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Surf

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Titel: Surf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Duane
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Diebstähle und unreife Früchtchen. Viel Schwarzen-Slang. Dad war Pflichtverteidiger, die Brüder hatten auch Jura studiert, und Skinny flüchtete. Sogar Berkeley war zu heavy: keine Wellen zum einen, dafür auch noch zu viele Feinde. Mit seinem grimmigen Napoleonkomplex hatte er sich den Weg bis zur Zwölften hochgeboxt. Noch immer machte er täglich hundert Liegestütze und Rumpfbeugen.
    «Um fit fürs Surfen zu bleiben?», hatte ich ihn gefragt.
    «Nee», hatte er mit bewundernswerter Ironie geantwortet, «mir ging früh auf, dass ich eine Krabbe war, also wollte ich immerhin eine große Krabbe sein.» Und das war er.
    «Nun komm, lass uns schnell machen», sagte ich, während ich hinunter zur Steamer Lane schaute und hoffte, dass Apollo eine frühe Mathestunde hatte. «Sieht mörderisch aus! Perfekt zum Surfen. Ein paar kleine Ritte drinnen, vielleicht noch ein, zwei fette Drops draußen.»
    «Mann, siehst du nicht, wie viele Typen da draußen sind? Scheiße, wahrscheinlich die ganze harte Truppe von hier: die Floater-Brüder, die Slacker-Brüder, Peepee, Batboy …» Zwei Burschen mit hauchdünnen Brettern eilten die Zementstufen hinunter zum Wasser.
    «Lass dich von ihnen nicht aus dem Konzept bringen, Mann», sagte ich. «Zieh einfach dein Ding durch.»
    «Darum geht's nicht.» Meine Ignoranz schien ihm richtig weh zu tun. «Aber wohin fahren wir dann?»
    «Zum Point?»
    «Einmal sag ich's noch: ICH SURFE NICHT AM POINT. Langweilig und lahm. Was wir brauchen, ist Hochspannung, kapiert?»
    Die Steamer-Lane-Lebenslänglichen kamen nach und nach, Typen, die den Ruf hatten, ihre Behindertenstütze für Bier auszugeben und den ganzen Tag lang der Meute im Wasser Obszönitäten zuzurufen. Offensichtlich kannten sie sich bereits ihr halbes Leben lang und versammelten sich jeden Tag auf dem Kliff wie Bauern auf dem Viehmarkt – hauptsächlich aus Spaß daran, an diesem hübschen Fleckchen herumzukrakeelen.
    Dann traf es Skinny wie ein Blitzschlag.
    «Ooooooh», sagte er, «siehst du da in der Mitte der Bucht bei The Dunes die beiden Rauchsäulen?»
    Vor dem Landwirtschaftsdunst des Salinas Valley hingen zwei dünne Rauchfäden.
    «In welche Richtung zieht der Rauch?» Er stellte die Frage rasch, prüfend.
    Äääääähm…
    «Ablandig. Los geht's. Das wird krachen.»
    «Krachen?»
    «Das sind die Rockies da draußen», erwiderte er lächelnd, ganz in seinem Surftalk-Element. «Tubes, viele, weißt du.»
    Aber… aber… wir hatten schon eineinhalb Stunden vergeudet … die Flut würde bald einsetzen … The Dunes waren mindestens vierzig Minuten entfernt.
    «Willst du nun fett surfen oder nicht?»
    Unglaublich. Ich setzte den Hai auf meinen Finger, während wir nach Süden durch die Badeorte Capitola, Aptos, dann durch das Farmland von Sahnas Valley, das Land John Steinbecks, zogen; Surfer als existenzielle Wanderer, aufgefressen von Angst. Ich meine, es macht schon viel Spaß, das ganze Leben lang stets auf Achse und hinter den Wellen her zu sein, aber dieses dauernde Herumzockeln und die Unentschiedenheit, ganz zu schweigen von dem Versäumnis weltlicher Pflichten … obwohl, wenn es da wirklich Barrels gab; immerhin habe ich in letzter Zeit von solchen Tubes geträumt . Für gewöhnlich waren meine Träume Collagen aus Ängsten und Erinnerungen, aber das Surfen regte zu Wunscherfüllungs-Phantasien an, in denen ich durch die Luft flog, wie ich wollte, mich ohne zu zögern auf riesige Ungeheuer auf offener See stürzte. Und in der vorigen Nacht warf sich das blau schimmernde Band der Wellenkante über mich, und anstatt das Weite zu suchen, duckte ich mich. Da war ich plötzlich in einer glitzernden, dröhnenden Höhle, das glatte Abbild aller Fotos von Tube-Ritten, die ich je gesehen hatte. Als ich unversehrt herausschoss, lächelte mich ein hawaiianischer Surfer in gelbem, ärmellosem Hemd an – ein wichtiger Teil des Traums; ich streckte meine Zunge heraus und dachte im Traum; «Der Typ hat echt keine Ahnung, was mir da gerade passiert ist; er weiß nicht, dass dies mein erster wahrhaftiger Tube-Ritt war.» Tube-Ritte sind keine intuitive Angelegenheit, außer auf den wirklich perfekten Wellen. Du schießt voran, siehst, wie die Welle «sich anwinkelt», vortaumelt, um sich so stark zu brechen, dass die Wellenkante, wenn sie sich nach vorne wirft, am unteren Teil der Welle vorbeirollt – und alle Instinkte sagen dir; Mach, dass du aus dem Weg kommst. Auf Fotos sieht es immer aus wie der allerfriedlichste Ort,

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