Surf
Status als Talisman für die verträumteste amerikanische Vision von Freizeit. Und das war gar nicht so überraschend, denn schließlich war Wichita die erste Stadt im Landesinnern, in der man Bruce Browns Endless Summer sehen konnte, den erfolgreichsten Surffilm aller Zeiten und der nächste in meinem privaten Filmfestival.
Selbst wenn du den Film nie gesehen hast, weißt du, worum es geht: Südkalifornien, ewige Kindheit – Peter Pan. Bei der Premiere in Santa Monica im Sommer 1964 spielte The Endless Summer sieben Abende vor ausverkauftem Haus. Um zu beweisen, dass sich der Film auch außerhalb von Los Angeles verkaufen ließ, mietete Brown ein Kino in Wichita: mitten im geographischen Zentrum des Landes, mitten im frostigen Winter. Volltreffer. Weiter nach New York und begeisterte Besprechungen – Bruce Brown als «der Bergman der Bretter», «Fellini der Brandung». Newsweek nannte den Film «atemberaubend … eine mitreißende und aufregende Geschichte über das menschliche Geschick, es mit dem Ozean aufzunehmen». The New York Post schrieb, der Film sei «etwas ganz Besonderes … All diejenigen, die nicht seine Schönheit und seinen Nervenkitzel erkennen, haben keine Augen im Kopf», und The New York Times erklärte: «Schwung und Spaß, hypnotische Schönheit und fortwährende Spannung». Mike Doyle fand, er zeige die reine Freiheit des Sports: «Da gibt es keine Klingel, keine Stoppuhren … nur dich, ein Surfboard und das Wasser. Die Surfer im Film schadeten nichts und niemandem. Sie betrieben nur etwas, das sie wirklich liebten, etwas so Einfaches wie die Suche nach der perfekten Welle.» So trivial der Film heute erscheinen mag, The Endless Summer spielte bei einem Budget von 50000 Dollar über 30 Millionen Dollar ein; Bruce Browns hausgemachter Dokumentarfilm hatte nicht einmal Dialoge, nur einen später eingespielten Kommentar, und er brachte ihm ungefähr 8 Millionen Dollar ein. Die Macher früherer Surffilme mieteten sich Säle in Küstenstädten, verkauften Eintrittskarten an der Tür, spielten Schallplatten zu den Filmen und moderierten von der Bühne herab, während die Menge johlte und pfiff. Keine Handlung, kein Sex, keine Gewalt; Robert und Mike reisten einfach in neunzig Minuten um die Welt und verhielten sich in den wildesten und fremdesten Kulturen genau so, als seien sie immer noch in Malibu. Absolut kein mystischer Unterton von Wahrheitssuche – einfach der Hedonismus der Fünfziger mit gesundem, entspanntem Spaß.
Viel von dem Charme, der The Endless Summer ausmacht, liegt in dem Gelächter der vom Surfen verblüfften und aufgekratzten Leute, in den Sequenzen fröhlicher Kinder aus dem Senegal, die mit Surfboards spielen, herumtollen und gelegentlich einmal auf die Füße kommen. Der Film zeigt eine sehr ansprechende Vision von globaler Gemeinschaft, geprägt vom kalifornischen Sinn für Spaß. In einer Szene paddelt eine Gruppe von Senegalesen in einem kunstvoll geschnitzten Kanu hinaus, um Netze zum Fischen auszuwerfen. «Sie sprachen kein Englisch», erklärt der Erzähler, «und Mike sprach nicht ihre Sprache, so paddelten sie heran und sagten so etwas wie ‹Unga wamungi wungo›. Mike lächelte und erwiderte: ‹Yeah, Mann, häng zehn.› Das fanden sie toll. Sie paddelten weiter und sangen: ‹Häng zehn, häng zehn.›» Später stehen sie dann alle lachend am Strand, die Senegalesen um die Amerikaner herum, und stellen nicht übersetzte Fragen; die Jungs antworten auf Englisch, und beide Seiten vertiefen sich in einen fröhlichen, zu nichts führenden Austausch. Spielen transzendiert nicht nur die Kultur, sondern die Sprache selbst. Mit den Augen der 1990er Jahre gesehen, ist die koloniale Dummheit der 60er Jahre peinlich: Zwei gesunde, wohlhabende Jungs aus dem Westen auf einer unvergleichlichen Reise des Kulturimperialismus – die ganze Welt ist ihr Vergnügungspark. Im Flugzeug nach Afrika überlegt Robert, ob sie wohl Brandung vorfinden, sich Malaria einfangen, von den Speeren der Eingeborenen durchbohrt würden. In Nigeria jagt ein schwarzgesichtiger Eingeborener sie durch «einen Dschungel mit allem Drum und Dran, sodass sie jeden Moment erwarten, Tarzan an einer Liane heranschwingen zu sehen»; und in einem senegalesischen «primitiven Fischerdorf» haben die Jungs Angst, «Surfen könnte irgendwelche religiösen Tabus der Einheimischen verletzen, sodass sie angreifen könnten». Über diese Fischer, die hinaus auf See rudern, sagt der Sprecher: «Wenn du da draußen
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