Susan Mallery - Buchanan
„Ich rufe dich später an.“
Sie nickte, sagte jedoch kein Wort. Die Stimmung zwischen ihnen war immer noch gespannt. Sie hatten zum ersten Mal, seit sie sich kannten, einen Konflikt, der nicht leicht zu lösen schien. Und das machte ihn traurig.
Dani wachte mit steifem Rücken und einem eingeschlafenen Arm auf. Irgendwie hatte sie es geschafft, auf dem Sofa des Warteraums im Krankenhaus einzudösen. Sie dehnte und streckte sich und bemerkte dann, dass Cal sich gerade am Flur mit einer Ärztin unterhielt. Rasch stand sie auf und ging zu ihnen.
„Ist etwas passiert?“, fragte sie. „Geht es ihr gut?“
Die Ärztin, eine freundlich wirkende Frau Ende Dreißig, lächelte. „Ja, alles in Ordnung. Sie hat wohl ihre Medikamente falsch eingenommen. Mittlerweile hat die Wirkung nachgelassen, also wird es ihr bald wieder gut gehen. In ein paar Stunden können wir sie nach Hause entlassen. Wichtig ist nur, dass Sie dafür sorgen, dass sie darauf achtet, welche Medikamente sie wann einnehmen muss.“
Dani war ungeheuer erleichtert. Sie drehte sich zu Cal und umarmte ihn.
„Es geht ihr gut, es ist alles in Ordnung.“
„Ich weiß.“ Er zog sie an sich und küsste sie aufs Haar. „Lass es uns den anderen erzählen.“
Sie gingen gemeinsam in den überfüllten Warteraum zurück. Dani sah ihre Brüder und deren Verlobte an und fragte sich, wann die Familie eigentlich so groß geworden war. Jahrelang hatte es so ausgesehen, als gäbe es nur sie und ihre Brüder gegen den Rest der Welt. Doch das hatte sich geändert. Dank Penny gab es sogar schon die nächste Generation der Buchanans.
Nach nur einer Stunde Schlaf schien ihr plötzlich alles zu viel zu werden. „Sag du es ihnen“, sagte sie. „Ich möchte zu ihr.“
Dani lief den Krankenhausflur entlang und ging ins Zimmer ihrer Großmutter.
Gloria lag bleich und mit geschlossenen Augen in ihrem schmalen Bett. Dani trat zu ihr und streichelte vorsichtig ihren Handrücken.
Gloria öffnete die Augen. „Ich bin nicht tot“, sagte sie. „Das ist immerhin schon etwas. Wenn du jetzt allerdings nach einem Grund suchst, um mich wegen Unzurechnungsfähigkeit wegzusperren, hättest du sogar einen sehr guten. Ich kann nicht fassen, dass mir so etwas passiert ist. Jeder Idiot sollte in der Lage sein, drei oder vier verschiedene Medikamente richtig einzunehmen. Ich gebe es ja ungern zu, aber ich glaube, ich werde alt.“
Dani spürte, wie sie einen Kloß im Hals bekam. Ihre Gefühle übermannten sie, und sie brachte kein Wort heraus. Das war ihre Großmutter. Was es auch für Probleme zwischen ihnen gegeben haben mochte und ob sie nun blutsverwandt waren oder nicht – Gloria war immer Danis Familie gewesen. Ihr ganzes Leben lang.
„Du darfst nicht sterben“, sagte Dani und brach zu ihrem eigenen Entsetzen – und vielleicht auch zu dem ihrer Großmutter – in Tränen aus. „Ich will nicht, dass du stirbst.“
„Ruhig, Liebes, ganz ruhig. Ich habe noch nicht vor zu sterben. Es gibt so vieles, was ich wiedergutmachen muss, und dafür brauche ich noch eine Weile. Man stirbt nicht, nur weil man ein Idiot ist. Nun ja, vielleicht wäre es möglich, wenn ich weiterhin die Pillen falsch einnehme. Aber ich werde in Zukunft besser aufpassen. Einverstanden?“
Dani barg ihr Gesicht in ihren Händen und nickte. Gloria tätschelte ihr beruhigend den Arm, dann sagte sie: „Komm näher, damit ich dich umarmen kann. Dann wird es dir besser gehen, und mir auch.“
Dani setzte sich auf die Bettkante, und Gloria nahm sie in den Arm.
„Ich habe dich fürchterlich behandelt“, sagte sie liebevoll und hörbar bewegt. „Ich war grausam zu dir. Dafür gibt es keine Entschuldigung, obwohl ich dir mein Verhalten erklären könnte. Du bist nämlich genau wie ich. Oh, du hast nicht meine schlechten Eigenschaften, nein. Du bist ein besserer Mensch als ich. Und du hast viel von deiner Mutter geerbt. Ich habe Marsha immer gemocht. Aber ich habe sie auch gehasst, weil sie so stark war. Mein Sohn war nie stark. Da kam er sehr nach seinem Vater.“
Dani schluchzte, dann richtete sie sich auf und wischte sich die Tränen weg. „Wovon redest du eigentlich?“
Gloria lächelte und blinzelte ein paar ihrer eigenen Tränen weg. „Ich sage, dass ich hart und streng zu dir war. Zu hart. Ich wollte, dass du ein besserer Mensch wirst als ich, aber ich wusste nie, wie ich dir das erklären sollte. Du bist nicht vor mir geflüchtet wie deine Brüder. Ich habe die ganze Zeit damit gerechnet,
Weitere Kostenlose Bücher