Susan Andersen
bekämpft, nur um sich jetzt von ihr überwältigen zu lassen. Die Hand bereits am Türknauf hielt er inne und sah über die Schulter zu ihr. Langsam wanderte sein Blick von ihren Schokoladenaugen über die runden Brüste, die sich gegen eine überraschend ausgewaschene Kapuzenjacke drückten, bis zu ihren dicken Socken.
Dann trat sein Blick die Rückreise an, bis er ihr wieder direkt in diese bestürzend dunklen Augen sah.
Vielleicht hatte sie diese Runde gewonnen, aber er hatte ebenfalls Neuigkeiten für sie. „Ich werde die geforderten fünf Meter Abstand zu Ihren Miniganoven einhalten und meinen eigenen Farbpinsel mitbringen. Aber das war’s dann auch, Ms. Calloway. Ich gebe keinen Schei... Pfifferling darauf, wen Sie kennen. Wenn Sie noch ein einziges Mal über meinen Kopf hinweg etwas entscheiden oder mich an der Ausübung meines Jobs hindern, wird das entsprechende Konsequenzen haben. Darauf können Sie wetten.“
Auch wenn es in ihm kochte, verließ er äußerlich gelassen die Wohnung.
Poppy, deren Herz wie ein Indy 500 Contender raste, sah, wie die Tür leise hinter de Sanges zufiel. Dann knickten ihre Knie ein, und sie sank auf den Boden. „Heiliger Strohsack. Heiliger, heiliger Strohsack!“, fluchte sie leise.
Unfassbar, dass ihr diese dreiste Lüge über die Lippen gekommen war! Als ob der Bürgermeister und noch wichtigere Leute ausgerechnet ihr einen Gefallen schuldeten!
Plötzlich begriff sie und begann hysterisch zu lachen. Klar. Die Einzige in der Schwesternschaft, die politischen Einfluss besaß, war Ava. Die hatte mal wieder mit ihrem Onkel Robert gesprochen, der mit seiner Hoheit dem Bürgermeister fast jeden Mittwoch Golf spielte. Und das alles, ohne ihr vorher auch nur einen Ton zu verraten. So sehr Poppy sich auch freute, den Kids doch noch helfen zu können, hatte sie tatsächlich ein schlechtes Gewissen geplagt. Es ärgerte sie, dass all dies einmal mehr über den Kopf des Detectives hinweg entschieden worden war – allerdings nur bis zu dem Moment, in dem er den Mund geöffnet und gedroht hatte, die Teenager einzuschüchtern. Das war’s dann gewesen mit ihrem Mitgefühl.
Doch Mitgefühl hin oder her, sie hätte ihn nicht anfassen dürfen.
Weil. Du. Liebe. Zeit.
Was hatte er nur an sich? Sobald sie ihn nur ansah, fuhr es ihr so heftig in den Magen, dass sie nicht mehr wusste, was sie tun sollte. So etwas Starkes hatte sie bei Andrew nie empfunden. Und mit ihm war sie auf dem College immerhin drei Jahre zusammen gewesen. Diese unerhörte Reaktion auf einen Mann, den sie gar nicht kannte und der ihr überhaupt nicht gefiel, erschütterte Poppy zutiefst. Das wiederum ging ihr gewaltig auf die Nerven. Was keine gute Kombination war, wie sich wieder einmal bewiesen hatte.
Aber sie hatte es ja so witzig gefunden, auf seine arrogante Frage wegen der Türkette wie auf eine besorgte Bitte ihres Vaters zu reagieren.
Dabei war die Idee überhaupt nicht witzig gewesen, sondern dumm. Denn bei der kurzen Umarmung hätte sie fast aufgewimmert wegen der Hitze, die sein Körper ausstrahlte. Dazu war noch der Geruch von Waschmittel und Seife gekommen, sodass sie am liebsten ihre Nase an seinem Hals vergraben hätte. Sein Kiefer hatte sich stoppelig unter ihren Fingern angefühlt, was seine vollen Lippen nur noch weicher wirken ließ – bis sie plötzlich ganz hart geworden waren. Woraufhin Poppy mehr oder weniger aus seiner Reichweite gesprungen war wie eine erschrockene Katze.
Hoffentlich war ihm das nicht aufgefallen. Aber leider wirkte er nicht wie ein Typ, der viel verpasste.
Ihre nachfolgende Verlegenheit kombiniert mit der gefühllosen Drohung gegen ihre Teenager hatte zweifellos dazu geführt, dass sie ihn wie ein Politiker angelogen hatte.
Und nun? Einerseits war sie natürlich froh über die Gelegenheit, mit den drei Teenagern arbeiten zu können. Andererseits war es heller Wahnsinn, dass sie sich freiwillig auch nur in die Nähe von de Sanges begab.
Verdammt. Sie war weder willensschwach, noch ließ sie sich einfach so herumstoßen. Es konnte doch nicht angehen, dass sie sich von der Tatsache einschüchtern ließ, ab und zu etwas Zeit mit diesem Detektive zu verbringen.
Himmel noch mal, sie war schließlich keine leicht zu beeindruckende, hormongesteuerte Vierzehnjährige. Gut, sie fühlte sich unglaublich zu ihm hingezogen. Aber sie war erwachsen und hatte sich vorgenommen, für das Wohl dieser Kids zu sorgen. Und egal, was de Sanges nach dem heutigen Abend vielleicht glauben
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