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Surf

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Titel: Surf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Duane
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fabelhafte alte Polstersessel vor sich hin moderten, Sitzmöbel, die bei einem Spiel von Kindern ideale Throne abgegeben hätten. Ich glaube, meine Mitbewohner sahen die Zeitschriften als Ausdruck eines lasterhaften Geistes, vor allem wegen der Anzeigen für Reef-Brazil-Sandalen, die in allen Surf-Magazinen erschienen; Auf der ersten oder zweiten Seite jeder Ausgabe stand irgendein sonnengebräuntes Inselmädchen in knappem Tanga-Bikini. Der Blick auf dieses Motiv war dabei natürlich der, der dem Leser offensichtlich am vertrautesten war: unbemerkt und von hinten. Ich hatte der Versuchung widerstanden, auch noch Longboarder's Journal , Longboarding und Australian Surfing Life zu abonnieren, aus Angst, ich könnte meine Identität in einer Collage aus Surf-Postern an den Wänden meines Badezimmers verlieren oder bei den täglichen Besuchen im Surfshop, wo ich stets Gefahr lief, die Bretter zu streicheln und mir die endlosen Videos anzusehen. Mein Lieblingsgeschäft war mittlerweile Pacific Wave Surf & Snow, weil der Laden so neu war, dass man ältere Sonderlinge wie mich mit Respekt behandelte. Ich rasierte mich nicht mehr regelmäßig, legte mir eine weniger intellektuelle Brille zu und trug inzwischen sogar Flip-Flops und dunkle Sweatshirts, wobei ich auch im Haus die Kapuze aufbehielt. Ich habe es nie geschafft, mir den ganz echten Look zuzulegen, aber den Jungs im Pacific Wave schien es nichts auszumachen, dass ich Stunden in ihrem Laden verbrachte, auf die Videomonitore starrte und kein Geld ausgab, nur wie hypnotisiert dastand und die mühelose Eleganz der Jugendlichen aus L.A. auf ihren wahnsinnigen, von der Industrie gesponsorten Südsee-Surfaris beneidete.
    Außerdem war der Point durch das schlechte Wetter und den starken Wind immer weniger zugänglich geworden, sodass ich mich gezwungen sah, am menschlichen Drama teilzuhaben und an den ziemlich überfüllten Spots in der Stadt zu surfen. Wenn die Dünung zu wild für die offene Küste am Point wurde, musste man eben in die Stadt fahren und dorthin gehen, wo der Bogen der Bucht und die Mauer der Santa Cruz Mountains die Riffe vor wütenden Nordwinden schützten. Nirgendwo auf der Welt ist das Gefühl herrlicher als beim Urbanen Treiben an der Steamer Lane, einer Reihe von Surfspots, die sich an den Klippen im Stadtzentrum von Santa Cruz entlangziehen. Eine fabelhafte öffentliche Arena und Promenade, auf der man sich an warmen Tagen mit seinem Lunch und an kalten mit Kaffee auf die Bank setzen, Richtung Süden über das diamantene Blau der Bucht blicken und mitten auf eine gekonnt berittene Brandung blicken kann, eine menschliche Ordnung aus geschäftigem Treiben, effektvollen Darbietungen und Urbanen Vergnügungen für alle. Strahlende Männer und Frauen gehen vor Wasser triefend auf den Bürgersteigen umher, erfüllt von der Freude am eigenen körperlichen Wohlbefinden und dem Stolz der Zugehörigkeit, etwa so, wie man in Chamonix eine Bergsteigerausrüstung trägt. Man ist eindeutig selbst Teil des Spektakels. «Ja, ich gehöre tatsächlich dazu.»
    Wenn Richard Henry Danas hawaiianische Freunde um 1830 nie in San Diego surften, dann waren höchstwahrscheinlich die hawaiianischen Prinzen David, Cupid und Edward Kawananakoa die ersten Festlandsurfer am Seabright Beach neben meinem Haus. Sie gingen in den 1880er Jahren in San Mateo zur Schule, sahen die sich sanft brechenden Wellen an der Mündung des San Lorenzo River und beschlossen, auf ihnen zu surfen. Sie kauften Redwood-Bretter in einem örtlichen Sägewerk, ließen sie fachkundig glätten und bescherten Santa Cruz das, was die Stadt später unter anderem auszeichnen sollte. Duke Kahanamoku selbst, der weltweite Botschafter des Surfens und Goldmedaillengewinner im Schwimmen bei den Olympischen Spielen, den Hollywood schließlich als gut aussehenden, männlichen Polynesier unter Vertrag nahm und für alle dunkelhäutigen Typen – vom Indianerhäuptling bis zum Araber – einsetzte, zeigte sich bei den Wasserspektakeln in den 1930er Jahren auf der Seebrücke von Santa Cruz. Im Santa Cruz Surf Museum gibt es Schwarzweißfotos des damaligen Surf-Clubhauses – eine kleine weiße Hütte am Strand –, davor einige lächelnde Jungen, gesund und unkompliziert, irgendwie adrett. Das war in den 1950er Jahren, als man sein 3,40m langes, 100 Pfund schweres Board aus Redwoodholz noch in einer Tischlerei anfertigen ließ. Fred Van Dyke erinnert sich noch an die gute alte Zeit, als man an der Steamer Lane und am

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