Surf
Zypressen-Schösslinge wie diese hier am Point und behauptete, er sei eher den Granitblöcken verwandt: «Genau wie ich / erinnern sich die Felsblöcke / an alte Kriege und schweigen still; denn wir denken, dass die Zukunft eins ist mit der Vergangenheit, wundern uns, warum Baumwipfel / und Menschen so wanken.»
Ich hatte den Eindruck zu verstehen, was diese Klippen und Wellen an sich hatten, das die Kraft von Geschichte zu mindern schien, aber mir war auch sehr, sehr kalt. Fröstelnd und müde im ständigen Mahlen der Wellen sah ich plötzlich eine überdimensionale Wellengruppe vor mir auftauchen, eine Reihe gebrochener, schwankender grünlich-schwarzer Wände. Ich entschied, dass ich noch eine Letzte brauchte und paddelte auf sie zu, schwang mich auf die kabbelige Oberseite und fuhr die Welle hinab, kurvte auf der Brettkante hinaus auf ihre graue Anhöhe, übersprang die Unebenheiten drum herum und raste an zufälligen, unvorhersehbaren Höhlungen vorbei, geradewegs bis auf den Sandstrand. Unter der Klippe musste ich härter als sonst mit meinem Neoprenanzug kämpfen, um ihn abzustreifen, da er wie eine zweite Haut förmlich an mir klebte; mit nacktem Rücken lag ich auf dem nassen Fels und verrenkte mich zappelnd, um meinen linken Knöchel freizubekommen. Da hörte ich hinter mir etwas platschen; in einer Regenpfütze lag eine kleine schwarze Schlange, die neun Meter tief aus der Welt der Gräser und Nagetiere herabgefallen war. (Wie? Hatte sie vielleicht nach einem Käfer geschnappt, der sie ganz bis an die Kante gelockt hatte? War sie irgendwo falsch abgebogen? Oder hatte ein Habicht sie fallen lassen?) Sie zuckte ein paar Mal, um im Wasser voranzukommen, und glitt dann umständlich heraus. Ein, zwei Wirbel bewegten sich überhaupt nicht. Rasch verschwand die Schlange zwischen den runden Steinen der Brandung; damit war sie erledigt, hatte den falschen Weg eingeschlagen, denn da gab's keine Mäuse, keinen Schutz vor der Flut. Wirklich eine Katastrophe. Barfuß ging ich über den Sand und drehte mich noch einmal um und warf einen letzten Blick aufs Wasser, ein Reflex, dem niemand widerstehen kann. Ein dünner Hauch der rötlichen Dämmerung beleuchtete Willie und Vince und ein paar andere, die noch draußen waren und geduldig und zusammengekauert das Ende der Flaute abwarteten. Da brach plötzlich ein paar hundert Meter weiter draußen die friedliche, dunkler werdende Oberfläche des Meeres auf, als ein Wal hoch in die Luft schoss. Seine riesige Gestalt hing schwarz in der Dämmerung, die Schwanzflosse gespreizt wie offene Arme. Dann krachte er wieder herab, so tief, dass er wie in Zeitlupe fiel. Das Wasser dümpelte weiter wie zuvor, und die Silhouette auf meiner Netzhaut verblich, während das Bild in meinem Kopf bereits stilisiert und überdimensional wurde. Doch fünfzig Meter weiter nördlich teilte sich das Wasser erneut, und der Wal sprang wieder hoch und flog schwarz und spritzend vor die verschwommene Sonne.
Ich winkte und schrie den Jungs im Wasser zu: «Hey! Seht mal, da draußen ist ein Wal!»
Oh, ich konnte es nicht fassen, im Wasser so dicht an einem solchen Ding dran gewesen zu sein, ohne es zu wissen. Ich ließ mein Board fallen und rannte südwärts den Strand hinunter, um den Wal auf seinem Weg nach Norden nicht aus den Augen zu verlieren, und schlitterte über den trockenen Sand. Hundert Möwen, die an der Mündung des Flüsschens gehockt hatten, stoben hoch in die Luft, und dann noch einmal! Ausgelassenheit? Vielleicht, aber nur wenn wir das Wort in einer neutralen, gefühllosen Bedeutung verstehen, als ein Übermaß an Energie, das sich dadurch ausdrückte, dass es zehntausend Pfund Masse in die warme Abendluft schleuderte. Mit einem Krampf im Bein und schon längst nicht mehr hüpfend, hielt ich an und ging die halbe Meile, die ich gelaufen war, wieder zurück. Mir fiel ein, dass mir einmal ein Surfer beschrieb, wie er einen Wal ganz aus der Nähe gesehen hatte. Er hatte auf seinem Board gesessen, trieb high in der Abenddämmerung eines nicht gerade spektakulären Tages, als plötzlich ein ausgewachsener Grauwal fast direkt unter ihm aufgetaucht war. Er erzählte mir, er sei viel zu überrascht gewesen, um Angst zu haben, war aber danach eine ganze Zeit lang zu keiner Welle mehr hinausgepaddelt. Im Dezember nach Süden, im April nach Norden, unternehmen diese Wale die längste Migration der Welt – zwölftausend Meilen hin und zurück. Frühen Berichten nach waren die Grau-, Pott-,
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