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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ich zu ihr, „dann sehen Sie doch mal nach.“
    Sie seufzt wieder, erhebt sich,
bringt mit anmutiger Geste ihr Haar in Ordnung und geht nach vorn. Kurz darauf
kommt sie zurück und schließt die Polstertür hinter sich, lehnt sich mit dem
Rücken dagegen. Sie zieht eine Grimasse, verdreht die Augen in Richtung Decke
und sagt:
    „Tja, so ist das.“
    „So ist was?“
    „Immer dasselbe. Wenn man auf
Klienten wartet, kommt kein Schwanz. Aber wenn man gut drauf verzichten kann
„Ist ein Klient da?“
    „Ja.
    „Übliches Aussehen?“
    „Unauffällig.“
    „Name?“
    „Hat er nicht gesagt.“
    „Normalerweise fragen Sie
danach.“
    „Normalerweise vielleicht.
Heute ist aber nicht normal.“
    „Schon gut. Was will er?“
    „Sie sehen. Die Leute sind zur Zeit ziemlich neugierig.“
    „Ja, der Besuch der Königin
färbt ab...“
    Ich klopfe meine Pfeife im
Aschenbecher aus.
    „Mich sehen! Mehr hat er nicht
gesagt?“
    „Nein.“
    „Na schön...“
    Ich lasse Pfeife und Glas verschwinden , rücke meine Krawatte zurecht.
    „Ich will mich nicht zieren wie
‘ne Jungfrau. Und daß wir in der Lotterie gewonnen haben, ist für mich kein
Grund, die Klienten rauszuschmeißen. Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen
seid! Der Kerl soll reinkommen. Hoffentlich bin ich sein Typ.“
    Hélène dreht sich aufreizend
seidenraschelnd um, öffnet die Tür und bittet den Unsichtbaren herein:
    „Bitte, Monsieur.“
    Der Kerl kommt rein, wirft
einen Rundblick um sich. Mit ein paar Schritten auf seinen kurzen Beinen steht
er vor mir.
    „Monsieur Burma?“ erkundigt er
sich. Etwas überflüssig. Ich verbeuge mich.
    „Höchstpersönlich.“
    „Angenehm...“
    Er gibt Pfötchen. Eine weiche,
zarte Hand, schlanke Finger, gepflegte Nägel, sehr weiß, sehr sauber. Kein
Ehering. Überhaupt kein Ring.
    „Sehr angenehm“, steigert er
sich. „Mein Name ist Goldy . Omer Goldy .“
    Gut gesagt. Wie aus der Pistole
geschossen. Soll vielleicht Eindruck auf mich machen. Vielleicht auch nicht.
Keine Ahnung.
    „Setzen Sie sich doch bitte,
Monsieur Goldy “, fordere ich ihn auf.
    Er setzt sich in einen Sessel.
Sieht richtig zufrieden aus mit seinem Hut auf den Knien zwischen den zarten Fingerchen . Zu seiner Begrüßung bin ich aufgestanden. Jetzt
setz ich mich wieder. Hélène ebenfalls, etwas abseits. Ihre Nylonstrümpfe
glitzern frivol. Offensichtlich genieße ich als einziger gebührend das
angenehme Schauspiel. Dabei springt es unserem Besucher direkt ins Auge. Aber
Monsieur Omer Goldy scheint drauf zu pfeifen, auf
Frauenbeine und alles, was damit zusammenhängt. Und damit hängt was zusammen,
kann ich Ihnen sagen!
    Monsieur Goldy ist ein kleines Männchen von rund fünfzig Jahren, graue Haut, graue Augen,
graue Haare. Hélène hat recht: unauffällig. Wie sein dunkler Anzug,
unaufdringlich bis zum Verblassen. Mit seiner altväterlichen Eleganz wirkt er
wie ein Notar, leicht provinziell mit der glänzenden Paspel an den Revers
seiner Jacke.
    Bei näherem Hinsehen entdeckt
man dunkle Ringe unter seinen Augen. Vielleicht hat er was am Herzen, oder er
ist vor kurzem tüchtig verprügelt worden. So was soll vorkommen, auch in den
friedlichen Fünfzigern.
    „Wie ich Ihnen schon eben zu
sagen die Ehre hatte, mein Name ist Goldy “, sagt Goldy . „Omer Goldy .“
    Auf den Vornamen legt er Wert.
    „Ich bin Diamantenhändler in
der Rue La Fayette …“
    Freiwillig liefert er
Hausnummer, Stockwerk und Telefonnummer.
    Ich weiß nicht, nur so ‘ne
Idee, aber irgendwas sagt mir, daß er selbst eine ziemlich komische Nummer ist.
Bemüht sich redlich, Offenheit zu demonstrieren. Aber wie das in solchen Fällen
immer ist: Ich hab den Eindruck, daß das nicht lange gutgehn wird.
    „Sie übernehmen“, fährt er
fort, „...äh... vertrauliche Aufträge, nicht wahr, Monsieur? Und Sie übernehmen
es doch auch, Auskünfte, ebenfalls vertraulicher Art, über Personen
einzuholen?“
    Ich nicke zustimmend und mache
eine Handbewegung nach draußen:
    „Wie es auf dem Schild an
meiner Tür und auf meinen Visitenkarten steht.“
    „Ja, ja. Sehr gut...“
    Auf die Gefahr hin, daß sein
Hut auf den Boden fällt, läßt er ihn los und reibt sich die Hände... seine
weißen, sauberen Hände,, die bestimmt schon so manche Diamanten, Gemmen, andere
Steine, Juwelen und den ganzen kostbaren Kram betastet haben — liebevoll oder
nicht, je nach Wert. Für die dunklen Ringe um seine Augen habe ich jetzt eine
andere Erklärung. Wahrscheinlich ist das kein

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