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Susan Andersen

Susan Andersen

Titel: Susan Andersen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosarot in Seattle
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verriet, wie nervös sie war.
    „Das ist wirklich eine Überraschung.“ Das war die Untertreibung des Jahres, doch Poppy verbarg ihr Erstaunen hinter einem ruhigen Tonfall. „Eine Menge Leute dachten, Sie wären ein Junge.“
    „Kein Scheiß“, murrte der dünnere der beiden Jungs.
    Poppy wandte sich ihm zu. „Und Sie sind?“
    Der Wer-will-das-wissen-Ausdruck auf seinem Gesicht war für einen langen Moment die einzige Antwort. Doch als Poppy ihn einfach nur ansah, während de Sanges hinter ihr ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat, murmelte er: „Henry.“
    „Nun, Mr. Close“, erwiderte Poppy liebenswürdig, „solange Sie zu dieser Gruppe gehören, werden Sie auf Ihre Sprache achten.“
    „Aber sicher. Als ob ich bei so’m Scheiß mitmache.“
    Instinktiv legte sie eine Hand auf de Sanges’ Arm, der mit einem einzigen großen Schritt an ihr vorbeiging. Er war nun näher bei ihnen als die vereinbarten fünf Meter, aber sie war bereit, darüber hinwegzusehen, solange er sich nicht einmischte.
    Kaum blieb er stehen, als sie auch schon seinen Arm losließ und selbst ganz nah an Henry herantrat. Für einen Dreizehnjährigen war er ziemlich klein, aber er hatte alte Augen, und sie konnte in seinem Kindergesicht ein schweres Leben erkennen.
    „Oh, Sie werden mitmachen, Mr. Close“, sagte sie.
    „Ich heiße Henry.“
    „Wenn Sie sonst nichts von mir lernen“, fuhr sie fort, als hätte er sie nicht unterbrochen, „dann zumindest, dass wir uns gegenseitig respektieren. Das ist meine wichtigste Regel. Und dazu gehören vor allem eine anständige Ausdrucksweise und Höflichkeit im Umgang miteinander. So lange Sie also in meinem Programm mitmachen, sind Sie Mr. Close, ein ebenso vollwertiger Bürger von Seattle wie Bill Gates.“
    „Der genau genommen in Medina lebt und nicht Seattle“, bemerkte der dritte Teenager.
    „Ja, der genau genommen aus der versnobten Eastside kommt“, stimmte Poppy mit einem Grinsen zu und betrachtete den großen Jungen in den teuren Klamotten mit dem raspelkurzen braunen Haar. „Aber wir behaupten gern, dass er einer von uns ist, wenn es unseren Zwecken dient. Und Sie müssen nach dem Ausscheidungsverfahren Mr. Gardo sein.“
    „Die meisten Leute nennen mich Danny G.“, kam die Antwort.
    „Wie ich bereits Mr. Close erklärte, sind wir etwas formeller als die meisten Leute.“
    „Was für ein Programm?“, fragte Henry.
    Poppy hob fragend die Augenbrauen.
    „Sie sagten, solange wir in Ihrem Programm mitmachen. Ich dachte, dass dieses Überstreichen nur einen Tag dauert.“
    „Dann haben Sie nicht genau aufgepasst, als ich mit Ihnen telefoniert und Ihnen erklärt habe, dass Sie keine Anzeige dafür bekommen, den Einkaufsbezirk verschandelt zu haben. Dafür aber sind Sie nach der Schule und an den Wochenenden mir unterstellt, bis ich das Gegenteil verkünde.“
    „Was für’n Scheiß!“, ranzte Henry.
    „Das ist so ziemlich dasselbe, was die Ladenbesitzer gesagt haben, als sie gesehen haben, was Sie drei mit ihren Häusern angestellt haben“, erwiderte Poppy trocken.
    „Wir drei, so’n Quatsch“, brummte Cory.
    „Gibt es etwas, das Sie zu dem Gespräch beitragen möchten, Ms. Capelli?“, fragte Poppy und bemerkte, wie das junge Mädchen und Henry einen langen Blick tauschten.
    Das Mädchen zögerte einen Moment, löste den Blick von Henry, sah Danny an und zuckte mit den Schultern unter ihrer zerschlissenen, viel zu großen Lederjacke. „Nein, Ma’am.“
    „Dann lassen Sie uns einen Moment über Sie sprechen.“
    Erschrocken fuhr das Mädchen zusammen. „Da gibt’s nix zu sprechen“, murmelte sie.
    „Nun, da sind wir unterschiedlicher Ansicht.“ Corys ungewöhnlicher Kleidungsstil entlockte Poppy ein Lächeln. Sie trug ein romantisches geblümtes Kleid über wadenlangen schwarzen Leggins und dazu Doc Martens. Blumenmädchen trifft auf Stadtkrieger. „Kann ich davon ausgehen, dass Sie sich aus Sicherheitsgründen als Junge verkleiden, wenn Sie nachts auf die Straße gehen?“, fragte sie sanft.
    Als Cory ruckartig nickte, wandte Poppy sich wieder an die beiden Jungs. „Dann schlage ich vor, dass wir alle Ms. Capellis wahre Identität für uns behalten, damit sie auch weiterhin in Sicherheit ist. Sind Sie damit einverstanden, Mr. Gardo? Mr. Close?“
    „Ja, klar“, sagte Danny.
    Henry öffnete den Mund, zweifellos um etwas Neunmalkluges loszuwerden, klappte ihn aber wieder zu, als ihn Corys halb aufsässiger, halb flehender Blick traf. „Was

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