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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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nicht erwischt. Also hatte ich noch Zeit …
    Aber was genau wollte ich in der Zeit anstellen? Was würde ich tun, wenn ich Jesse träfe? Sollte ich ihm sagen, er dürfe nicht in Mrs O’Neils Pension absteigen, weil er dann ermordet würde? Ich wollte ja, dass er eines frühzeitigen Todes starb. Wie sonst sollten wir uns im einundzwanzigsten Jahrhundert kennen- (na ja, und lieben) lernen?
    Ich musste vorerst in Pauls Nähe bleiben. Ihn beobachten und seinen Plan vereiteln, Diego kaltzumachen. Vielleicht würde ich Jesse ja gar nicht begegnen. Das wäre auch in Ordnung. Denn was in aller Welt hätte ich ihm sagen können? Wenn er mich womöglich, genauso wie Mrs O’Neil, für eine Nutte hielt? Das würde ich nicht ertragen.
    Das erinnerte mich an etwas …
    »Wird eigentlich irgendjemand bemerken, dass wir weg sind?«, fragte ich Paul. »In unserer Zeit, meine ich? Oder ist praktisch keine Zeit vergangen, wenn wir zurückkommen?«
    »Keine Ahnung.« Wahrscheinlich hatte Paul, als ich aufgetaucht war, gerade ein Nickerchen machen wollen. Jedenfalls versuchte er jetzt mit aller Anstrengung, das Gespräch abzukürzen, um zu schlafen. Meine endlose Fragerei schien ihm auf die Nerven zu gehen. »Warum hast du das alles nicht meinen Großvater gefragt? Ihr beiden steht euch doch so nah …«
    »Dazu hatte ich ja keine Gelegenheit mehr, wie du weißt.« Ich starrte ihn durchdringend an (zumindest versuchte ich das in der Dunkelheit). Mir war immer noch nicht klar, warum Dr. Slaski mich ins Vertrauen gezogen hatte und nicht seinen eigenen Enkel. Andererseits war Paul ein unverbesserlicher Egoist. Und ein Dieb. Ach ja, und dann hatte er den alten Opi noch vorsätzlich vergiftet.
    »Er ist nicht der, für den du ihn hältst, Paul«, sagte ich. »Er ist nicht dein Feind. Er ist wie wir.«
    »Sag das nie wieder.« Selbst in der Finsternis konnte ich den bohrenden Blick aus Pauls blauen Augen erkennen. »Nie wieder.«
    »Warum nicht? Er ist ein Mittler, Paul, ein Wechsler. Von ihm hast du deine Fähigkeiten wahrscheinlich geerbt. Er weiß über vieles Bescheid. Zum Beispiel dass wir eines Tages wie er enden werden, wenn wir zu lange mit unseren Kräften herumspielen.«
    »Ich hab doch gesagt, ich will das nicht hören!«, blaffte Paul mich an.
    »Aber wenn du ihm wenigstens eine Chance geben würdest … zum Beispiel mal aufhören würdest, ihn ständig als ›alten Sack‹ zu bezeichnen, und ihm mal …«
    »Wir sind nicht wie er, kapiert? Du und ich, wir sind ihm kein Stück ähnlich. Er war dumm. Er wollte mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit. Er wollte der ganzen Welt mitteilen, dass es Leute wie uns gibt, Mittler … Wechsler … wie auch immer. Aber alle haben ihn ausgelacht. Mein Dad musste seinen Namen ändern, Suze, weil er zum Gespött geworden war. Schließlich ist er doch mit diesem Psycho verwandt. Also erzähl mir niemals – nie wieder! –, dass wir ihm ähnlich sind oder so enden werden wie er! Ich weiß über mein Schicksal schon selbst Bescheid.«
    Jetzt war ich verwirrt. »Echt? Und wie sieht das aus?«
    »Jedenfalls ende ich nicht wie er. Dad ist mein Vorbild.«
    »Dein Dad ist aber kein Mittler«, erinnerte ich ihn.
    »Ich meine ja auch, dass ich reich werde, genau wie mein Vater«, gab Paul zurück.
    »Und wie willst du das anstellen?« Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. »Indem du die Leute bestiehlst, denen du eigentlich helfen solltest?«
    »Jetzt geht das schon wieder los …« Paul schüttelte ungehalten den Kopf. »Wer hat dir eigentlich den Floh ins Ohr gesetzt, Suze, dass man den Toten helfen muss? Na? Wer?«
    »Du weißt genau wie ich, dass es falsch war, das Geld an dich zu nehmen. Es gehört dir nicht.«
    »Na und?«, antwortete er. »Es trifft ja keinen Armen. Anders als du habe ich keine Gewissensbisse dabei. Eines Tages werde ich im Geld schwimmen, Suze. Und im Gegensatz zum alten Sack werde ich dabei noch die Kontrolle über mich haben.«
    »Es sei denn, dir schmilzt vorher vor lauter Zeitreisen das Gehirn weg«, merkte ich an.
    »Das wird nicht passieren«, sagte er. »Das hier ist eine einmalige Sache. Wenn ich hier fertig bin, muss ich nie wieder herkommen.«
    In der Dunkelheit betrachtete ich sein Profil. Er lag direkt neben mir unter der kratzigen Pferdedecke und verströmte eine solche Körperwärme, dass mir langsam heiß wurde.
    In diesem Moment wurde mir bewusst, dass Jesse bisher der Einzige gewesen war, neben dem ich so nah gelegen hatte. Und was Jesses

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