Susan Andersen
Ruhe. Warum gehen Sie nicht nach Hause, während ich Cory verarzte und sie dann ebenfalls nach Hause fahre?“
„Oh, ich weiß nicht ...“
„Aber ich“, unterbrach Jase Poppy und ergriff ihren Arm so vorsichtig, als wäre sie zerbrechlich wie Glas. „Danny hat recht, du siehst wirklich fertig aus. Ich bringe dich nach Hause.“
„Und was ist mit meinem Auto?“ Dann sank Poppy ein wenig in sich zusammen. „Ach, egal. Mein Dad kann es holen.“ Sie nickte. „Danke, Jason. Es wäre wirklich schön, wenn du mich fahren könntest. Das war vielleicht ein ... Tag.“ Aber sie riss sich noch einmal zusammen, um Cory, Danny und Henry anzusehen. „Mein Hirn funktioniert im Moment nicht so gut, ich kann mich nicht erinnern, wann wir uns wieder treffen wollen. Schauen Sie einfach auf Ihrem Terminplan nach, dann sehen wir uns. Und danke, dass Sie heute alle so großartig waren.“
Mit ihrer fahlen Haut und den müden Bewegungen wirkte sie nicht sehr Ms.-Calloway-artig, als der Cop sie wegführte.
Danny sagte mit barscher Stimme: „Na los“, und dirigierte Cory zum Hintereingang von Mr. Harveys Laden, ohne sie wirklich zu berühren.
Sie war ziemlich sicher, dass er sauer war – und sie wusste auch auf wen.
Henry folgte ihnen, um die Ereignisse des Tages wieder und wieder äußerst detailliert aufleben zu lassen. Er wrang auch noch den letzten Tropfen Drama aus der Geschichte, als ob sie gar nicht dabei gewesen wären. Doch anstatt sich zu ärgern, war Cory sogar dankbar für sein ununterbrochenes Gerede. Solange es sie davor bewahrte, mit Danny reden zu müssen, war ihr alles recht.
Als sie die Tür des Lagerraums erreichten, klopfte Danny. Als niemand öffnete, drehte er versuchsweise den Türknauf. Die Tür sprang auf, er steckte den Kopf hinein und rief: „Mr. Harvey?“
Murmelnde Stimmen erklangen aus dem Laden, doch niemand antwortete. Er rief den Namen noch einmal lauter.
„Wer ist da?“ Die Stimme des Ladenbesitzers kam näher. „Ah, die drei Musketiere. Wie läuft es mit dem Projekt? Was kann ich für Sie tun?“
Nachdem Danny erklärt hatte, was geschehen war, fragte er, ob sie die Mitarbeitertoilette benutzen dürften, um Corys Wunde zu säubern.
„Aber selbstverständlich.“ Mr. Harvey betrachtete ihren Ellbogen. „Im Medizinschrank über dem Waschbecken sind Desinfektionsspray, Antibiotikasalbe und Pflaster. Und ein Fläschchen Aspirin oder Ibuprofen sollte sich auch finden, falls Sie das brauchen.“
„Danke, Mr. H.“, erwiderte sie. „Ich werde versuchen, nichts vollzubluten.“
„Keine Sorge, Sweetheart. Wir haben jede Menge Papierhandtücher.“
Sie brauchten nicht lange, um die Abschürfung zu desinfizieren und ein Pflaster draufzukleben. Cory wusste, dass Danny noch immer stinksauer war. Trotzdem konnte sie den Schauer nicht ignorieren, der sie durchfuhr, als seine warmen Hände ihren Arm ergriffen und sanft ihre Wunde verarzteten.
Mit einer Handvoll Papierhandtücher machten sie das Waschbecken sauber. Danny bot Henry an, ihn ebenfalls nach Hause zu fahren. Doch Mr. H. machte Henry ein verlockenderes Angebot. Er bot ihm an, sich etwas Geld im Laden zu verdienen. Und weil Henry immer blank war, ergriff er die Gelegenheit beim Schöpfe.
Cory und Danny zogen ohne ihn ab.
Anfangs sagte Danny nicht viel. Er konzentrierte sich aufs Fahren, sah oft in den Rückspiegel und bog immer wieder unerwartet ab. Nach etwa zehn Minuten fuhr er plötzlich in einen Stadtteil, den Cory noch nie zuvor gesehen hatte, und parkte im Schatten eines wunderschönen rosa blühenden Kirschbaums. Nachdem er den Motor abgestellt hatte, sah er sie an.
„Raus damit.“
Ganz kurz überlegte sie, ob sie sich dumm stellen sollte -aber nur ungefähr zwei Sekunden lang. Das kalte Glitzern in Dannys Augen belehrte sie eines Besseren.
Natürlich konnte sie auch sagen, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Doch das stimmte nicht. Sie war es leid, diesen ganzen Mist für sich zu behalten. Es war, als ob man ein langsam wirkendes Gift trinken würde: eine geruchlose und geschmacklose Flüssigkeit, von der sie sich eine Weile eingeredet hatte, dass sie ungiftig war. Und doch wurde sie bei lebendigem Leib von ihr aufgefressen.
Fast hätte sie geweint, riss sich aber zusammen. Das hatte ihr Daddy immer gesagt: „Reiß dich zusammen, Baby, wahrscheinlich ist alles gar nicht so schlimm, wie du glaubst.“
In seinem Fall hatte er Unrecht gehabt. Trotzdem atmete sie tief durch, blinzelte die Tränen weg und
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