Susan Andersen
enges bronzefarbenes Kleid und hochhackige Stilettos mit dünnen Riemchen um die Fesseln. Ihr Haar sah sogar noch lockiger aus als sonst. Außerdem trug sie mehr Make-up, als er je an ihr gesehen hatte. Ihre Augen waren schwarz umrandet und ihre Lippen leuchteten scharlachrot. Die meisten Typen in der Bar starrten sie und ihre Freundinnen an.
Was ihm gar nicht gefiel.
Nicht, dass ihn das was anging, aber sie sollte in einem solchen Laden nicht so aussehen, wenn sie nicht mindestens eine 9 mm zu ihrem Schutz in der Tasche hatte. Er war der Meinung – verdammt, jeder Cop wäre der Meinung –, dass sie etwas Vernünftigeres tragen sollte. Beispielsweise eines dieser Oma-Kittelkleider. Oder eine hübsche weite Burka.
„Willst du was trinken?“
Nur mit Mühe löste er den Blick von ihr und sah den Barkeeper an. „Ein Glas von was auch immer in eurem Fass ist.“
„Kein Problem.“
Jase richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Tanzfläche. Poppy war aus seinem Blickfeld verschwunden. Doch da er nun ungefähr wusste, wo sie tanzte, war es nicht schwer, sie wiederzufinden. Nachdem ihm das gelungen war, lehnte er sich zurück, nippte an seinem Bier und wartete darauf, dass das Lied zu Ende ging. Wenn sie von der Tanzfläche kam und er ihr kurz und bündig seinen Standpunkt erklärt hatte, konnte er den Abend endlich so verbringen, wie es ihm Spaß machte.
Guter Plan – nur war er nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie auf der Tanzfläche bleiben könnte. Nach dem Lied unterhielt sie sich einfach mit einigen anderen Gästen und begann wieder zu tanzen, als die Band den nächsten Titel anstimmte.
Okay, egal. Er konnte auch einfach diesen Song genießen, er war nämlich wirklich gut. Plötzlich tanzten zwei Männer um Poppy herum. Der Rothaarige mit den dunklen Brauen kam ihm irgendwie bekannt vor, doch Jase konnte ihn nicht einordnen. Der dunkelhaarige Mann neben ihm sah aus wie ein verdammter Nonnen verführender Priester oder so was. Jase knallte sein Glas auf die Theke und sprang auf, als der Typ die Hände um Poppys Taille legte und sie gemeinsam im Rhythmus hin und her schaukelten, als ob sie mitten auf der Tanzfläche Sex hätten.
Er ging auf die Tanzfläche und quetschte sich ohne eine einzige Entschuldigung zwischen den Tänzern hindurch. Er hatte nicht die ganze verdammte Nacht Zeit, um auf Poppy und ihre Freundinnen zu warten – schließlich hatte er auch noch ein Privatleben.
Als er schließlich vor ihr stand, waren die beiden Männer weg, und sie tanzte wieder allein. Er baute sich vor ihr auf, beugte sich vor und brüllte über die Musik hinweg: „Wir müssen reden.“
Dass sie so tun würde, als ob er Luft wäre, damit hatte er nicht gerechnet. Doch tatsächlich sah sie durch ihn hindurch wie durch eine Fensterscheibe, bevor sie sich zur Seite drehte und er ihr Profil anstarrte. „Hast du gehört? Ich sagte, wir müssen reden.“
„Steckt einer meiner Schüler in Schwierigkeiten?“, fragte sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
„Nein!“
„Hat jemand das Gebäude, das wir bemalen, niedergebrannt?“
Er runzelte die Stirn. „Nein.“
„Dann gibt es nichts, worüber wir reden müssten.“ Mit einem komplizierten Hüftschwung wirbelte sie herum, sodass sie ihm den Rücken zukehrte.
„Was zum Teufel?“ Er umrundete sie, bis sie fast wieder Brust an Brust standen. „Was ist dein Problem?“
„Ich hab kein Problem, Copper. Es ist Freitagabend, und mir geht es gut. Vielleicht bin ich ein bisschen beschwipst, aber hey, das ist schon in Ordnung, weil ich nicht fahre.“ Sie hob die Hand, um ihn zu verscheuchen. „Geh weg.“
„Erst wenn ich weiß, dass du für eine sichere Heimfahrt gesorgt hast.“ Er starrte sie an, verwirrt und wütend über ihr Verhalten. Als ein Tänzer ihn gegen sie stieß, musste er die Zähne zusammenbeißen, weil ihr Körper so warm und weich war.
„Habe ich nicht eben gesagt, dass ich nicht fahre?“ Sie trat einen Schritt zurück und hörte für eine Sekunde auf zu tanzen, bevor sie wieder in den Rhythmus der Musik fiel. „Was interessiert es dich überhaupt, wie ich nach Hause komme? Verstößt das nicht gegen dein wertvolles Berufsethos?“
Scheißeverdammtermist. Das hatte er an dem Tag gesagt, als Murph in ihre Spielerei am Kühlschrank hineingeschneit war. Dass es gegen sein Berufsethos verstoße, sich auf sie einzulassen. Und was für ein umwerfender Detective er war! Jedes Mal, wenn er sich eine halbe Stunde Zeit genommen hatte, um
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