Susannah - 02 Auch Geister haben hübsche Söhne
nestelte er gedankenverloren daran herum. Aber zumindest hatte er seine Zigaretten noch nicht rausgeholt.
»Lichtempfindlich«, murmelte er. »Starrt auf Ihren Hals.«
»Worauf ich hinauswill, ist«, versuchte ich, ihn wieder aufs Thema zu lenken, »dass er diese Frau offenbar tatsächlich getötet hat. Ich meine, er hat es ja praktisch zugegeben. Das Problem ist nur, dass wir es kaum beweisen können. Wir wissen ja nicht mal, wie sie heißt, geschweige denn, wo sie begraben liegt – falls sich überhaupt jemand die Mühe gemacht haben sollte, sie zu beerdigen. Wir haben keine Leiche. Was also sollten wir der Polizei sagen?«
Doch Pater Dom war tief in seine eigenen Gedanken versunken und drehte den Drahtbügel ständig hin und her. Okay, wenn er abdriften konnte, dann konnte ich das auch. Ich lehnte mich zurück, kratzte mich an den Händen und dachte an das, was passiert war, nachdem Tad und ich aufgehört hatten, über unsere jeweiligen Pusteln zu lachen. Das war gleichzeitig der einzige Teil des Abends, über den ich Pater Dominic nichts erzählt hatte.
Tad war also losgezogen, um sich was anderes anzuziehen. Ich hatte solange am Pool gewartet und der aufsteigende Dampf hatte meine Beine gewärmt. Da keiner mich störte, war es irgendwie richtig erholsam, einfach nur dem Wasserfall zu lauschen. Nach einiger Zeit kam Tad wieder, die Haare noch feucht, aber komplett mit Jeans und einem schwarzen Seidenhemd bekleidet. Leider. Er trug sogar eine goldene Halskette, nur dass er seine bestimmt nicht durch das Verfassen eines Pulitzer-Preis-verdächtigen Aufsatzes über James Madison gewonnen hatte.
Ich konnte nur knapp eine Bemerkung unterdrücken, dass die Halskette seinen Ausschlag nur noch schlimmer machen würde und dass ein Mann, der zu Jeans schwarze Seide trägt, hoffnungslos Staten-Island-mäßig ist.
Tad führte mich wieder ins Haus, wo Yoshi wie aus dem Nichts erschien, meine Jacke in der Hand. Dann gingen wir hinaus zu Tads Auto, das zu meinem Ent setzen so ein windschnittiges schwarzes Ding war wie David Hasselhoffs Bolide in Knight Rider . Es hatte tief liegende Ledersitze und eine Stereoanlage, für die Schlafmütz wahrscheinlich sogar einen Mord begangen hätte. Während ich mich anschnallte, betete ich, dass Tad ein guter Fahrer war, denn ich wäre vor Scham im Boden versunken, wenn mich die Feuerwehr aus so einem Auto rausschneiden hätte müssen.
Tad hingegen schien sein Töfftöff cool zu finden, und sich selber darin auch. Bestimmt galt es in Polen oder Anatolien oder sonst wo als cool, einen Porsche zu fahren und Halsketten über schwarzen Seidenhemden zu tragen, aber zumindest in Brooklyn taten das nur zwei Sorten Menschen: Drogendealer oder Typen aus New Jersey.
Das wusste Tad aber offenbar nicht. Er legte den Gang ein, und kurz darauf waren wir unterwegs und nahmen die Haarnadelkurven so easy, als würden wir mit einem Zauberteppich fliegen. Tad fragte mich, ob ich noch irgendwohin wollte, vielleicht auf einen Kaffee oder so. Jetzt, wo wir durch das magische Band des Giftsumachs verbunden waren, wollte er den Kontakt zu mir anscheinend intensivieren.
Ich sagte, klar, obwohl ich doch Kaffee nicht leiden konnte, und er lieh mir sein Handy, damit ich meiner Mutter sagen konnte, dass ich später käme. Mom war so aus dem Häuschen, dass ich mit einem Jungen ausging, dass sie nichts von dem tat, was Mütter normalerweise tun, wenn ihre Töchter mit Jungs ausgehen, die sie nicht kennen. Zum Beispiel den Namen seiner Mutter oder seine Telefonnummer erfragen.
Ich legte auf, und wir fuhren zum Coffee Clutch , in dem sich die Schüler der Mission Academy besonders gern trafen. Cee Cee und Adam waren auch da, aber als sie mich mit einem Jungen reinkommen sahen, taten sie taktvollerweise so, als würden sie mich nicht kennen. Zumindest für Cee Cee galt das. Adam linste ständig zu mir rüber und schnitt jedes Mal, wenn Tad ihm den Rücken zudrehte, blöde Grimassen. Keine Ahnung, ob die speziell auf Tads Ausschlag bezogen waren, der selbst in der schwachen Beleuchtung des Coffee Clutch nicht zu übersehen war, oder ob Adam damit allgemein seine Gefühle in Bezug auf Tad ausdrücken wollte.
Jedenfalls verließen wir den Laden nach zwei Cappuccinos – für Tad – beziehungsweise zwei Gläsern heißem Apfelpunsch – für mich – und nahmen Kurs auf mein Zuhause. Tad war, wie sich rausstellte, nicht gerade eine Leuchte. Die meiste Zeit redete er über Basketball, und wenn nicht darüber, dann
Weitere Kostenlose Bücher