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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Zeichen für einen Herzfehler.
Öfter als es eigentlich gut für ihn ist (Arbeit verpflichtet!), klemmt er sich
eine Lupe ins Auge. Mal in das eine, mal in das andere, damit kein Neid
aufkommt. Ein ordentlicher, gewissenhafter Mensch.
    „Sehr gut, sehr gut“,
wiederholt er.
    Er hält sich wieder an seinem
Hut fest und schweigt. Dann: „Kennen Sie einen Chinesen namens Tchang-Pou ?“
    „Nein. Muß man ihn kennen?“
    „Nicht unbedingt. Es würde
vielleicht Ihre Arbeit erleichtern. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht.“
    Er sieht mich an, als wolle er
sagen:
    „Und Sie?“
    Da ich es auch nicht weiß,
hülle ich mich in Schweigen. „Schön“, beginnt Goldy wieder.
„Dieser Tchang-Pou hat ein Restaurant in der Rue de
la Grange- Batelière .“
    „Ein Chinarestaurant?“ tippe
ich, um ihm eine Kostprobe davon zu geben, zu welchen Schlußfolgerungen ich fähig bin. Und das im Frühling, mit dem großen Los in der Tasche.
    „Ja...“
    Er wirft mir einen erleuchteten
Blick zu:
    „Sie kennen es!“
    „Soeben kennengelernt. In der
Rue de la Grange- Batelière , sagen Sie?“
    „Ganz in der Nähe des Faubourg Montmartre “, fügt er
nickend hinzu. „Gleich um die Ecke.“
    Ich rufe mir diese Gegend von
Paris ins Gedächtnis. Lächelnd trage ich zur Ortsangabe bei:
    „Und in der Nähe der Folies-Bergère , stimmt’s?“
    „Hm... ja...“
    Er zieht einen Mundwinkel hoch:
    „Sie interessieren sich für die Folies-Bergère , Monsieur?“ Scheint es mir wohl zum
Vorwurf zu machen. Würde mich nicht wundern, wenn ich ihn schockiert hätte.
Klar, was soll man von so einem Kerl erwarten... einer, den Hélènes Beine
kaltlassen.
    Ich zucke die Achseln.
    „Geht so. Hin und wieder mal.
Aber... äh... Sie handeln doch mit Diamanten. Die Mädchen von den Folies-Bergère sind für so’n Klimbim zu haben. Weiß ich von meiner Freundin Yvonne Ménard ...
Da dachte ich...“
    „...daß der Auftrag, den ich
Ihnen anvertrauen möchte, etwas mit meinem Beruf zu tun hat?“ beendet er den
Satz. „Ganz genau...“
    „Ganz im Gegenteil“, beendet er
unmißverständlich, kategorisch das Thema.
    Dann eben keine Diamanten. Ich
seufze. Schade. Diamanten machen sich immer gut. Runden die Sache ab. Völliger
Quatsch, daß Goldy in Diamanten macht, wenn er sie
nicht ins Spiel bringt! Na ja, mir soil’s egal sein.
Hab sie nicht nötig.
    „Na schön“, sage ich. „Reden
wir also nicht mehr von den Folies-Bergère , sondern
wieder von diesem Peng oder Bumm ...“
    „ Pou . Tchang-Pou .“
    „Wie Sie wollen. Hört sich
alles gleich an. Ich höre, Monsieur Goldy .“
    „Folgendes: Ich möchte, daß Sie
umfassende Auskünfte über ihn einholen.“
    „In welcher Richtung? Sind Sie
mit seiner Küche nicht zufrieden?“
    „Darum handelt es sich nicht.“
    „Entschuldigung. Sollte ein
Scherz sein.“
    Ein Blick aus seinen grauen
Augen mit den dunklen Ringen geben mir zu verstehen, daß er nicht zu Scherzen
aufgelegt ist. Keine Diamanten, keine Scherze.
    „Es geht also nicht um seine
Küche. Kapiert. Worum geht es dann?“ bohre ich weiter. „Verstehen Sie mich
recht, Monsieur Goldy . Ich will Ihnen gern alle
möglichen Auskünfte über diesen Chinesen besorgen. Hab gar kein Interesse
daran, das Schild an meiner Tür zu blamieren. Ich liefere Ihnen gerne das
komplette Sündenregister seit seiner Geburt, seines Lebens Inhaltsverzeichnis,
wie der Dichter sagt. Nackt und bloß soll er vor Ihnen stehen, durchsichtig wie
Glas. Aber ich würde gerne wissen, von wo aus ich starte und wohin ich
marschiere. Wollen Sie ihn als Koch engagieren?“
    Der Diamantenhändler seufzt:
    „Sie scherzen ja immer noch.“
    „Nicht unbedingt“, widerspreche
ich, „nicht unbedingt.“
    „Ich muß Sie doch bitten...“
    Er rutscht auf seinem Sessel
hin und her.
    „Sie bringen mich ganz aus dem
Konzept. Meine Aufgabe ist so schon nicht einfach, und...“
    Er denkt leise weiter und setzt
wieder neu an:
    „Ich möchte offen mit Ihnen
reden...“
    Auf diesen Satz warte ich schon
die ganze Zeit. Jetzt heißt es: aufgepaßt! Ich ermutige ihn mit meinem
schönsten Lächeln:
    „Ja, Monsieur Goldy .“
    „Ich handle nicht in eigener
Sache... Ich tue einem Freund einen Gefallen... Er hat einen Sohn... und dieser
Sohn hat Liebeskummer...“
    „Hm.“
    „Es ist eine sehr komplizierte
Angelegenheit... eine private Angelegenheit... sehr privat... Sie müssen
verstehen... Ich muß auf eine gewisse Diskretion achten... Es gibt Dinge, die
man sagen

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