sus
Damen...“
„...die Frauen und Töchter der
weißen Emigranten... Nicht alle... aber einige. Und in der Taverne du Brûlot — ein verdammt renommierter Laden —
, da waren nur Weiße. Alles Huren aus besserem Hause. Und warum sollte
man auf sie den ersten Stein werfen? Erst kommt schließlich das Fressen,
verdammt nochmal!“
Ich kratze mir mit dem
Pfeifenstiel den Nasenrücken. „Weiße?“ bohre ich weiter. „Meinen Sie
Weißrussen? Frauen und Töchter von höheren Offizieren, wie man scherzhaft zu
diesen armen Mädchen sagt... nur daß der Scherz für die in der Taverne du Brûlot bittere Wahrheit war?“
Monsieur Florent blinzelt mich
mitleidig an.
„Mein lieber Freund“, sagt er
lachend, „am besten, Sie gehen mal nach China. Angeblich soll man dort
phantastische Gehirnwäschen vornehmen. Das stärkt den Gedankengang... Würde
Ihnen guttun. Was soll ich Ihnen sonst noch dazu sagen, zu diesen charmantesten
Damen?“
Innerlich fluch ich vor mich
hin. Egal, was ich über das Märchen von Omer Goldy denke: unübersehbar drängen sich Russen ins Bild.
4
Im Büro erzähle ich Hélène, was
ich rausgekriegt habe. „Was halten Sie von der Brühe, mein Engel?“ frage ich
sie. „Ich weiß nicht“, antwortet meine Sekretärin lächelnd. „Vielleicht fragen
Sie mal den Küchenchef.“
„Damit wir unser Catch-as-catch-can wiederholen? Vielen Dank.“
„Und die Blonde?“
Ich mache eine vage Geste.
„Ich kann sie durch nichts
wieder lebendig machen, oder? Also... Andererseits hab ich die Schnauze voll
davon, den Angestellten vom Beerdigungsinstitut zu spielen.“
„Schlußfolgerung?“
„Keine.“
„Trotzdem! Erzählen Sie mir
nicht, Sie hätten jetzt kein genaueres Bild von diesem Tchang-Pou ...“
„Das ist die Frage. Laut Omer Goldy hat der Chinese den Sohn des Freundes in eine üble
Liebesgeschichte hineingezogen... in der vielleicht auch eine Russin
mitspielt... Zuerst hab ich das nicht geglaubt.“
„Und jetzt?“
„...glaub ich’s immer noch
nicht. Aber ich muß wohl oder übel damit rechnen, daß Russen in diese Sache
verwickelt sind... Und die Blonde in dem Schrank... vielleicht auch eine
Russin?“
„Wegen ihrer Haarfarbe?“
„Ja. Warum nicht?“
„Stimmt. Warum eigentlich
nicht?“
„Wie dem auch sei, ich kapiere
nicht, warum Tchang-Pou selbst diese rosa Karten
druckt. Das Nachtlokal gibt’s schon lange nicht mehr.“
„Vielleicht ist er ganz einfach
verrückt.“
„Hatten Sie den Eindruck?“
„Offen gesagt: nein. Aber...“
„Kein Aber... Tchang-Pou ist nicht bescheuert... Er...“ Ich runzle die
Stirn.
„Da kommt mir eine Idee. Wenn
der Chinese nun von Erpressungen lebt? Oder so was vorhat?“
„Wieso?“
„Immerhin ‘ne seltsame
Beschäftigung, solche Karten zu drucken. Finden Sie nicht? Wär nicht
sensationell, wenn er damit die gute alte Zeit heraufbeschwören wollte... oder
sich bei jemandem in Erinnerung rufen…“
„Das heißt bei jemandem, die er
in Shanghai gekannt hätte, aus der Taverne du Brûlot ,
und die er in Paris wiedergetroffen hätte?“
„Genau. ‘Ne andere Erklärung für diese Karten hab ich nicht. Und Sie, Hélène?“
„Wo Sie das so sagen... Nein,
ich auch nicht. Aber was hat Goldy damit zu tun? Weiß
er was? Und will er ebenfalls was
!von dieser Russin? ... Falls
es eine gibt...“
„Gibt es, mein Schatz, gibt es.
Da können Sie ganz sicher sein. Und es gibt bestimmt noch was anderes.“
„Was denn?“
“Weiß ich nicht. Mir geht Goldys Beruf nicht aus dem Kopf. Ich kann nichts dafür:
immer muß ich an Diamanten denken. A propos Goldy : ist das Geld angekommen?“
„Die restlichen
Hundertzwanzigtausend? Nein. Aber noch ist es Zeit.“
„Kann sein. Aber besser, man
erledigt das sofort Ich will zum Hörer greifen, überlege es mir aber anders.
Nein, Omer Goldy , ich möchte dich lieber sehen, und
zwar plötzlich und unerwartet. Mal vom Geld abgesehen: ich glaube, ein zweites
kleines Gespräch wär angebracht. „Begleiten Sie mich?“ frage ich meine
Sekretärin.
Das schöne Kind sagt „Ja“.
Vorher schnappe ich mir jedoch
das Telefon. Nicht weil ich’s mir schon wieder anders überlegt habe. Ich rufe
Roger Zavatter an, den freien Mitarbeiter der Agentur
Fiat Lux. „Hallo“, meldet sich der junge Stutzer.
„Arbeit für Sie.“
„Ich höre.“
„Tchang-Pou, Inhaber eines Restaurants in
der Rue de la Grange-Batelière. Concession-Internationale ...“
Ich beschreibe den Chinesen, so
gut
Weitere Kostenlose Bücher