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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Paul, dass es statt Cognac und Kamin auch Buletten und Bionade getan hätten.
    Ich ging schnellen Schrittes weiter, immer den langen Flur entlang, der zu Dr. Slaskis Zimmer führte. Von ferne hörte ich schon wieder den Game-Show-Kanal dröhnen. Das war ja ein super-romantisches Setting für einen netten Abend zu zweit. »Und hier ist Ihre niegelnagelneue Waschmaschine!« – Knutsch, Schlabber.
    Vor der Tür zu Dr. Slaskis Zimmer blieb ich stehen und klopfte an. Ich wollte nicht unbedingt reinplatzen, während er gerade vom Pfleger gewaschen wurde. Da niemand antwortete, öffnete ich die Tür und trat ein. Dr. Slaskis Pfleger saß zusammengesunken auf einem Stuhl in der Ecke und gönnte sich offensichtlich eine Mütze Schlaf. Dr. Slaski, der, mit Kissen abgestützt, in seinem Pflegebett saß, schien ebenfalls zu dösen.
    Es tat mir leid, ihn wecken zu müssen, aber ich hatte keine andere Wahl. War es falsch von mir zu glauben, dass er über die Machenschaften seines Enkels informiert werden musste? Nämlich dass Paul drauf und dran war, in den Lauf der Geschichte einzugreifen, wovor Dr. Slaski persönlich mich eindringlich gewarnt hatte?
    »Dr. Slaski?« Ich flüsterte, um den Pfleger nicht zu wecken. »Dr. Slaski, hören Sie mich? Ich bin’s, Suze. Suze Simon. Ich muss Sie etwas ganz Wichtiges fragen.«
    Dr. Slaski öffnete ein Auge und sah mich an. »Ich hoffe, es lohnt die Mühe …«, sagte er mit beunruhigend unregelmäßiger Atmung.
    »Nein«, entgegnete ich. »Also, ich meine, es hat nichts mit Mühe zu tun, eher mit Sorge – es geht um Paul.«
    Dr. Slaski verzog das Gesicht. »Natürlich.«
    »Wissen Sie«, sagte ich und setzte mich neben das Bett, »ich habe herausgefunden, dass Paul in die Vergangenheit reisen will.«
    Dr. Slaski riss die Augen auf. »Um die Menschheit von dem ollen Diktator Stalin zu befreien?«
    »Ähm … nein … Um meinem Freund das Leben zu retten.«
    Pauls Großvater sah mich mit trüben Augen an. »Und … was spricht dagegen?«
    »Paul will Jesses Leben retten«, sagte ich im Flüsterton, um den Pfleger nicht zu wecken, »damit ich ihm niemals begegne!«
    »Wem, Paul?«
    »Nein, Jesse!«
    Dr. Slaski fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen. »Und Jesse ist …?«
    »Tot. Er ist tot.« Ich sah unruhig zu dem Pfleger hinüber. »Mein Freund ist ein Geist.«
    Dr. Slaski schloss langsam die Augen. »Für so was fehlt mir die Geduld. Ich bin heute sehr müde.«
    »Dr. Slaski!« Ich beugte mich vor und rüttelte ihn am Arm. »Bitte, Sie müssen mir helfen! Bringen Sie Paul davon ab. Sagen Sie ihm, dass man mit der Zeit nicht herumspielen darf, so wie Sie es mir gesagt haben. Sagen Sie ihm, dass das gefährlich ist. Dass er so wie Sie enden wird. Sagen Sie ihm irgendwas, bitte! Sie müssen ihn aufhalten, bevor er mein Leben zerstört!«
    Dr. Slaski schüttelte langsam den Kopf. »Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Ich habe keine Kontrolle über den Jungen. Habe ich nie gehabt. Und werde ich auch nie haben.«
    »Aber Sie können es doch wenigstens versuchen, Dr. Slaski. Bitte, Sie müssen es versuchen! Wenn er Jesses Tod verhindert …«
    »Dann bricht er Ihnen das Herz.« Er öffnete wieder die Augen und sah mich an. »Und Ihr Leben ist zu Ende.«
    »Genau!«
    »Wie alt sind Sie?«, fragte er. »Fünfzehn, sechzehn? Glauben Sie wirklich, dass Ihr ganzes Leben zusammenbricht, nur weil ein Junge – ach was, ein Geist!  –, in den Sie sich verguckt haben, aus Ihrem Leben verschwindet? Nächstes Jahr würden Sie sich ohnehin nicht mehr an ihn erinnern.«
    »Das stimmt nicht«, zischte ich ihn an. »Das zwischen Jesse und mir ist etwas ganz Besonderes. Paul weiß das auch. Deswegen will er es ja zerstören.«
    Das schien Dr. Slaskis Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Tatsächlich? Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil …« Es war mir schon ein wenig peinlich, das zuzugeben, aber was blieb mir übrig? »Weil er mit mir zusammen sein will. Er will mich für sich allein. Weil wir beide Mittler sind.«
    Ein Lächeln huschte über Dr. Slaskis fleckige, aufgesprungene Lippen.
    »Wechsler«, verbesserte er mich.
    »Wechsler«, wiederholte ich. »Hören Sie, Dr. Slaski, was er vorhat, ist nicht richtig. Das sehen Sie doch genauso.«
    »Im Gegenteil«, sagte Dr. Slaski und hustete geräuschvoll. »Das ist vielleicht die beste Idee, die der Junge jemals hatte. So romantisch. Macht ihn mir fast sympathisch.«
    »Dr. Slaski!«
    »Was ist denn daran so falsch?« Er starrte mich an.

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