Susan Andersen
man mit Klettverschluss an der Sonnenblende festmachte. Dann reichte er ihr ein kleines, flaches Mäppchen. Verwirrt klappte sie es auf, entdeckte einen blassgrünen Fahrzeugschein und darauf – Jeeeeesus – seinen Namen. Daniel Gardo. Voller Ehrfurcht starrte sie darauf.
„Das ist doch total neu. Wie kommst du an ein total neues Auto?“ Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke. „Du dealst doch nicht mit Drogen, oder?“
„Du meine Scheiße, Cory“, fauchte Danny. „Erst beschuldigst du mich, das Auto geklaut zu haben, und jetzt bin ich ein Dealer}“ Sie war so verknallt in ihn, dass sie die Frage am liebsten zurückgenommen oder sie zumindest aus der Welt gelacht hätte. Hauptsache, er wäre nicht sauer und würde es sich mit der Fahrt noch einmal anders überlegen. Doch stattdessen drückte sie den Rücken durch. Sie würde mit einem Gangmitglied oder Drogendealer nicht einmal reden – geschweige denn sich irgendwie einlassen. „Du hast meine Frage nicht beantwortet, Gardo.“
„Weil sie dumm war. Ich bin kein gottverdammter Drogendealer.“ Er sah sie finster an.
Das reicht, das reicht, das reicht, stöhnte ihr inneres Danny-Groupie. Er hatte ihre verdammte Frage beantwortet. Zumindest den zweiten Teil. Trotzdem sträubte sie sich dagegen, überhaupt je wieder etwas einfach so für bare Münze zu nehmen. Darum verschränkte sie die Arme vor der Brust und klopfte mit dem Fuß auf den Boden.
Danny fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und sagte mit leiser, mürrischer Stimme: „Der Mann meiner Mom ist stinkreich, okay?“
„Okay.“ Cory ging zur Beifahrertür und stieg ein. Als er ebenfalls eingestiegen war, sah sie ihn an. „Du sagst das, als ob es etwas Schlechtes wäre. Ich wünschte, meine Mom wäre stinkreich.“
Aber das erinnerte sie an ihren Streit, und sofort begannen die Wut und die Schuldgefühle, die sie bisher vergessen hatte, wieder in ihrem Bauch zu wühlen.
Nein. Entschieden schob sie zumindest die Schuldgefühle zur Seite. Ausnahmsweise einmal weigerte sie sich, ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie war diesmal wirklich nicht im Unrecht, sondern Mom.
„Es gibt Schlimmeres als kein Geld zu haben“, erwiderte Danny ruhig.
Darauf schnaubte Cory leise. „Das sagt einer, der vermutlich immer schon genug davon hatte.“
„Ja, naja, du weißt doch, wie man sagt“, murmelte er düster. „Geld allein macht nicht glücklich.“
Sie entdeckte etwas in seinem Gesicht, das sie nicht recht deuten konnte. Aber er sah traurig aus, trotz seiner Ist-mir-doch-scheißegal-Lässigkeit. „Arm sein aber auch nicht“, erwiderte sie leise. „Meine Mom und ich haben heute furchtbar gestritten.“
„Echt?“ Seine Schultern entspannten sich ein wenig. „Worüber?“
Auf der Fahrt zum Fremont District erzählte sie ihm alles, wobei sie sich wieder mächtig über die himmelschreiende Ungerechtigkeit ihrer Mutter aufregte.
„Sie hat unrecht“, sagte Danny anschließend. Wärme durchflutete Corys Körper.
„Und trotzdem“, fügte er hinzu.
„Trotzdem was?“, fauchte sie.
„Nichts.“ Doch dann richtete er sich in seinem Sitz auf und warf ihr einen Blick zu, in dem eine gewisse Feindseligkeit lag. „Nein, verdammt, es ist nicht nichts. Aber wenigstens hört es sich so an, als ob deine Mutter sich für dich interessiert. Als ob sie dich beschützen will.“
„Klar. Aber das war doch nicht der Punkt. Der Punkt war ...“ Sie blinzelte, als sie begriff, was er damit andeutete. „Deine etwa nicht?“
Er stieß ein bellendes Gelächter aus. „Mom interessiert sich vor allem dafür, es sich möglichst schön mit ihrem neuen reichen Mann zu machen. Ich komme an zweiter Stelle. Oder vielleicht an dritter – nach ihrer Masseurin, die dienstag –, donnerstag- und samstagnachmittags kommt. Sie genießt diese Massagen wirklich sehr.“
„Sie hat eine Masseurin?“ Cory hätte sich am liebsten geohrfeigt, weil das ja nun wirklich nicht wichtig war. „Entschuldige“, bat sie. „Ich habe nur noch nie so jemanden kennengelernt.“ Sie studierte Dannys Profil. „Seit wann ist sie mit deinem Stiefvater verheiratet?“
„Nenn ihn nicht so“, zischte er. „Richie der Reiche ist überhaupt kein Vater, egal, ob Stief oder sonst was. Sie sind ungefähr ein halbes Jahr verheiratet.“
„Die sind vermutlich noch im – wiesagtmangleich – Flitterwochenstadium. Aber ich bin ganz sicher, dass sie dich liebt“, fügte Cory hinzu, weil sie sich keine Mutter vorstellen konnte, die
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