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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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hätten und er es sich leisten konnte.
    Das Scheunentor war geschlossen – hoffentlich nicht ver schlossen, dachte ich.
    Ein Glück, es war offen. Ich zog eine der großen Torhälften auf und schlüpfte ins Innere, während ein greller Blitz die Nacht kurz zum Tag werden ließ und der folgende Donner ohrenbetäubend krachte.
    Wenigstens war es hier in der Scheune trocken. Stockfinster, aber trocken. Der Geruch war hier sehr viel stärker. Ich konnte die Pferde unruhig in ihren Boxen scharren hören; das Gewitter machte ihnen zu schaffen. Doch da lag noch ein anderer Geruch in der Luft. Heu, vermutete ich. Ganz sicher war ich mir nicht, ich war nicht gerade ein Mädel vom Lande. Aber das Zeug, das unter meinen Sohlen knisterte, konnte gut und gerne Heu sein.
    Na, herzlichen Glückwunsch. Ich war hierhergekommen, um meinen Freund zu retten beziehungsweise jemand anderen davon abzuhalten, ihn zu retten, und alles, was ich bisher erreicht hatte, war, seine Pensionswirtin auf die Palme zu bringen.
    Ach ja, und nass zu werden. Und eine Scheune zu finden.
    Dr. Slaski hatte mit seiner Warnung recht behalten. Zeitreisen waren wirklich kein Picknick.
    Als ich dann auch noch kurz darauf, als ich mir das Wasser aus den Haaren wringen wollte, eine schwere Hand auf meiner Schulter spürte, hatte ich ein für alle Mal genug von gelebter Geschichte.
    Zum Glück übertönte ein krachender Donnerschlag meinen Aufschrei. Ansonsten wäre die Wirtin – oder Gott behüte, ihr Mann, falls sie denn einen hatte – im Nu angerannt gekommen. Und dann hätte ich mir sehr viel mehr eingehandelt als nur einen Schrecken.
    »Still!«, hörte ich Paul flüstern. »Willst du, dass wir beide erschossen werden?«
    Ich wirbelte herum. In der Dunkelheit konnte ich nur schwerlich seine Umrisse ausmachen. Aber die Silhouette allein jagte mir einen Schrecken ein, der meinen Puls in unermessliche Höhen trieb.
    »Was tust du denn hier?« Ich hoffte, dass ich die Unsicherheit in meiner Stimme gut genug kaschiert hatte. Eine ganze Woge von Emotionen stieg bei seinem Anblick in mir auf: Verärgerung, weil er vor mir hierhergekommen war, Angst, weil er überhaupt hier war, und Erleichterung, weil er wenigstens ein bekanntes Gesicht war.
    »Was glaubst du denn, was ich hier tue?« Paul warf mir etwas Schweres, Kratziges zu.
    Ganz automatisch fing ich es auf. »Was ist das?«
    »Eine Decke. Zum Abtrocknen.«
    Dankbar warf ich mir die Decke um die Schultern. Trotz meiner dicken Motorradjacke fröstelte ich und zitterte unter dem Leder. Und nicht nur wegen des Regens.
    Die Decke stank nach Pferd. Aber das fand ich im Moment erstens nicht so schlimm und zweitens piepegal.
    »Na«, sagte Paul und schob sich in den schmalen Lichtkegel, der durch das immer noch offene Scheunentor hereinfiel, damit ich sein Gesicht sehen konnte. »Du hast es also geschafft.«
    Ich schniefte vor mich hin und versuchte, nicht daran zu denken, dass ich unterkühlt, durchnässt und in einer Scheune war. Im Jahr 1850.
    »Ich finde es nach wie vor erstaunlich, dass du immer noch meinst, du würdest damit durchkommen«, sagte ich, als ich das Zittern in meiner Stimme endlich unter Kontrolle hatte. Das Klappern meiner Zähne war allerdings eine andere Geschichte. »Dachtest du, ich würde dich nicht aufhalten können?«
    Paul zuckte die Achseln. »Ich fand, es war einen Versuch wert. Und ich kann meinen Plan immer noch in die Tat umsetzen, Suze. Noch ist er nicht hier.«
    »Wer?«, fragte ich begriffsstutzig. Ich suchte immer noch nach einer Möglichkeit, Paul loszuwerden und Jesse zu finden, ohne dass er mir folgte.
    »Jesse«, sagte Paul in einem Ton, als hielte er mich für komplett geisteskrank. Womit er wahrscheinlich gar nicht mal so unrecht hatte. »Wir sind einen Tag zu früh dran. Er kommt erst morgen.«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich und wischte mir die triefende Nase am Ärmel ab.
    »Ich hab mit der Wirtin gesprochen. Mrs O’Neil. Die Frau, der dein Haus gehört.«
    »Sie hat mit dir gesprochen?« Das überraschte mich. »Mit mir wollte sie nicht reden. Sie hat mich rausgeschmissen.«
    »Wieso? Bist du direkt vor ihren Augen aus dem Nichts erschienen?«, fragte Paul verächtlich.
    »Nein. Also, nicht direkt  vor ihren Augen.«
    Paul schüttelte den Kopf. Aber ich entdeckte den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. »Hast ihr wahrscheinlich fast einen Herzinfarkt beschert. Was hat sie eigentlich zu deinem Aufzug gesagt?« Er deutete auf meine Kleidung und ich

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