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Surf

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Titel: Surf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Duane
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aufeinander zu.
    «Einfach die ganze Art, wie ich bisher gelebt habe.»
    «Wie hast du denn gelebt?», wollte ich wissen.
    «O Mann, einfach nichts in Angriff nehmen, kein Studium oder so. Ich war echt gut in der Schule, ich will Doktor werden.»
    «Arzt?»
    «Ja, ich bin gut mit so was. Ich werde zwei Jahre aufs Community College gehen, dann die University of California besuchen und all den Scheiß auf die Reihe kriegen. Dann studiere ich Medizin. Fünf Jahre, dann bin ich fertig und werde platzen!» Er kicherte beim Gedanken daran, als wäre es eine absolute Gewissheit, als könne es dadurch, dass er es aussprach, im Voraus wahr werden. Und vielleicht war es ja auch so. Er erzählte mir, seine Schwester habe ihn dazu aufgestachelt, hierher zu kommen. Sie hatte immerhin ihren Scheiß auf der Reihe, das war alles. Sie war jetzt Erdkundelehrerin in Florida und hatte zugesehen, dass sie aus Südkalifornien so schnell wie möglich rauskam. Er sagte, es sei wahnsinnig toll, nur für sich selbst sorgen zu müssen.
    «Wie meinst du das?»
    «Mein Dad hat alles verloren», erzählte er, während er sich auf sein Board legte und auf die Wellen zupaddelte. Sein Arme waren seltsam muskulös, sein Trizeps groß wie ein Ziegelstein. Die Wellen kamen nicht in Gang, und er setzte sich wieder auf. «Dad ist völlig am Ende», sagte er. «Er sitzt nur auf der Couch und sieht fern. Er macht mich rasend. Irgendwie widert es mich an, ihm dabei zuzusehen, wie er völlig aufgibt. Er sucht sich nicht mal einen neuen Job, und ich zahle seine Miete. Deshalb musste ich auch das Junior College abbrechen; ich habe Vollzeit auf dem Bau gearbeitet, um noch für meinen Vater aufzukommen.» Dann wechselte sein Gesichtsausdruck von beschwingter Verdrängung zu niedergeschlagener Erkenntnis, als er seine Rolle in alledem reflektierte; er erzählte, er sei auf dem College sowieso nicht so toll gewesen, ließ sich leicht ablenken. «Ich setzte mich in die Bibliothek, um zu lernen. Ich wollte es ganz ehrlich, aber dann las ich lieber Dinge, die mich interessierten, verbrachte fünf Stunden in der Bibliothek damit, irgendwelche Bücher zu lesen, die mir cool vorkamen. Aber im Seminar schnitt ich dann eher schlecht ab.»
    Er drehte sich herum und war auf und davon in eine gerade richtig wirbelnde Röhre hinein, duckte sich in ihr mit furchtloser Gelassenheit, und dann sah ich, wie eine große Flosse direkt vor mir auftauchte, aufrecht gehalten von einem langen grauen Körper. Während ich das, was ich da sah, in meinem Kopf in Entsetzen umwandelte, bemerkte ich noch drei weitere Flossen, und sie drehten sich so, dass ihre hakenförmige Krümmung zu sehen war: Delphine. Dann noch drei und danach zwei weitere – eine ganze Parade rechts und links, vorne und hinten, aalglatt und jeder etwa so groß wie ein Mensch. Eine kleine Welle rollte auf mich zu, in die drei sich krümmende dunkle Gestalten hineingepresst waren: Die Delphine veranstalteten für uns eine Show und ritten die Welleninnenseite. Und einer schoss eine perfekte Wand entlang (nebenbei gesagt: Delphine reiten ausschließlich gute Wellen) auf die anderen zu, gerade hoch genug, dass der oberste Zentimeter seiner Rückenflosse die Wasseroberfläche durchbrach und eine rasante, rasiermesserscharfe Linie quer durch die Welle zog. Dann rollten Welle und Reiter unter mir hindurch; ich drehte mich um, wollte das zurückfließende Wasser sehen, als plötzlich der ein Meter achtzig große Körper hoch hinaus in die Luft schoss und goldene Tropfen vor der Sonne verschleuderte … Angeberei? Selbstvergessenheit?
    «Hey, Mann», sagte Skinny und paddelte heran, «ganz cool bleiben, okay?»
    He?
    «Die Jungs da hinten sehen schon ganz böse rüber zu dir.»
    Wer?
    «Die Jungs von hier. Reden schon so manche Scheiße über dich.»
    Vier weitere Delphine bäumten sich mit ihren glatten, rasanten Flossen auf, flogen in die Lüfte und kamen wieder herunter wie die unerbittliche Sinuskurve der Dünung.
    «Hör zu, Mann», sagte Skinny eindringlich und warf einen flüchtigen Blick über seine Schulter, «vergiss nicht, wir sind bescheuerte Typen, so lange wir leben, nur weil wir nicht wirklich von hier sind.»
     
    Spiel, spielen: 1. dramatische Komposition; Drama … 3. Aktivität, oftmals spontane Beschäftigung zur Erholung und Entspannung, z.B. von Kindern. 4. Spaß, im Gegensatz zu Ernsthaftigkeit… 15. muntere, leichte, wechselnde Bewegung oder Aktion: Wasserspiele … 46. Beschäftigung zur Zerstreuung,

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