein.
    «Du surfst also viel», sagte der Bräutigam und ahmte dabei spöttisch meine schleppende Surfersprache nach. «Was meinst du mit ‹viel›?»
    «Welchen Partyservice hast du eigentlich?», wollte ich plötzlich wissen. Thema war offenbar »Americana», amerikanische Klischees schlechthin, hübsch abgewandelt: Gourmet-New-Mexico-Hühnchen/Puten-Hotdogs, mit Oregano gewürzte Truthahn-Burger, Pommes Frites aus Süßkartoffeln, rot-weiß-blaue Servietten und Tischtücher. In der Küche und auf der Terrasse tummelten sich die Eltern, überwiegend Rechtsanwälte und Ärzte; manche waren vielleicht etwas wehmütig, weil der «Kinder»-Tisch, an dem wir alle saßen, so viel Optimismus verbreitete, andere zweifellos dankbar, diese Illusionen hinter sich zu haben. Die Antiquitäten und Reproduktionen – eine lackierte alte Eistruhe, bemalt mit verblichenem Sternenbanner, ein mit dem amerikanischen Adler gerahmter Spiegel – gaben dem Zimmer eine beruhigende Ausstrahlung aus gesundem Patriotismus und polierter Eleganz. Wie der Salon eines Schiffskapitäns der Oberklasse im 19. Jahrhundert.
    «Keine Ausflüchte», beharrte der

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