Susan Mallery - Buchanan - 03
gekümmert.“
Lori wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Ihre Erinnerungen waren ähnlich, aber ihr war nie in den Sinn gekommen, dass sie die Familie zusammengehalten hatte. Sie hatte getan, was nötig war, weil ihre Mutter immer betrunken und Madeline mit ihrem eigenen Leben beschäftigt gewesen war.
„Ich weiß noch, wie Lori mich immer angefleht hat, etwas zu essen“, sagte Madeline. „Oder mehr zu essen.“
„Das hat sie mit mir auch gemacht“, sagte Evie. „Ich sehe dieses kleine Mädchen wieder vor mir, wie es in der Küche steht, einen großen Topf in der Hand, und uns anschreit, wir sollen uns hinsetzen und zusammen essen. Dabei war sie die Kleinste von allen!“
In Lori stiegen Erinnerungen hoch, aber nur schlechte. Sie schob sie weg, wie immer, doch ihre Mutter erzählte immer weiter davon, was sie alles getan hatte.
„Ohne dich wäre ich verloren gewesen“, sagte Evie. „Habe ich dir das eigentlich jemals gesagt? Es stimmt.“
Lori fühlte sich äußerst unwohl. Sie verstand sich nicht gut mit ihrer Mutter, da konnte sie doch jetzt nicht so etwas sagen wie „So viel habe ich auch nicht gemacht.“
„Weißt du, zu meiner Therapie gehört auch zu erkennen, was der Alkohol mit meiner Familie gemacht hat. In deinem Fall, Lori, wurdest du gezwungen, zu früh erwachsen zu werden. Du wurdest die Mutter. Das habe ich nie gewollt.“
Lori wand sich auf dem Sofa. „Schon gut“, sagte sie und wünschte, sie würden über etwas anderes sprechen. Sie wollte nichts mehr davon hören.
„Es ist nicht gut“, sagte ihre Mutter. „Ich wünschte, es wäre anders gewesen.“ Sie runzelte die Stirn. „Wo hast du denn deine Brille? Trägst du jetzt Kontaktlinsen?“
„Sie hat sich die Augen lasern lasen“, sagte Madeline stolz. „Ist sie nicht wunderschön?“
„Sie wird nie so hübsch sein wie du“, sagte ihre Mutter.
Madeline zog eine Grimasse, und Lori fühlte sich auf den Boden der Tatsachen zurückversetzt.
„Eine Augenoperation?“, fragte Evie. „Ich hätte nie gedacht, dass du so etwas machen lässt.“
„Ich kann keine Kontaktlinsen tragen“, erklärte Lori. „Ich habe es versucht, aber ich vertrage sie nicht. Jetzt muss ich fürs Erste keine Brille mehr tragen.“
„Hat das etwas mit einem Mann zu tun?“, fragte ihre Mutter unvermittelt. „Frauen sind geneigt, für Männer alle möglichen Dummheiten zu begehen.“
Lori hätte jetzt sehr gern das Thema gewechselt. Doch nach kurzem Nachdenken sagte sie: „Ich habe es nicht für einen Mann getan.“ Unbehaglich strich sie sich durchs Haar. „Ich wollte einfach keine Brille mehr tragen.“
Ihre Mutter sah sie unbeeindruckt an.
Lori wollte sich nicht einreden lassen, dass sie sich nur wegen Reid verändert hatte. Er war vielleicht der Katalysator, aber nicht der Grund.
„Okay, in Ordnung. Ich habe so etwas wie eine Beziehung. Aber es hat nichts zu bedeuten.“
„Es hat nichts zu bedeuten“, wiederholte Madeline. „Es ist großartig, so wie der Mann selbst. Sagt dir der Name Reid Buchanan etwas? Dieser gut aussehende Baseballspieler, der letztes Jahr eine Schulterverletzung hatte und den Sport aufgeben musste?“
„Daran erinnere ich mich nicht“, sagte Evie. „Aber war da nicht letztens ein Artikel über ihn in der Zeitung? Irgendwas darüber, dass er wohl nicht ...“ Die Stimme ihrer Mutter versiegte.
Lori hatte nichts dazu zu sagen. Aber nichts zu sagen, würde ihr auch nicht helfen.
„Es war gelogen“, sagte sie schließlich. „Alles davon.“
„Ich verstehe.“
Evie und Madeleine sahen sich an. Lori hatte keine Ahnung, was die beiden dachten.
„Er ist fantastisch“, sagte Madeline. „Und er vergöttert Lori.“
„Das freut mich“, sagte Evie mit einem Lächeln. „Endlich hast du jemanden gefunden.“
Lori dachte: Das Leben ist, wie es ist. Und die Menschen sind, wie sie sind. Aber Evie versuchte wenigstens, sich zu ändern – auch wenn sie scheiterte.
16. KAPITEL
L ori nahm sich noch etwas von dem Hühnchen à l’Orange. „Das ist wirklich sehr gut“, sagte sie. „Von welchem Laden ist das?“ „Ein paar Straßen weiter, kann ich dir zeigen. Es macht von außen nicht viel her, aber das Essen ist großartig.“
Sie und Reid saßen in seinem Wohnzimmer in Glorias Haus auf dem Boden, gegen das Sofa gelehnt. Auf einem kleinen Tisch standen die Lieferkartons des Restaurants, bei dem Reid das Abendessen und eine Flasche Chardonnay geholt hatte. Lori freute sich darauf, dass sie
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