Susan Andersen
ziemlich mieser Kerl zu sein. Er atmete laut aus. „Na gut. Gib mir seine Adresse. Ich fahre bei ihm vorbei.“
„Danke! Heute wollten wir nämlich mit dem interessanten Teil anfangen. Ich glaube, dass er mitmachen will, obwohl er letzte Woche so getan hat, als ob er total genervt wäre.“
„Ja, ja.“ Er schüttelte über ihren unerschütterlichen Glauben an die Kids den Kopf. „Die Adresse?“
Er notierte Henrys Adresse und die Anschrift des Coffeeshops, wo sie mit Danny und Cory wartete. „Wenn ich etwas erfahre, lasse ich es dich wissen“, sagte er knapp und klappte das Handy zu.
Sein Informant war sowieso nirgends mehr zu sehen, außerdem wohnte Henry nicht sonderlich weit entfernt. Zehn Minuten später klopfte er an die Tür einer Mietwohnung. Dass Henry selbst die Tür öffnete, überraschte Jase.
Der Junge wirkte gleichermaßen erstaunt, ihn zu sehen. „Scheiße“, murrte er empört. „Sie sind’s.“
„Haben Sie die Blonde höchstpersönlich erwartet? Ms. C. behauptet, dass Sie sie versetzt haben.“
„Und darum schickt sie ihren Kettenhund los, um mich hinzuzerren? Ich dachte, Sie mögen uns nicht mehr. Sie haben sich schon ’ne Weile nicht mehr blicken lassen. Hat Ms. C. Sie nicht unter ihren Rock gelassen?“
„Ich will Ihnen nicht wehtun, mein Junge.“ Als Jase sah, wie Henry bei seinen Worten zusammenzuckte, hätte er sie am liebsten zurückgenommen. „Alles okay mit Ihnen?“, fragte er freundlicher.
Der Junge riss das Kinn in die Höhe. „Superduper.“
„Dann gehen wir. Sie warten im Fremont Coffeeshop auf Sie.“
„Ich komme nicht mit.“
„Warum nicht?“ Er suchte den Jungen nach blauen Flecken ab, konnte aber keine entdecken. Was nicht viel zu sagen hatte – Henry war vom Hals bis zu den Füßen in viel zu weite schwarze Klamotten gehüllt.
„Ich will nicht, okay?“
„Ms. Calloway sagt, dass jetzt der spaßige Teil beginnt.“
„Ich habe getan, was ich tun sollte. Hab diese ganzen beschissenen Wände gestrichen. Das war’s.“
„Da gibt’s nur ein Problem“, erwiderte Jase sanft, denn er konnte sehen, dass der Junge ernsthaft in Not war. „Ms. C. sagte, dass ich Sie holen soll. Also werde ich Sie mitnehmen.“
„Ich kann nicht malen, okay?“, schrie Henry da.
„Wie?“
„Sie sagt, sie lässt uns ein bisschen Kunst machen, aber ich bin nicht wie Danny G. und Cory Ich kann nicht malen.“ Er ging in die Wohnung, bedeutete Jase, ihm zu folgen, riss einen nagelneu aussehenden Skizzenblock vom Tisch und hielt ihn Jase hin. „Sie hat jedem von uns einen gegeben und gesagt, dass wir uns ein paar Ideen für die Wand einfallen lassen sollen. Aber ich kann das nicht.“ Er hob das Deckblatt an und zeigte Jase die herausgerissenen Seiten. „Ich habe Ideen, aber ich kann sie nicht malen!“
Und das machte ihn fertig, wie Jase sah. Er rieb sich die Schläfen. „Okay, lassen Sie mich kurz mal nachdenken.“ Er kam zu dem einzigen sinnvollen Schluss. „Ich muss sie anrufen.“
„Nein!“, rief der Junge.
„Es ist besser, ihr direkt zu sagen, was los ist, Henry. Sie können Sie jetzt nicht einfach sitzen lassen. Sie macht sich wirklich Sorgen um Sie. Nur darum hat sie mich angerufen. Außerdem, glauben Sie im Ernst, dass sie Sie einfach so aufgeben wird? Diese Frau ist ein Pitbull. Wenn sie sich mal was in den Kopf gesetzt hat, lässt sie nicht mehr locker, bis sie hat, was sie will. Glauben Sie mir, sie wird Sie jagen, bis Sie aus den Ohren bluten. Und das können Sie sich ersparen, denn letzten Endes, mein Junge, werden Sie sowieso tun, was sie will.“
„Na schön“, murrte Henry und hob eine Schulter, als ob es ihm egal wäre. Doch er drehte sich weg, um mit einer Hand über seine Wange zu wischen.
Jase tat so, als ob er die Tränen des Jungen nicht bemerken würde. Er durchquerte das kleine Wohnzimmer und rief Poppy an.
Nachdem er ihr die Situation erklärt hatte, erklärte sie energisch: „Sag Henry bitte, dass wir das hinbekommen. Ich kann aus ihm über Nacht keinen zweiten Rembrandt machen – nicht mal einen Gary Larson. Aber ich kann ihm ein paar Grundlagen beibringen, und es gibt noch andere Aufgaben bei diesem Projekt, als zu malen. Ich werde Cory und Danny entsprechend vorbereiten. Bring ihn einfach nur her.“
Nachdem Jase das Handy wieder in die Tasche gesteckt hatte, drehte er sich zu Henry um. „Sie sagt, dass alles in Ordnung ist. Packen Sie Ihre Sachen zusammen. Offenbar hat Ms. C. schon einen Muffin mit Ihrem Namen drauf
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