Susan Andersen
kennengelernt.“
„Ja, jetzt erinnere ich mich.“ Finns Gesichtsausdruck wurde keinen Deut freundlicher. „Ich habe Sie damals reinkommen sehen, als ich gerade gegangen bin. An dem Tag, an dem Jane überfallen wurde.“
„Na schön.“ Jase wandte sich wieder an Poppy, die sich aus Kavanaghs Umarmung gelöst hatte. „Mehr wollte ich nicht – nur wissen, dass du gut nach Hause kommst. Ich habe noch was vor, also genieß deinen Abend, und ich genieße meinen.“
„Viel Spaß“, entgegnete sie, als ob nichts auf der Welt sie weniger interessierte. Nach einem letzten Blick auf ihn drehte sie um und steuerte auf den Tisch in der Ecke zu, wo ihre Freundinnen mit dem rothaarigen Bauarbeiter saßen. Der Kerl namens Finn folgte ihr.
Und Jase ging stumm fluchend zur Tür.
Poppy bekam keine Luft. Ziemlich lange saß sie einfach nur am Tisch, während die Stimmen ihrer Freundinnen um sie herumschwirrten. Sie verstand immer nur jedes zehnte Wort.
Mistkerl.
Mistkerl, Mistkerl, Mistkerl.
Was hatte dieser Jason de Sanges bloß an sich? Sie reagierte auf ihn wie sonst auf niemanden, in hundert Millionen Jahren nicht. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals zugelassen zu haben, dass ein Kerl diesen Macho-Scheiß mit ihr aufführte. Jeden anderen hätte sie dermaßen schnell einen Kopf kürzer gemacht, dass er auf einen Meter zwanzig geschrumpft wäre, bevor er auch nur die Messerklinge bemerkt hätte.
Und hatte sie bei Jason irgendetwas in dieser Art getan?
Oh, nein.
Stattdessen hatte sie dumme Gans sich von ihm in die Arme nehmen lassen, obwohl sie sich geschworen hatte – geschworen! –, dass sie ihm nie mehr die Gelegenheit geben würde, so unverschämt mit ihrem Herz, ihrem Ego und ihrer Libido umzuspringen. Sie hätte ihn wegstoßen müssen und hatte auch wirklich vorgehabt, genau das zu tun.
Bis sie den sauberen Geruch seiner Haut eingeatmet, die Wärme und Härte seines Körpers durch seinen blauen Kaschmirpulli und die dunkelgraue Hose gespürt und einfach ... widerstandslos aufgegeben hatte.
Was so überhaupt nicht ihre Art war!
Verdammt, sie war früher schon verliebt gewesen und hatte sich das Herz schon brechen lassen – welche dreißigjährige Frau hatte das nicht? Sie hatte Männer begehrt und mit diesem Begehren experimentiert, und zwar – wie sie geglaubt hatte – mit jeder Faser ihres Körpers.
Was nicht stimmte. Jede Faser ihres Körpers hatte sie die beiden Male gespürt, als Jason sie geküsst hatte. Als sie geglaubt hatte, verrückt zu werden vor Lust, als sie so außer Kontrolle geraten war, dass sie sich selbst kaum wiedererkannte.
Und es hatte ihr gefallen. Bis zu dem Moment, wo er sie von sich gestoßen und praktisch erklärt hatte, dass es ein Fehler gewesen war. Dass sie ein Fehler war.
Zweimal.
„Ich hätte ihn wegstoßen sollen“, murmelte sie.
Jane beugte sich über den Tisch. „Was hast du gesagt?“
„Ich sagte, ähm, ich hätte die Bedienung festhalten sollen.“ Sie wies auf die junge Frau, die ein paar Tische entfernt Bestellungen aufnahm. „Ich könnte jetzt wirklich noch einen Drink brauchen.“
„Aber klar hast du das gesagt.“ Finn warf ihr einen Blick zu, der zu sagen schien: Ich hab schließlich gesehen, wie du dich an diesen Clown geklammert hast. „Ich rufe sie für dich.“ Er kippte mit seinem Stuhl nach hinten und wartete, bis die Bedienung näher kam. Dann strich er ihr mit einem Finger über den Arm, als sie sich gerade über den Nebentisch beugte. Sofort richtete sie sich auf und drehte sich zu ihm um.
„Hui.“ Poppy lächelte ironisch. „Sehr beeindruckend.“
„Verdammt richtig, Buttercup. Du bist heute Abend nicht mit irgendeinem drittklassigen Provinzligateam unterwegs.“ Er deutete auf ihr leeres Martiniglas. „Cosmo, richtig?“ Nachdem er schnell einen Blick auf die anderen Getränke am Tisch geworfen hatte, gab er die Bestellung auf. Als die Bedienung ihren Stift hervorzog, lieh er ihn sich aus, um sich ihre Telefonnummer auf den Handrücken zu schreiben.
„Du bist ein echt beängstigender Typ, Kavanagh“, witzelte Poppy, wurde aber schlagartig ernst, als sie hinter Finns Schulter ein unerwünschtes Gesicht entdeckte. „Scheiße!“
„Was ist?“ Er reckte den Hals, um hinter sich zu blicken. „Ist dein Detective zurück?“
„Er ist nicht mein Detective! Und nein, der Typ ist sogar noch schlimmer als de Sanges. Mist, Mist, Mist – zehn Mal schlimmer.“ Hastig lehnte sie sich über den Tisch, um Ava zu warnen, war aber
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