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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Sekundenbruchteil später dämmerte mir, was es war.
    Angst. Jesse hatte Angst.
    Plötzlich hatte ich auch Angst. Vorher hatte ich wohl unter Schock gestanden, aber jetzt hatte ich totale Panik. Denn wenn Jesse schon Angst hatte, bedeutete dies, dass etwas richtig, richtig Schlimmes bevorstand. Jesse war nämlich nicht so leicht in Angst und Schrecken zu versetzen.
    »Ruf ihn herbei«, wiederholte er.
    Ich löste den Blick von Jesse und sah mich um. Aber egal, wo ich hinschaute, überall war nur Nebel, Nachthimmel und wieder Nebel. Kein Torwächter weit und
breit. Kein Loch, durch das man in die Junipero-Serra-Missionskirche zurückkehren konnte. Kein Gang voller Türen. Nichts.
    Aber dann war da plötzlich doch etwas. Eine Gestalt kam auf uns zu. Erleichterung durchflutete mich. Endlich - der Torwächter. Er würde mir helfen. Ich wusste, er …
    Aber als die Gestalt näher kam, erkannte ich, dass es überhaupt nicht der Torwächter war. Dieser Typ trug auf dem Kopf nichts außer Haaren. Lockigen braunen Haaren. Die sahen genauso aus wie bei …
    »Paul?«, keuchte ich ungläubig.
    Ich konnte es nicht fassen. Paul Slater! Paul Slater kam auf uns zu. Aber wie …
    »Suze«, sagte er wie beiläufig und schlenderte herbei. Seine Hände steckten in den Hosentaschen, sein Brooks-Brothers-Hemd hing lose über dem Hosenbund. Er sah aus, als käme er gerade von einem langen Tag auf dem Golfplatz.
    Paul Slater. Paul Slater!
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich. »Bist du … bist du tot?«
    »Das wollte ich dich auch gerade fragen«, sagte er. Er sah zu Jesse hinüber, der immer noch meine Schultern festhielt. »Wer ist denn dein Freund hier? Ich nehme doch an, dass er ein Freund ist, oder nicht?«
    »Ich …« Ich blickte zwischen Jesse und Paul hin und her. »Ich bin hierhergekommen, um ihn zu holen«, erklärte ich. »Ja, er ist ein Freund von mir. Jesse. Jack hatte ihn aus Versehen exorziert, und …«

    »Ach so.« Paul wippte auf den Fersen vor und zurück. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst Jack lieber in Ruhe lassen. Er wird doch nie einer von uns, verstehst du.«
    Ich starrte ihn an. Was ging denn hier ab? Es ergab keinen Sinn, dass Paul Slater hier war. Sofern er nicht tot war. »Einer … einer von uns?«, stammelte ich.
    »Ja, einer von uns. Ich hab’s dir doch gesagt, Suze. Dieses ganze Gutmensch-Mittler-Gelaber und so. Unglaublich, dass du darauf reingefallen bist.« Er schüttelte kichernd den Kopf. »Ich hätte dich für schlauer gehalten. Ich meine, bei dem alten Mann kann ich’s ja noch verstehen. Er kommt aus einer ganz anderen Welt … aus einer anderen Generation. Und Jack, der ist natürlich … na ja, für so was eben ungeeignet. Aber du, Suze … Von dir hätte ich echt mehr erwartet.«
    Jesse ließ meine Schultern los und umklammerte mit einer Hand mein Handgelenk. Das Handgelenk, an dem ich Pater Doms Uhr trug. »Ich gehe mal davon aus, dass das nicht der Torwächter ist«, bemerkte er.
    »Nein«, sagte ich. »Das ist Jacks Bruder Paul. Paul?« Ich sah ihn an. »Wie bist du hierhergekommen? Bist du jetzt tot oder nicht?«
    Paul verdrehte die Augen. »Natürlich nicht, ich bitte dich. Übrigens musst du nicht dieses ganze Tamtam betreiben, um herzukommen. Du kannst genau wie ich beliebig zwischen den beiden Welten hin- und herpendeln. Du hast so viel Zeit mit ›Helfen‹ vergeudet …«, er malte mit den Fingern Anführungsstriche in die Luft, »… mit solchen verlorenen Seelen wie dem hier …«, er
deutete mit dem Kopf in Jesses Richtung, »… dass du nie dein richtiges Potenzial entdeckt hast.«
    Ich starrte ihn an. »Du hast … du hast doch gesagt, du glaubst nicht an Geister.«
    Er lächelte wie ein Kind, das mit der Hand im Bonbonglas erwischt worden ist. »Da habe ich mich wohl etwas unklar ausgedrückt. Ich glaube wohl an Geister. Ich halte nur nichts davon, mich von ihnen mit Beschlag belegen zu lassen, so wie du.« Er musterte Jesse verächtlich.
    Ich hatte immer noch meine liebe Not, das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten.
    »Aber … aber sind Mittler nicht genau dafür da?«, stammelte ich. »Um verlorenen Seelen zu helfen?«
    Paul fröstelte, als wäre der Nebel um uns herum kälter geworden. »Wohl kaum«, sagte er. »Na ja, bei dem alten Priester vielleicht schon. Und bei Jack. Aber sicher nicht in meinem Fall. Und in deinem auch nicht, Suze. Und wenn du dir die Mühe machen würdest, in diesem Bereich nachzuforschen, statt diesen Typen erretten zu wollen …«, er

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