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Survive

Survive

Titel: Survive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Morel
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hier.«
    Ich nicke, und er geht davon und lässt mich am Straßenrand zurück. Er dreht sich um und geht direkt in das Licht, und dann wird alles schwarz. Ich höre nichts außer dem Geräusch meines eigenen schweren Atems. Die Wolken haben sich verzogen, und ich kann am klaren Nachthimmel die Sterne leuchten sehen. Ich lasse stumm meinen Blick über sie schweifen und sehe, wie ein Stern funkelt und leuchtet und meinen Blick festhält, bis ich ihn verliere oder er sich in der Dunkelheit auflöst, da bin ich mir nicht sicher.

Epilog
    Sechs Monate später
    Ich bin nie wieder nach Life House zurückgekehrt, nachdem ich vom Berg herabgestiegen bin.
    Ich erinnere mich daran, wie ich in einem Krankenhauszimmer aufgewacht bin. Es war, als hätte ich die Life House-Klinik nie verlassen. Keimfreie Luft und trübes Licht erfüllten mein Zimmer. War das alles wirklich passiert? Der Absturz, Paul, der lange Marsch, der Wolf, das Licht … Ich wusste es nicht. Ich durchforschte mein Gedächtnis, bis mir im wahrsten Sinne des Wortes der Kopf wehtat. Erinnerungen an das Flugzeug und die Tabletten und selbst an die zwanghafte Besessenheit von meinem großen Plan strömten auf mich ein. Hatte ich den Plan vielleicht tatsächlich ausgeführt und die Pillen geschluckt? Konnte dies der Himmel sein? Die Hölle?
    Und dann hörte ich ein vertrautes Geräusch. Das Geräusch eines diskreten Räusperns. Ich blickte auf und sah Old Doctor auf einem Stuhl in der Ecke sitzen, wo er auf mich wartete. Fältchen bildeten sich um seine traurigen Augen, als er mich anlächelte.
    »Hi«, sagte ich.
    »Jane. Ich bin so glücklich, deine Stimme wieder zu hören.«
    Ich fing an zu weinen.
    »Ich bin auch glücklich«, flüsterte ich.
    »Deine Mutter ist auf dem Weg von New Jersey hierher«, sagte er. Er kam herüber und legte seine Hand auf meine, und alle Fürsorge der Welt ruhte in dieser Hand. Seine Haut war weich und warm.
    »Es ist alles im Lot, Jane. Deine Mutter wird bald hier sein.«
    Ich blickte auf meine linke Hand hinab und sah, dass sie geschwollen und voller Prellungen war. Meine Handflächen waren rot und wund. Ich untersuchte den Rest meines Körpers und fand ihn unversehrt. Ich wackelte mit den Füßen und Zehen. Alles da.
    »Wo bin ich?«, fragte ich.
    Er rückte noch etwas näher an mich heran. Er musterte mein Gesicht, und ich glaube, er hatte selbst etwas Mühe, seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen.
    »Es ist jetzt vorüber«, sagte er zu mir. »Du bist zurück in der Welt, Jane.«
    Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, seit ich von diesen Bergen herabgestiegen bin. Mit Ärzten, Rangern, Reportern, Wanderern, Bergsteigern, Überlebenskünstlern, meiner Familie, Freunden meiner Familie. Sie alle wollten wissen, wie ich überlebt habe. Ich wünschte, ich wüsste die Antwort, aber ich weiß sie wirklich nicht. Ich habe mir eine pauschale Antwort zurechtgelegt, in der ich den Vergleich mit einer Waffe herstelle, die mir an den Kopf gehalten wird. Lauf oder stirb. Ich bin gelaufen und habe mich für das Leben entschieden. Diese Vorstellung gefällt allen.
    In der Nacht, in der ich gefunden wurde, hat ein Lastwagenfahrer namens William Roberts seinen Laster angehalten und das auf dem Dach seines Trucks montierte Flutlicht angeschaltet. Es war eine kalte Nacht mit starkem Schneefall. Er war fast dreißig Kilometer von der Hauptstraße entfernt, hielt aber an, weil ihm im Vorbeifahren irgendetwas merkwürdig vorgekommen war. Er nahm seine Pistole aus dem Handschuhfach, stieg aus seinem Lastwagen und ging langsam zu meinem fast leblosen Körper hinüber. Er gab an, nicht gewusst zu haben, ob er nicht vielleicht ein leidendes Tier würde erschießen müssen. Gleichzeitig befürchtete er, dass es sich um eine Art ausgefallenen Trick handeln könnte. Er sah sich um und fragte sich, ob sich nicht vielleicht noch irgendwer im Gebüsch versteckt haben könnte.
    Dann kniete er sich neben mich und legte mir die Hand auf den Mund. Schwache, warme Atemluft befeuchtete seine Finger. Wer immer sie ist, sie ist noch am Leben, dachte er. Und dann hob er mich hoch und trug mich zu seinem Lastwagen. Er legte mich auf den Vordersitz und kurbelte den Beifahrersitz zurück, sodass ich relativ flach darauf liegen konnte. Er wendete seinen Truck und fuhr Richtung Stadt zurück.
    Er erzählte der Presse, dass ich während der ganzen Fahrt nicht ein einziges Mal aufgewacht sei. Er fuhr an der nächsten Stadt vorbei, die hundertzwanzig Kilometer von der

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