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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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angenehmer.
    Aber falls ich Wiedersehensfreude - oder gar einen Kuss - erwartet hatte … Das gab es nicht. Jesse stand
nur da und musterte mich, als wären mir seit dem letzten Treffen zwei neue Köpfe gewachsen.
    »Susannah«, stieß er schließlich hervor. »Was machst du hier? Bist du …? Du bist doch nicht …?«
    Ich verstand sofort, was er meinte, und lachte heiser. »Tot? Nein, ich bin nicht tot. Ich bin nur hergekommen, weil ich … na ja, ich wollte … mal nachgucken, ob es dir gut geht und so …«
    Wie lahm war das denn bitte? Also echt. Ich hatte mir diesen Moment schon tausendmal ausgemalt, seit ich beschlossen hatte, Jesse zurückzuholen. In meiner Vorstellung hatte es keinerlei Erklärungen bedurft - Jesse schlang einfach seine Arme um mich und küsste mich. Auf den Mund.
    Aber das hier … Das war echt komisch. Ich wünschte, ich hätte mir ein paar passende Worte zurechtgelegt.
    »Ähm …«, sagte ich. Wieso konnte ich nicht mit diesem ewigen Ähm-Sagen aufhören? »Ich … ich wollte mich vergewissern, dass du wirklich hier sein wolltest. Denn wenn nicht … Also, Pater Dominic und ich dachten, du könntest vielleicht wieder zurückkommen. Um zu erledigen, was du … zu erledigen hast, du weißt schon, was dich da unten festgehalten hat. In meiner Welt, meine ich. In unserer Welt«, verbesserte ich mich hastig, Pater Dominics Worte im Ohr. »In unserer Welt, meine ich.«
    Jesse starrte mich weiterhin nur an.
    »Susannah«, sagte er dann. Seine Stimme klang seltsam, und der Grund dafür wurde mir gleich klar, als er weitersprach. »Hast du mich hierher verfrachtet?«

    Ich riss den Mund auf. »Was? Wie meinst du das?«
    Jetzt wusste ich, warum seine Stimme so merkwürdig klang - sie war voller Schmerz.
    »Hast du mich exorzieren lassen?«, fragte er.
    »Ich?« Meine Stimme schoss sofort acht Oktaven in die Höhe. »Ich?! Natürlich nicht! Das würde ich doch nie tun! Das weißt du doch, Jesse! Der Junge hat das getan - Jack. Deine Freundin Maria hat ihn nämlich dazu gebracht. Sie wollte dich loswerden. Sie hat Jack erzählt, du würdest mir nach dem Leben trachten, und da er es nicht besser wusste, hat er dich exorziert. Und dann hat Felix Diego mich vom Dach geschmissen und dann haben die deine Leiche gefunden, Jesse, ich meine, deine sterblichen Überreste, und ich hab an die Hauswand gekotzt, und dann dachte ich, wenn du vielleicht zurückkommen willst, könnte ich dir dabei helfen, und deswegen hab ich das Seil mit, daran können wir uns wieder zurückhangeln.«
    Auch wenn ich nicht im Jenseits bin, rede ich oft ohne Punkt und Komma, und auch diesmal konnte ich nicht anders. Es sprudelte einfach alles aus mir heraus. Na ja, nicht ganz alles. Natürlich würde ich ihm auf keinen Fall erzählen, warum ich ihn zurückholen wollte. Ich würde das L-Wort sicher nicht in den Mund nehmen. Was nicht nur an Pater Doms Warnung lag.
    »Ich meine«, fuhr ich fort, »falls du überhaupt zurückkommen möchtest. Ich könnte es ja verstehen, wenn du hierbleiben willst. Ich meine, nach hundertfünfzig Jahren muss das eine ziemliche Erleichterung sein. Bestimmt darfst du bald weiterwandern, oder du kriegst
ein neues Leben, oder du kommst in den Himmel oder was weiß ich. Aber ich dachte eben, es war ziemlich unfair von Maria, das zu tun, was sie getan hat - zweimal -, und wenn du also wieder mitkommen willst, um rauszufinden, warum du so lange da warst, auf der Erde, meine ich, dann würde ich dir gern dabei helfen. Das meine ich.«
    Ich schaute auf Pater Doms Armbanduhr. Das war leichter, als Jesse anzustarren und diesen Gesichtsausdruck zu sehen - als könnte er immer noch nicht fassen, was er da erblickte. Und hörte.
    »Das Problem ist nur«, fuhr ich fort, »dass ich bloß eine halbe Stunde von meinem Körper getrennt sein darf, bevor ich ihn endgültig verliere, und es sind nur noch fünfzehn Minuten übrig. Du musst dich mit deiner Entscheidung also beeilen. Und, was meinst du?«
    Na, Pater Dom, war das unsexy genug für Sie? , dachte ich. Ich spielte bewusst nicht mit meinen weiblichen Reizen. Ich lächelte nicht mal! Ich war der Inbegriff eines professionellen Mittlers.
    Nur dass ich keine Ahnung hatte, wie lange ich in der Lage sein würde, diese professionelle Fassade aufrechtzuerhalten. Vor allem weil Jesse nun - wie seinerzeit schon mal - die Hand auf meinen Arm legte.
    »Susannah.« Seine Stimme war jetzt nicht mehr schmerzerfüllt, sondern klang verdammt wütend. »Soll das heißen, du bist

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