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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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einen Vorteil daraus gezogen. Meiner Meinung nach war das Universum mir daher etwas schuldig.
    Auch der Gladiator schien beeindruckt. »Eine Mittlerin?«, fragte er mit ganz neuem Tonfall. Dann sah er auf mich herab, als wäre ich ein Affe, der plötzlich angefangen hatte, die Nationalhymne zu singen.
    Aber irgendwie musste ich das richtige Stichwort genannt
haben, denn er fuhr fort: »Ich kenne jenen, von dem du sprachst.«
    Dann schien er einen Beschluss gefasst zu haben. Er trat zur Seite. »Geh nun«, sagte er herrisch. »Öffne keine Türen. Er wird von selbst kommen.«
    Ich starrte ihn an. »Ui … Ist das Ihr Ernst?«
    Zum ersten Mal schimmerte so etwas wie Persönlichkeit durch. »Sehe ich so aus, als triebe ich Scherze?«, sagte er.
    »Ähm«, stammelte ich. »Nein.«
    »Ich bin nämlich der Torwächter. Ich treibe nie Scherze. Geh jetzt.« Er deutete nach vorn. »Du hast nicht viel Zeit.«
    In der Richtung, in die er zeigte, war in der Ferne etwas zu sehen. Keine Ahnung, was es war, aber es hob sich jedenfalls deutlich vom Nebel ab. Ich hätte meinen Gladiatorenfreund am liebsten umarmt, konnte mich aber gerade noch beherrschen. Er sah nicht so aus, als stünde er auf Knuddeln.
    »Danke«, sagte ich. »Tausend Dank.«
    »Beeil dich«, meinte der Torwächter. »Und denk dran: Was auch immer du tust: Geh nicht ins Licht.«
    Ich hatte gerade am Seil gezogen, damit Pater Dominic etwas lockerer ließ. Ich starrte den Gladiator ungläubig an.
    »Geh nicht ins Licht?«, wiederholte ich. »Soll das ein Scherz sein?«
    »Wie bereits gesagt, ich pflege nicht zu scherzen«, erwiderte er empört. »Wieso sollte ich etwas sagen, was ich nicht meine?«

    Ich hätte ihm gern gesagt, dass dieses »Geh nicht in das Licht« so was von abgelutscht war. Seit Poltergeist war der Spruch quasi unsagbar geworden.
    Aber vielleicht war der Typ, der das Filmdrehbuch geschrieben hatte, ja auch ein Mittler gewesen? Vielleicht waren er und dieser Torwächter ja Kumpels oder so.
    »Okay, ich hab’s kapiert«, sagte ich und schob mich an ihm vorbei. »Nicht ins Licht gehen.«
    »Und keine Türen aufmachen«, erinnerte er mich.
    »Keine Türen aufmachen«, wiederholte ich und verzog das Gesicht. »Alles klar.«
    Dann drehte ich mich um - und der Nebel war weg.
    Na ja, nicht ganz weg. Er leckte immer noch so ein bisschen an meinen Fersen. Aber das meiste war auf einmal verschwunden. Jetzt konnte ich erkennen, dass ich mich in einem Gang befand, der von mehreren Türen gesäumt war. Über mir war keine Decke, nur die eisig blitzenden Sterne am pechschwarzen Himmel. Und der Gang mit den vielen Türen schien sich endlos vor mir zu erstrecken.
    Ich durfte keine davon aufmachen. Und ins Licht gehen auch nicht.
    Letzteres war ganz leicht einzuhalten. Es war nämlich kein Licht zu sehen, in das ich hätte gehen können. Aber wie sollte ich mich beherrschen, keine dieser vielen Türen aufzumachen? Jetzt mal ehrlich. Natürlich wollte ich wissen, was dahinter vorging. Ob ich vielleicht doch eine öffnen konnte, nur einen kleinen Spalt, und mal kurz reinspitzeln? Was würde ich finden: Paralleluniversen? Den Planeten Vulcan? Oder vielleicht eine Welt,
in der Suze Simon ein ganz normales Mädchen war? Vielleicht gar eine Abschlussballkönigin und das beliebteste Mädchen der Schule? Und Jesse kein Geist, sondern ein ganz normaler junger Mann, der sie zum Tanzen ausführen konnte und ein eigenes Auto hatte, statt in ihrem Zimmer rumzuspuken?
    Aber dann hörte ich plötzlich auf, mich zu fragen, was hinter den geschlossenen Türen sein könnte. Es kam nämlich jemand über den Flur auf mich zu, als hätte er sich gerade aus dem Nichts materialisiert: Jesse.
    Er wirkte ziemlich überrascht, mich zu sehen. Keine Ahnung, ob es daran lag, dass er mich hier, in diesem himmlischen Wartesaal, erblickte, oder an dem Seil um meine Hüften, das zugegebenermaßen kein bisschen zum Rest des Outfits passte.
    So oder so - Jesse war ziemlich geschockt.
    »Oh«, sagte ich und deckte mir hastig den Pony über die Beule. »Hi.«
    Jesse blieb wie vom Donner gerührt stehen und starrte mich an, als würde er seinen Augen nicht trauen. Er sah genauso aus wie beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte. In seiner Gestalt als Geist, meine ich. Denn das letzte Mal, dass ich ihn sozusagen gesehen hatte, war der Tag gewesen, an dem man seine verrottene Leiche barg und ich daraufhin das Abendessen von mir gegeben hatte.
    Jesse in dieser Gestalt zu sehen, war echt viel

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