Susan Mallery - Buchanan
Später wurde das Gebäude für Dani ein Symbol für den Charakter ihrer Großmutter – abweisend und einsam. Heute war es nur mehr Glorias Haus. Weder gut noch schlecht, lediglich ein Ort, wo jemand lebte. Jemand, der nicht der Mensch war, für den sie ihn gehalten hatte.
Sie hasste und liebte Gloria nun schon so lange, dass es schwer war, beide Gefühle in Einklang zu bringen. Dani nahm ihrer Großmutter die Brutalität und Kälte übel, mit der sie ihr eröffnet hatte, keine Buchanan zu sein. In den letzten Wochen allerdings hatte sich Gloria mehr als einmal für ihr Verhalten entschuldigt. Sie hatte behauptet, sie habe sich verändert – und aus Danis Sicht stimmte das tatsächlich.
Merkwürdigerweise vermisste Dani Gloria als die Großmutter, die sie kannte. Sie vermisste nicht ihre Bösartigkeit oder ihre viel zu hoch gesteckten Erwartungen, sondern diese selbstverständliche Nähe. Gloria war seit Danis Geburt ein Teil ihres Lebens gewesen, und nun waren sie plötzlich nicht einmal miteinander verwandt. Vielleicht wäre es am Klügsten, diese Tatsache einfach anzunehmen, doch genau das schaffte Dani nicht.
Sie ging die paar Stufen zur Eingangstür hoch und läutete. Reid, der mittlere ihrer drei Brüder, öffnete ihr mit einem Grinsen.
„Wir kaufen nichts. Trotzdem danke, dass Sie vorbeigeschaut haben.“
Sie drängte sich an ihm vorbei, ehe er ihr die Tür vor der Nase wieder zumachen konnte. „Wahnsinnig witzig.“
„Hallo, Kleines.“ Reid legte seinen Arm um sie. „Wie geht es dir?“
„Gut, danke. Im Moment ist alles ziemlich turbulent bei mir.
Reid begleitete sie ins Wohnzimmer, wo Cal, ihr ältester Bruder, und Walker, der jüngste, warteten. Beide begrüßten sie, und Cal reichte ihr einen Becher Caffeé Latte aus dem „Daily Grind“, das zu seiner Kaffeehauskette gehörte. Dann umarmte er sie.
„Gloria wird gleich kommen“, sagte Walker und zog Dani ebenfalls an sich. „Wie wirst du mit all dem Trubel fertig?“
Sie sah ihre Brüder an – jene drei Menschen, die immer für sie da gewesen waren, wenn sie sie gebraucht hatte – und auch sehr oft, wenn sie sie gar nicht hatte brauchen können. „Ich komme schon klar, ich fühle mich nur so, als wäre ich ein bisschen von meinem alten Leben abgeschnitten.“
Sie nahmen auf den Sofas im riesigen Wohnzimmer Platz. Dani beachtete den Panoramablick auf die Stadt nicht, sie sah nur ihre Brüder an.
„Gestern habe ich Mark Canfield kennengelernt“, sagte sie.
„Und, wie war es?“, fragte Walker.
„Hm, ich weiß nicht so recht. Er war überhaupt nicht kritisch, als ich ihm sagte, dass ich möglicherweise seine Tochter bin, und hat mir die Affäre mit Mom gleich bestätigt. Außerdem hat er erzählt, dass er nie erfahren hat, warum Mom mit ihm Schluss gemacht hat. Er war nett und freundlich ...“
„Aber?“, fragte Cal sofort.
„Keine Ahnung. Ich hatte einfach nicht das Gefühl, als wären wir verwandt oder uns nahe. Ich glaube, ich hatte mir irgendwie vorgestellt, dass wir uns sofort in die Arme fallen würden.“ Sie nahm einen Schluck Kaffee. „Außerdem gibt es da noch diesen Alex Canfield, Marks ältesten Sohn. Alex sieht sich als den großen Canfield-Beschützer und empfindet mich als Bedrohung für seine Familie im Allgemeinen und als Gefahr für die Präsidentschaftskampagne seines Vaters im Speziellen.“
„Soll Walker sich um ihn kümmern?“, fragte Reid fröhlich. „Das macht er sicher. Ich vermute, von Alex wäre danach nicht mehr viel übrig. Es wäre so, als hätte es ihn nie gegeben.“
„Ich glaube nicht, dass wir so weit gehen müssen“, erwiderte Dani und dachte daran, wie sehr sie sich über Alex geärgert hatte, ihn aber gleichzeitig auch irgendwie mochte. Sie empfand eine gewisse Hochachtung dafür, wie loyal er seiner Familie gegenüber war – auch wenn er sie mit seiner Art fast in den Wahnsinn trieb.
„Gestern Abend war ich dann bei Canfields eingeladen“, fuhr sie fort. „Ich habe den ganzen Familienclan kennengelernt. Er besteht aus Katherine, Marks Frau, und acht Kindern, wobei eine Tochter derzeit auf dem College ist. Katherine ist ein unglaublicher Mensch. Schön und geduldig. Dass alle Kinder ein Problem oder ein Handicap haben, ist für sie überhaupt kein Problem. Sie ist wie eine Heilige. Ich glaube, ich möchte einmal so werden wie sie.“
„Das klingt doch alles sehr gut“, sagte Cal. „Wo liegt also das Problem?“
„Ich weiß es nicht. Irgendwie habe ich ständig das
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