Susan Mallery - Buchanan - 01
Nachdem ihm der Parkplatzservice seinen Wagen gebracht hatte, fuhr er zurück ins Restaurant.
Zu viel auf einmal war passiert, dachte er. Zu erfahren, dass Penny schwanger war und dass Reid und Walker von seiner Tochter wussten.
Er erinnerte sich an die Kämpfe, die er und Gloria damals ausgefochten hatten. Wie er sie mit dem ganzen Zorn eines siebzehnjährigen jungen Mannes angeschrien hatte, dem etwas Wertvolles verwehrt wurde. Es war ein Wunder, dass es nicht die ganze Nachbarschaft gehört hatte. Aber seine Brüder hatten nichts gesagt. Sie hatten gewartet, dass er zu ihnen kommen würde, und das hatte er nie getan.
Er hätte es tun sollen. Sie hätten ihn verstanden. Besonders vor dreieinhalb Jahren, als seine Ehe nicht mehr zu retten gewesen war. Penny hatte ihn unter Druck gesetzt, sich gefühlsmäßig auf ein gemeinsames Kind einzulassen. Er wiederum hatte sich so weit wie möglich distanziert und versucht, mit der Schreckensbotschaft umzugehen, dass bei seiner einzigen Tochter akute myeloische Leukämie diagnostiziert worden war.
Drei Monate hatte er gewartet, um zu erfahren, was passieren würde. Lindseys Adoptiveltern hatten ihn über jeden Behandlungsschritt auf dem Laufenden gehalten. Er erinnerte sich an die qualvolle Zeit, in der er nicht wusste, ob die Chemo anschlagen würde, ob seine Tochter überleben würde. Und schließlich an die Freude, als Lindsey die Krankheit besiegt hatte.
Hätte er Penny von ihr erzählen sollen? Damals war es ihm nicht möglich gewesen. Sie hätte nie verstanden, wie er sich so sehr um ein Kind sorgen konnte, dass er mit einer anderen hatte, aber gleichzeitig nicht gewillt war, ein Baby mit ihr zu haben. Und er hatte nicht gewusst, wie er es erklären sollte – und er hatte Angst gehabt, Lindsey noch einmal zu verlieren.
Und so hatte sie weiter gedrängt und er sich dermaßen zurückgezogen, dass sie ihn schließlich verlassen hatte. Die Trennung war ihm als das Beste für sie beide erschienen.
Er betrat das Restaurant und wechselte ein paar Worte mit dem stellvertretenden Geschäftsführer, dann ging er in die Küche. Wie immer war der Lärmpegel so hoch, dass sein Kopf von dem Geschrei, dem Zischen des Dampfkochers und dem Getöse des Grills dröhnte.
„Noch dreimal Lachs“, rief ein Kellner und setzte ein Tablett ab. „Die Dame möchte wissen, was du in die Sauce gegeben hast.“
Penny blickte auf, sah Cal und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Kellner. „Tut mir leid, es ist ein Geheimnis. Aber ich verspreche, ich schreibe das Rezept ins erste Kapitel meines Kochbuchs, falls ich je eines veröffentliche.“
Als der Kellner gegangen war, sah Penny Cal von der Seite an. „Du bist während des Abendessens abgehauen.“
„Ich weiß.“
Ihr Gesichtsausdruck sagte ihm, dass er es nie mehr tun sollte, aber über ihre Lippen kam kein Wort. Dafür war Penny zu professionell. Sie würde ihm nicht vor den Angestellten die Leviten lesen.
„Wir müssen reden“, sagt er. „Gegen zehn?“
„Sicher. Ich bin diejenige mit der Chefkoch-Jacke.“
Bis Viertel nach neun hatte sich die Lage beruhigt. Alle Bestellungen waren serviert, einige Tische hatten sich bereits geleert. Cal zog sich vor dem Treffen mit Penny in sein Büro zurück, um einige Schreibarbeiten zu erledigen. Er wusste nicht genau, was er ihr sagen würde. Er wollte sich für seine Überreaktion entschuldigen, aber er konnte ihr nicht von Lindsey erzählen – nicht, nachdem sie ihm eröffnet hatte, schwanger zu sein.
Er saß an seinem Schreibtisch, doch statt seinen Computer einzuschalten, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und erinnerte sich daran, wie Penny ihm zum ersten Mal mitgeteilt hatte, schwanger zu sein. Sie hatten es beide nicht geplant. Manchmal funktionierte Verhütung einfach nicht.
Er war fassungslos gewesen – zuerst vor vollkommenem Glück, dann vor Schuld. Weil er dieses Kind behalten würde. Er würde alles miterleben, was er bei Lindsey versäumt hatte. Was, wenn er dieses Kind mehr lieben würde als Lindsey?
Er hatte nicht gewusst, wo er Antworten auf seine Frage bekommen oder wem er sich anvertrauen sollte. Deshalb hatte er nichts gesagt. Und Penny hatte bemerkt, dass seine Begeisterung mit der Zeit immer mehr abgeebt war, und hatte das nicht verstanden.
„Klopfklopf.“
Cal drehte sich um und sah Gloria in der Tür zu seinem Büro stehen. Er hielt ein Stöhnen zurück. Ja, richtig, noch mehr Stress war das, was er heute unbedingt gebrauchen konnte.
„Du solltest
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