Susan Mallery - Bakery Sister - 03
angeboten. Warum also sollte sie jetzt etwas dagegen haben? Aber was war mit Gabe? Warum verhielt Matt sich so? Er war doch seine Absicht, seinen Sohn …
Dann fiel ihr die missmutige Electra ein, und ihr wurde klar, dass Matts Verhalten nichts damit zu tun hatte, dass er ein Blödmann war, aber alles damit, dass er keinerlei Erfahrung im Umgang mit Kindern hatte. Er wusste einfach nicht, wie man mit einem vierjährigen Jungen redete.
Sie entspannte sich und legte Gabe eine Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung“, beruhigte sie ihren Sohn. „Das ist wie der erste Schultag, wenn man noch niemanden kennt. Da fühlt man sich innen drin ganz komisch. Aber du weißt, ihr werdet Freunde werden, nicht wahr?“
Gabe sah sie mit einem Blick an, in dem die Enttäuschung geschrieben stand. Jesse dachte daran, wie Paula ihn im wahrsten Sinne des Wortes mit offenen Armen empfangen hatte.
Sie hockte sich vor ihn. „Er ist nervös“, flüsterte sie, wobei sie sich nicht sicher war, ob es ihr wirklich etwas ausmachte, ob Matt sie nun hörte oder nicht. „Du bist der erste kleine Junge, den er hat. Wir könnten ihm also vielleicht noch etwas Zeit geben. Er wird sich an dich gewöhnen.“
Gabe seufzte. „Darf ich auf die Rutsche?“
„Natürlich.“
Sie sah ihm nach und fragte sich, ob es Matt überhaupt etwas ausmachte, dass er seinen Sohn enttäuscht hatte. Gabe jedenfalls hatte sich etwas mehr erhofft als eine mehr oder weniger förmliche Vorstellung, das wusste sie.
Sie steuerte einen Tisch an, von wo aus sie die Spielecke im Auge behalten konnte. Matt zögerte erst, folgte ihr aber dann. Nun hatte er sein Kind ja gesehen. Ob damit das Meeting für ihn wohl beendet war?
Dann beschloss sie, einfach etwas zu erzählen. „Er macht sich wirklich gut“, begann sie. „Seit einem Jahr geht er jetzt schon in so eine Art Vorschule, und das läuft echt gut. Er ist verbal sehr begabt und kontaktfreudig. Freunde findet er immer schnell, und die Lehrer mögen ihn.“
Matt achtete eher auf sie als auf Gabe. „Das muss er von dir haben.“
„Vielleicht. Aber er ist auch gut im Rechnen, was wohl eher auf dich zurückzuführen ist.“ Sie zögerte. „Für dich muss es sehr seltsam sein. Ihn so zu sehen. Wahrscheinlich wird er dir irgendwie unwirklich vorkommen.“
„Er ist mir real genug.“
Matt wollte es ihr also nicht leicht machen. „Was hast du nun vor?“, fragte sie ihn. „Konntest du dir schon darüber klar werden?“
Durchdringend sah er sie an. „Eine interessante Frage.“
„Das Beste wird sein, wir arrangieren einmal etwas, wo ihr mehr Zeit habt, euch kennenzulernen. Du hast nicht viel Erfahrung mit Kindern, aber das ist in Ordnung. Mit der Zeit werdet ihr beiden schon einen Weg finden.“
„Du scheinst dir da sehr sicher zu sein.“
„Er ist ein unkompliziertes Kind, mit dem man gut zurechtkommt.“ Sie lächelte. „Ich will, dass das gut läuft, Matt. Du bist sein Vater. Und das bedeutet ihm so viel.“
Sie klingt so ernst und aufrichtig, dachte Matt erbittert. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war er noch jung und dumm genug, ihr zu glauben. Aber das war vorbei. Sie wollte ihn verschaukeln. Fein. Genau das war es, was er mit ihr vorhatte. Nur über das Wie musste er sich noch klar werden.
Er folgte ihrem Blick und sah, dass sie das Kind beobachtete. Gabe war stehen geblieben, um mit einem Mädchen zu schwatzen, das ungefähr so groß war wie er. Sie lachten, dann gingen sie gemeinsam zur Rutsche. Jesse lächelte, als würde sie sich über diesen Austausch freuen.
Sie hat sich kaum verändert, dachte er. Immer noch blond, mit blauen Augen und hübsch. Sie sah aus, als würde sie auf ein Surfbrett gehören oder als Milchmädchen modeln. Als sie den Kopf wandte und merkte, dass er sie ansah, lächelte sie wieder. Ein ungezwungenes, verbindliches Lächeln. Ganz so, als würde sie tatsächlich etwas verbinden. Als wenn sie ihn nie betrogen hätte.
„Bei den Ladys kommt Gabe immer gut an“, sagte sie. „Ich mache mir schon Sorgen, wohin das führen wird, wenn er einmal älter ist. Aber alles zu seiner Zeit, nicht wahr?“
Matt nickte. An Gabe war er nicht interessiert, allenfalls als Mittel zum Zweck.
„Warum jetzt?“, fragte er.
Sie gab nicht vor, ihn falsch zu verstehen. „Gabe hat schon längere Zeit nach dir gefragt. Ich wollte ihn nicht anlügen und ihm erzählen, dass du nicht mehr lebst. Also habe ich ihm die Wahrheit gesagt, nämlich dass du nichts von ihm
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