Susannah - 02 Auch Geister haben hübsche Söhne
würde er sicher nicht sagen: »Aber nein, sie war doch nicht deswegen hier! Sie wollte mir von diesem Traum erzählen, den sie hatte.«
Und selbst wenn er das doch tun sollte – der Typ war so durchgeknallt, dass ihm bestimmt nicht mal sein eigener Sohn glauben würde.
»Oh, cool«, sagte Tad, nachdem ich ihm von der Sache mit den zehn einflussreichsten Leuten in Carmel erzählt hatte.
»Ja, und ich wusste gar nicht, dass Mr Beaumont dein Vater ist«, plapperte ich weiter. Mann, ich konnte aber auch wirklich dick auftragen. »Ich meine, ich hatte ja keine Ahnung, wie du mit Nachnamen heißt. Ich war total überrascht. Hey, sag mal, kann ich hier vielleicht kurz telefonieren? Muss mal zu Hause anrufen, ob mich jemand abholen kann.«
Tad sah mich verwundert an. »Wieso abholen? Ist doch kein Problem – ich kann dich fahren.«
Unwillkürlich musterte ich ihn von oben bis unten. Ich meine, der Typ war ja praktisch nackt. Okay, nicht ganz, die Badehose reichte ihm beinahe bis zu den Knien. Aber nackt genug, dass ich kaum den Blick von ihm abwenden konnte.
»Ähm«, sagte ich. »Okay, danke.«
Er folgte meinem Blick bis zu seiner tropfenden Badehose. »Oh«, sagte er, und das schöne Lächeln bekam einen umwerfend dümmlichen Touch. »Ich muss mir nur schnell was anderes anziehen. Wartest du hier auf mich?«
Damit zog er das Badetuch vom Nacken und wandte sich zum Haus.
Ich keuchte erschrocken und Tad erstarrte. »Oh Gott!«, rief ich. »Was ist denn mit deinem Nacken passiert?«
Sofort zog er die Schultern ein und wirbelte wieder zu mir herum. »Nichts«, sagte er eine Spur zu hastig.
»Als nichts würde ich das hier ganz eindeutig nicht bezeichnen«, beharrte ich und ging einen Schritt auf ihn zu. »Das sieht ja richtig übel aus …«
Ich verstummte und ließ den Blick zu meinen Händen wandern.
»Hör zu«, sagte Tad unbehaglich. »Das ist nur so ein Ausschlag vom Giftsumach, hab ich seit ein paar Tagen. Ich weiß, es sieht eklig aus, aber so schlimm ist es nicht. Keine Ahnung, wie ich mir das eingefangen habe, vor allem im Nacken, aber …«
» Ich weiß es.«
Ich hielt meine Hände hoch. Im bläulichen Schein der Poollichter sah der Ausschlag besonders widerlich aus. Genau wie die Pusteln in Tads Nacken.
»Ich bin auf Kellys Party gestolpert und in Grünzeug gefallen«, erklärte ich. »Und direkt danach hast du mich zum Tanzen aufgefordert …«
Tad sah auf meine Hände. Eine Sekunde später fing er an zu lachen.
»Tut mir echt leid«, sagte ich. Ich fühlte mich mies.
Ich meine, ich hatte ihn total verunstaltet, diesen unglaublich umwerfenden, sexy Typen. »Ich weiß nicht, wie …«
Aber Tad lachte einfach weiter. Nach einer Weile konnte ich nicht mehr anders und fiel mit ein.
KAPITEL
9
V errammelt«, wiederholte Pater Dominic. »Die Fenster waren verrammelt?«
»Na ja, nicht alle«, sagte ich. Ich saß vor seinem Schreibtisch und pulte an meinem Giftsumach-Ausschlag herum. Das Hydrocortison trocknete ihn langsam aus. Jetzt hatte ich statt nässender nur noch schuppende Pusteln. »Nur die in seinem Büro, oder wie auch immer man den Raum nennen soll. Er hat behauptet, er sei lichtempfindlich.«
»Und er hat ständig auf Ihren Hals gestarrt?«
»Auf meine Halskette. Auf meinen Hals hat eher sein Assistent gestarrt – als hätte ich da einen Riesenknutschfleck oder so. Aber wir kommen vom Thema ab, Pater.«
Ich hatte beschlossen, ihm reinen Wein einzuschenken. Zumindest was die Tote anging, die mich in letzter Zeit immer wieder mitten in den Nacht wachgekreischt hatte. Über Jesse wollte ich noch immer nicht reden – vor allem nicht nach dem, was geschehen war, nachdem Tad mich am Abend zuvor zu Hause abgesetzt hatte. Aber ich dachte, wenn Thaddeus Beaumont der Ältere wirklich der widerliche Killer sein sollte, für den ich ihn mittlerweile beinahe hielt, dann würde ich Pater Doms Hilfe brauchen, um ihn hinter Gitter zu bringen.
»Die Sache ist nämlich die, Pater, dass er aus dem falschen Grund überrascht war. Es hat ihn überrascht, dass die Frau gesagt hat, er habe sie nicht umgebracht. Was in meinen Augen nur heißen kann, dass er es sehr wohl getan hat. Sie umgebracht, meine ich.«
Bei meiner Ankunft war Pater Dominic damit beschäftigt gewesen, sich mit einem aufgebogenen Drahtkleiderbügel unter dem Gips zu kratzen. Offenbar juckte es ihn unerträglich. Mittlerweile hatte er zwar aufgehört zu kratzen, konnte den Drahtbügel aber nicht aus der Hand legen. Immer wieder
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