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Susan Andersen

Susan Andersen

Titel: Susan Andersen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosarot in Seattle
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würde schön die Klappe halten. Das erste Mal seit Wochen hatte er sich wieder entspannt – und eine Sekunde später diesen Beitrag in den Nachrichten gesehen.
    Ausgerechnet das Mädchen, das er verschont hatte, arbeitete mit einem Bullen zusammen. Mit einem beschissenen Bullen vom Raubdezernat.
    Trotzdem war es idiotisch gewesen, an der Leiter herumzuschrauben. Niemand konnte vorhersehen, wer auf das verdammte Ding steigen würde. Davon einmal abgesehen, dass derjenige wahrscheinlich sowieso mit ein paar Prellungen davonkommen würde.
    Zumindest war er clever genug gewesen, ein Tuch um die Messerklinge zu wickeln, mit der er die Nieten gelockert hatte, so hatte er wenigstens nicht überall auf der Leiter Kratzer hinterlassen. Schließlich war er nicht scharf darauf, dass ihm ein Bulle auf die Schliche kam.
    Womit er wieder ganz am Anfang war. Er wusste noch immer nicht, was er mit dem Mädchen anfangen sollte, wenn er es erwischte. Aber auf keinen Fall durfte es einen weiteren „Unfall“ geben, der den Bullen nur misstrauisch machen würde.
    Auf der anderen Seite war das Mädchen durch den Vorfall vielleicht verunsichert – und somit ein leichteres Opfer.
    Was ihm natürlich überhaupt nicht weiterhalf, solange sie sich in der Nähe dieses Polizisten aufhielt. Also konnte er genauso gut erst mal verschwinden, bevor er noch irgendwie auffiel.
    Bruno startete den Motor.
    Er blinzelte. Ein paar Sekunden lang hatte er die Szenerie beobachtet, ohne wirklich etwas zu sehen. Capelli und die Blonde waren nicht mehr da. Als er sich umsah, entdeckte er das Mädchen, das direkt vor ihm die Straße überquerte. Sie blieb mitten auf der Fahrbahn stehen, um etwas über ihre Schulter zu rufen.
    Heilige Scheiße! Er beugte sich in seinem Sitz nach vorn.
    Niemand war in diesem Moment auf der Straße.
    Der Bulle stand mit dem Rücken zu ihr.
    Die Gelegenheit war einfach zu perfekt, um sie vorübergehen zu lassen. Er trat das Gaspedal durch.
    Jase kauerte neben Danny G., um die ruinierten Kreuzstangen ein letztes Mal zu untersuchen, als er hörte, wie jemand auf der Straße Gas gab. Er drehte sich um, weil er sehen wollte, welcher Idiot dermaßen schnell fuhr. Im selben Moment rannte Henry los und schrie: „Mein Gott, geht es euch gut? Cory, Ms. C? Alles klar?“
    Mit hämmerndem Herzen – nicht nur wegen der Worte, sondern wegen des Zitterns in der Stimme des Jungen – richtete er sich auf und sah sich um. Poppy lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Gehsteig, Cory halb auf ihr. Henry bremste so abrupt vor ihnen ab, dass er kurz auf den Zehenspitzen balancieren musste, bevor er sein Gleichgewicht wiederfand. Dann kniete er sich neben ihnen auf den Boden.
    Keine der beiden rührte auch nur einen Finger. Jases Herz schien auszusetzen. Einen Schlag. Zwei Schläge.
    Dann schaltete er auf Polizist um.
    „War der Typ vielleicht besoffen?“, fragte Henry. „Haben Sie das gesehen, Kumpel? Sah fast so aus, als ob er es auf Ms. C. abgesehen hätte. Wenn Cory sie nicht aus dem Weg gestoßen hätte, wären beide jetzt Brei.“
    Jase lief bereits auf sie zu, als Danny sich an ihm vorbeidrückte, ihn regelrecht zur Seite schob, um Cory auf die Beine zu helfen.
    „Langsam“, rief Jase. „Stellen Sie erst einmal sicher, dass nichts gebrochen ist, bevor Sie sie herumdrehen.“
    „Nichts“, keuchte Cory. „Bekomme ... aber ... kaum ... Luft.“
    „Atmen Sie ganz langsam und ruhig“, sagte er. „Ich weiß, es fühlt sich an, als würde das nicht gehen, aber wenn Sie die Angst loslassen, wird es leichter einzuatmen.“ Er hockte sich neben Poppy. „Und du?“
    „Gib mir einen Moment.“
    Das tat er, bis sie eine schlaffe Hand in seine Richtung schob. Dann halfen er und Henry ihr auf die Füße. Jase wischte ihre Kleidung ab, tastete sie zum zweiten Mal an diesem Tag ab und spürte, wie sich der Knoten in seinem Bauch löste, als er nur ein paar leichte Abschürfungen entdeckte. Er sah Cory an. „Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?“
    Als sie nickte, kümmerte er sich wieder um Poppy. „Kannst du mir sagen, was passiert ist?“
    Aus großen dunklen Augen mit viel zu viel Weiß um die Iris sah sie ihn an. „Ein dunkles Auto“, begann sie mit zitternder Stimme. „Ein großes – nein, ein riesiges Auto.“ Sie schluckte hörbar. „Heiliger Strohsack, Jason, das Ding ist direkt auf mich zugerast! Und ich war wie erstarrt. Eine meiner Schülerinnen wird beinahe von einem Wagen überfahren, und ich stehe einfach nur da.“

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