sus
und
stürzte mitten über Paris ab. Die Gondel zerschellte auf einem Hausdach in der
Rue de Provence und die verwegene Madeleine Blanchard wurde kopfüber auf die
Straße geschleudert. Sie war auf der Stelle tot. Eine spontane Sammelaktion
sicherte ihr ein fürstliches Begräbnis.
Das 9. Arrondissement, ein
Viertel der Abenteurer. Da fügt sich vortrefflich als Standort das Musée Grévin ein, das Wachsfiguren-Kabinett am Boulevard Montmartre . Das reichhaltige Ensemble wird fortlaufend
aktualisiert, so daß kein lebender Staatsmann sicher sein kann, im Verlauf
seiner Amtszeit nicht zu einer Probesitzung gebeten zu werden. So verblüffend
echt manches wirkt, so wenig soll verschwiegen werden, daß mancher Prominente,
der sich vielleicht nur mit der Zusendung eines Paßfotos begnügt hat, nicht einmal von seinen eigenen Anverwandten erkannt würde.
Daß nicht nur das lebende
Original, sondern zuweilen auch die Wachskopie Anfeindungen ausgesetzt ist, hat
zum Beispiel die Imitation des Kommunistenführers Marchais erfahren müssen. Bis
heute unerkannt gebliebene Entführer hatten vor einigen Jahren den
Wachs-Marchais aus dem Museum entwendet und im Zoo von Vincennes den Bären zum
Fraß vorgeworfen.
Wer sich nach diesem
ausgedehnten Spaziergang stärken will, muß nicht unbedingt beim Chinesen Tchang-Pou einkehren. In der Rue St. Georges findet er
eines der erstaunlichsten Restaurants von Paris — das angeblich billigste der
Welt: die Casa Miguel. Eine nach den Wirren des spanischen Bürgerkriegs
geflüchtete Señora bietet dort seit Jahren täglich ein Menü zum schier unfaßbaren Preis von fünf Francs an. Das sind nach
derzeitigem Kurs gerade eine Mark und sechzig Pfennige. Inklusive Vorspeise und
Nachtisch. Wem das allzu spanisch vorkommt, sei aufgefordert, es nachzuprüfen.
Señora Miguel gilt als Passionaria der Bedürftigen,
der die benachbarten Metzger und Gemüsehändler die notwendigen Zutaten
kostenlos oder zu einem Schleuderpreis abgeben. Daß pünktlich um zwölf Uhr
jeden Mittag kein Platz an den wenigen Tischen frei bleibt, versteht sich natürlich
von selbst. Und keiner von denen, die dort für das bescheidene Mahl die
läppischen fünf Francs auf den Tisch gelegt haben, hat zuvor bei Drouot vorsprechen müssen, um für ein zu versteigerndes
Skelett oder gar für Schmuck aus der Schatulle des Zaren die Brieftasche
aufzufüllen.
Peter Stephan, im März 1987
Anmerkungen des Übersetzers
1. Kapitel:
Zwei
Millionen, Zweihunderttausend Francs : Bei allen
Geldbeträgen, von denen im Laufe des Romans die Rede ist, handelt es sich um
Alte Francs.
7. Kapitel:
Elvire Prentice :
Heldin der Kriminalromane von Maurice-Bernard Endrèbe .
12. Kapitel:
GPU: Gossudarstwennoje Polititscheskoje Uprawlenije (russ. = Staatliche Politische
Verwaltung): Bezeichnung der sowjetrussischen Geheimpolizei von 1922 an.
15. Kapitel:
Tscheka :
russische Abkürzung für „Außerordentliche Kommission zum Kampf gegen
Konterrevolution und Sabotage“. Name der 1917 gegründeten und 1922 in die GPU
umgewandelten politischen Polizei der Sowjetunion.
Straßenverzeichnis
I/J 14
Rue de
la Chaussée d’Antin
I 15
Rue Cadet
I/J 13
Rue de Caumartin
J 14
Place Charles- Grenier
I/J 15
Rue Chauchat
G/H 14
Rue de Douai
I/J 15
Rue Drouot
G/H 14
Rue Fontaine
J 14
Rue Gluck
J 15
Rue de
la Grange-Batelière
J 13/14
Boulevard Haussmann
I 13
Place du Havre
I 14
Rue Joubert
J 15
Passage Jouffroy
I 15/16
Rue La Fayette
I/J 15
Rue Le Peletier
I 14
Rue de Mogador
I/J 15
Faubourg Montmartre
116
Rue Papillon
(1./2. Arrond .)
Rue des Petits- Champs
J 14
Rue Taitbout
I 14
Place de la Trinité
I 14/15
Rue de la Victoire
G 13
Square Vintimille
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