Susan Mallery - Buchanan - 03
ich nehme es hin. Wie sieht’s bei Ihnen aus?“
Gloria sah sie eindringlich an. „Sie sind keiner von diesen permanent gut gelaunten Menschen?“
„Nein. Ich bin sarkastisch und anspruchsvoll.“
„Hatten Sie schon Sex mit meinem Enkel?“
Lori lachte. In ihren Träumen vielleicht, aber im echten Leben nicht. Schließlich war sie ja weder attraktiv noch gut gebaut. „Die Gelegenheit ergab sich noch nicht. Wieso? Ist das Voraussetzung?“
Gloria seufzte. „Der Junge hat einfach keinen Schalter zum Abstellen. Er schnappt sich alles, was nicht schnell genug auf dem Baum ist.“
„Mich nicht. Ich finde, er sieht ganz gut aus, ist aber oberflächlich. Ist ja meistens so. Haben Sie alles gepackt?“
Gloria wurde wieder sachlich. „Ich packe nicht selbst. Selbst wenn ich das tun müsste, wäre ich in meinem momentanen Zustand nicht in der Lage dazu.“
Der kurze Moment der Harmonie war schon wieder vorbei. Schade.
„Kein Problem, ich mache das schon. Haben Sie einen Koffer hier? Sonst besorge ich Plastiktüten beim Personal.“
Die alte Frau schien kurz vor einem Wutanfall. „Sie werden ganz sicher nichts von meinen Sachen in eine Plastiktüte packen! Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?“
Lori bemühte sich, ihre Patientin nicht anzusehen, als sie den Koffer aus dem Schrank im Badezimmer holte. Es wäre keine große Hilfe, wenn Gloria sehen würde, wie sehr diese Unterhaltung sie amüsierte. „Natürlich. Sie sind Gloria Buchanan. Und wo wir gerade dabei sind: Ich darf Sie doch Gloria nennen? Mrs. Buchanan klingt so förmlich, und wir werden uns ja doch ziemlich nahekommen.“
„Nicht nachdem ich Sie gefeuert habe.“
Lori legte den Koffer auf den einzigen Stuhl im Raum und öffnete ihn. „Sie werden mich nicht feuern, Gloria. Ich bin nämlich gut. Ich bin spezialisiert auf Patienten mit Herzschwierigkeiten und orthopädischen Problemen. Ich werde Sie gnadenlos antreiben, Ihre Übungen zu machen, dann kommen Sie schnell wieder auf die Beine. Es ist nämlich so: Altere Frauen, die sich die Hüfte brechen, haben nur zwei Alternativen: Entweder sie werden gesund oder sie sterben. Und meine Patientinnen sterben nicht.“
Gloria starrte sie an. „Sie sind keine nette Person.“
„Sie auch nicht.“
Gloria wurde böse. „Was erlauben Sie sich? Ich bin immer höflich und sehr fürsorglich!“
„Ach ja? Wollen Sie wissen, wie das Personal hier über Sie redet?“
„Das sind inkompetente Trottel. Diese gesamte Einrichtung ist absolut unter Niveau.“
„Dann werden Sie mein Niveau lieben.“ Lori beugte sich vor und flüsterte: „Ich bin äußerst unnachgiebig. Sie gewöhnen sich am besten sofort daran.“
„Vergreifen Sie sich nicht im Ton, junge Frau. Das gestatte ich nicht.“
„Ist okay. Ich vergreife mich nicht im Ton, und Sie sind nicht unfreundlich.“
„Ich bin nie unfreundlich.“
„Sollen wir eine Umfrage in Ihrem Freundeskreis starten?“
„Ich habe keine Freunde.“
Das stimmte, wie Lori jetzt wieder einfiel. Reid hatte ihr erzählt, dass Gloria keine Freunde hatte und auch ihre Familie Abstand zu ihr hielt. Vielleicht war sie deswegen so miesepetrig. Wie tragisch.
Lori packte Glorias Sachen. Ein paar Nachthemden, Unterwäsche, die Kleider, die sie bei der Einlieferung getragen hatte, zwei Bücher und ihren Kulturbeutel. Keine Blumen, kein kleines Stofftier, kein persönlicher Gruß. Nicht mal von ihrer Familie.
Es ist eine Sache, wenn ältere Menschen niemanden mehr haben, dachte Lori. Aber wenn noch Familie da ist und sich niemand auch nur für einen Besuch die Zeit nimmt, ist das ganz schön mies. Sie wurde wütend auf die Buchanan-Enkel.
Lori schüttelte den Gedanken ab und ging hinüber zum Bett.
„Also, so geht es jetzt weiter“, sagte sie und berührte Gloria sanft am Arm. Körperkontakt war wichtig im Heilungsprozess. „Ich sage der Schwester, sie soll Ihnen noch ein Schmerzmittel geben, damit die Fahrt nach Hause nicht zur Tortur für Sie wird. Vermutlich wird sie Ihnen etwas ziemlich Starkes geben, das Sie schachmatt setzt.“
Gloria verengte die Augen zu einem Schlitz und entzog sich Loris Berührung. „Sie müssen nicht mit mir reden wie mit einem Schulkind. Ich bin durchaus in der Lage zu verstehen, ohne dass Sie mir alles lang und breit erklären. Holen Sie jetzt die Schwester. Dann kann sie ein letztes Mal ihre sadistische Ader an mir auslassen.“
„Bin sofort wieder da.“
Lori ging zum Schwesternzimmer, wo Vicki bereits wartete. „Wir sind
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